


























































































Die SC Rapperswil-Jona Lakers haben eine verhältnismässig extrem erfolgreiche Saison hinter sich. Wir haben mit dem Baumeister hinter dem Erfolg gesprochen. Sportchef Janick Steinmann hat uns einen Einblick in seine Arbeit gegeben und zudem auch über die Kaderplanung für die kommende Spielzeit Auskunft gegeben.
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Vertrag, üben Sie derzeit ihren absoluten Traumjob aus oder wie kommt es dazu, dass der Vertrag so langfristig (bis 2026, Anmerkung der Redaktion) verlängert worden ist?
Janick Steinmann, Sportchef der SC Rapperswil-Jona Lakers: "Es war ein grosser Wunsch vom Club, eine langfristige Lösung mit mir zu finden. Ich selbst bin ein grosser Befürworter von Kontinuität. Ich glaube nicht an den sogenannten «quick-fix». Über längere Zeit mit Personen zusammenzuarbeiten, bringt Vertrauen und die Chance, sich jedes Jahr zu verbessern. Jedes Jahr alles auf den Kopf zustellen, ist im Eishockey nicht zielführend."
In der abgelaufenen Saison war der SCRJ nicht gerade vom Verletzungsglück auf den Ausländerpositionen gesegnet. Wird für die kommende Saison von Beginn weg ein siebter Importspieler verpflichtet?
"Diese Frage kann ich noch nicht abschliessend beantworten. Falls wir uns für die CHL qualifizieren sollten, müssen wir uns ernsthaft Gedanken machen über sieben Ausländer vom Start weg. Unsere Liga ist sehr ausgeglichen und die Mannschaft muss jeden Abend hundert Prozent geben, um Punkte zu holen. Wir hatten dieses Jahr die vielen Verletzungen gut kompensieren können, werden jedoch nächste Saison nochmals auf einige sehr junge Spieler setzten. Um diese optimal zu unterstützen, müssen wir auch schauen, dass wir genügend Qualität haben, falls Top-Spieler verletzt ausfallen."
"Der Markt von Schweizer Spielern ist im April nicht mehr sehr gefüllt mit Spielern, welche Verletzungen von Top-Spielern kompensieren könnten. Weiter wird der Zeitpunkt kommen, wo jede Mannschaft gezwungen ist, einen siebten Ausländer zu verpflichten, um jeden Abend zu performen. Zudem müssen wir berücksichtigen, dass unsere Verletzungen auch mit der Intensität des Trainings und dem Spielsystem zusammenhängen können. Wir müssen eine Balance finden, um die Jungen zu fördern und kompetitiv zu sein."
Die Kaderplanung ist in Rapperswil schon eher weit fortgeschritten. Wo sehen Sie noch den grössten Handlungsbedarf für das Team der nächsten Saison?
"Die Frage ist nur noch, ob wir mit sieben Ausländern starten oder nicht. Weiter hoffe ich, dass wir keine schlimmeren Verletzungen über den Sommer erleiden."
Die letzten drei Spielzeiten dürfen für Rapperswil fraglos als Erfolg gewertet werden. Was ist einem Sportchef aber lieber, Playoffhalbfinale und Platz 10 oder Top-4 Platzierung in der Qualifikation und Out im Viertelfinale?
"Gute Frage - Ich glaube, die guten Regular Seasons halfen unserem Klub enorm, um einen Schritt nach vorne zu kommen. Die Mannschaft hat sehr konstant gespielt. Dies war auch so in den Playoffs, leider konnten wir in den letzten zwei Jahren Davos und Zug im Viertelfinale nicht bezwingen. Wir haben mit vielen jungen Spielern sehr wichtige Erfahrungen gesammelt. Wir werden den Schritt in den Halbfinal wieder schaffen, davon bin ich überzeugt. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, woher wir kommen. Jedes Jahr die Playoffs zu erreichen, ist in dieser Liga und mit unseren Voraussetzungen nicht einfach. Wir müssen und werden jedes Jahr versuchen, das Maximum aus unseren Möglichkeiten zu machen."
Von aussen betrachtet, würde man sagen, der SCRJ spielt bereits am Maximum der Möglichkeiten. Wo sehen Sie aber noch Steigerungspotenziale?
"Wer definiert das Maximum? Eishockey ist ein Teamsport auf rutschiger Unterlage. Man kann sich immer steigern und verbessern. Aktuell sahen wir die letzten zwei Jahre in den Playoffs, dass wir unsere Special-Teams noch verbessern müssen."
Im Dezember wurde Roman Cervenka zur Nationalmannschaft aufgeboten und kehrte verletzt zurück. Wie empfinden Sie es als Sportchef, wenn Spieler während der Saison ein Aufgebot zur Nationalmannschaft erhalten?
"Ich bin ein grosser Fan der Nationalmannschaft. Es ist ein Ziel von uns, Spieler für die Nationalmannschaft auszubilden. Im Fall von Roman Cervenka bin ich zwiegespalten. Er ist in einem fortgeschrittenem Alter und arbeitet jeden Tag sehr hart an sich. Dabei sollte er die Regeneration nicht vergessen, dass er auch noch an der WM teilnehmen kann. Weiter ist Cervenka ein Spieler, welcher sich während der Saison nicht für einen Platz in der Nationalmannschaft aufdrängen muss. Als Captain ist er für die grossen Turniere nach der Saison gesetzt. Da sehe ich keinen wirklichen Mehrwert, wenn er bei diesen Turnieren während der Saison spielt. Aber dass er nach der Saison an die WM fährt oder zu Olympia, ist in jedem Alter eine Challenge und ein mit Stolz verbundener Event."
In der Medienmitteilung zu ihrer Vertragsverlängerung hoffen Sie künftig auf noch mehr Zuschauer in der Arena. Das Zuschaueraufkommen hat bereits eine positive Entwicklung genommen in den letzten Jahren, wie will der Verein noch mehr Personen ins Stadion bewegen?
"Der Klub hat in den letzten Jahren vieles gemacht, um für Zuschauer attraktiv zu sein. Wir sind endlich das Eisblau losgeworden, haben einen neuen Würfel, eine neue Soundanlage, die Pausenanalyse, attraktives Eishockey und ein tolles Catering-Angebot. Wir möchten in Zukunft noch mehr Events und Nähe zu den Fans bieten. Erfolgreiches und attraktives Eishockey sowie gute Arbeit mit dem Nachwuchs ist von zentraler Bedeutung."
Die auffälligste Regeländerung im Vorfeld der letzten Saison war das visuelle Torraumoffside, das die Fans ziemlich irritierte. Wie stehen Sie dieser Regelung gegenüber?
"Diese Regeländerung werden wir über den Sommer genau unter die Lupe nehmen. Es sollte klarer sein für die Referees, Teams und Zuschauer. Mehr Schwarz/Weiss anstatt immer diese Grauzonen. Leider wurden viele Tore nicht gegeben, welche niemand verstanden hat, weshalb. Wir müssen da Anpassungen machen, die Zuschauer kommen ins Stadion, um sich über Tore zu freuen und nicht, um gute Tore abzuerkennen."
Welcher Spielstil einer anderen Schweizer Mannschaft imponiert Ihnen am meisten und was würden Sie davon gerne auch in Rapperswil-Jona sehen?
"Ich liebe Eishockey mit Tempo und Spielfluss. Der EHC Biel und Genf haben diese Saison auf sehr hohem Level gespielt. Mit viel Speed und Skill über viele Linien verteilt und verdient den ersten und zweiten Platz in der Regular Season belegt. Auch wir versuchen, mit viel Speed und Scheibenkontrolle zu spielen. Ich würde gerne mit unserem Spiel den nächsten Schritt in den Playoffs machen und nicht eine andere Mannschaft kopieren."
Die Mannschaft dürfte in Bälde den wohlverdienten Urlaub antreten. Wie sieht das bei Ihnen aus? Wann kann ein Sportchef ein paar Wochen ausspannen?
"Direkt nach der Beendung einer Saison ist die strengste Zeit für einen Sportchef. Mit allen Exit-Meetings und Saisonevaluationen gibt es viel zu tun. Aber ich werde Ende April auch in die Ferien fahren oder fliegen können und meine Familie geniessen."
Vielen Dank für das Interview.