Daniel Vozenilek heisst der Mann der Stunde in der National League. Jüngst stellte er mit zehn Toren in ebenso vielen aufeinanderfolgenden Partien einen neuen Klubrekord für den EVZ auf. Jetzt schaut er mit einem Auge auf den NL-Rekord.
Der EV Zug war schon die Heimat vieler aussergewöhnlicher Import-Spieler und auch diesen Sommer konnte man einen wahren Transfercoup landen. Mit der WM-Goldmedaille im Gepäck verpflichtete man den tschechischen Meisterhelden Daniel Vozenilek. Ein Spieler, der keine Eingewöhnungsphase brauchte, sondern bereits dabei ist, sich in der Schweiz oder zumindest in Zug zu verewigen.
Es ist ein Kunststück, welches nur die wenigsten Spieler überhaupt in der Geschichte der National League vollbringen konnten, die Rede ist von mindestens zehn Toren in zehn aufeinanderfolgenden Spielen. Zuletzt sah man das in der Schweiz in der Saison 03/04 von Ville Peltonen im Dress des HC Lugano. Bis am Abend des 29. Oktober der Tscheche Daniel Vozenilek den Puck hinter Janne Juvonen versenkte und sich somit ebenfalls in den Zehner-Serientorschützenklub einreihte. Ein Moment für die EVZ-Geschichtsbücher.
In Zug erleben sowohl Spieler als auch Fans eine Achterbahnfahrt der Gefühle in dieser Saison. Denn der Saisonauftakt misslang in hohem Masse und die Fans konnten nicht glauben, wie weit unten der EVZ in der Tabelle stand, hat man doch mit gezielten Transfers sein Kader nochmals ordentlich verstärkt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen und genauso riesig die Enttäuschung zum Saisonauftakt. Ein solcher neuer Transfer war die Addition des 28-jährigen Tschechen Daniel Vozenilek.
Der 1,90 m grosse und 97 kg schwere Flügelspieler kam mit viel Vorschusslorbeeren zu den Zugern. Vozenilek war frisch gebackener Weltmeister mit Tschechien und amtierender tschechischer Meister mit HC Oceláři Třinec, als er den Weg in die Zentralschweiz fand. Und der grosse Stürmer fügte sich direkt sehr gut ins Team ein, versteht sich vor allem mit Landsmann Jan Kovar ausgezeichnet und kannte absolut keine Anlaufschwierigkeit. Denn nach 16 Spielen steht der Linksschütze bei 21 Torbeteiligungen und ist somit Ligatopscorer.
Doch das jüngste Ereignis, das zu reden gibt, ist der neue Vereinsrekord von zehn Partien hintereinander, in denen der Tscheche mindestens ein Tor erzielen konnte. Er übertrumpft damit den bisherigen Rekord von Bill McDougall von 1997. Seit 21 Jahren gab es keinen Spieler mehr, der eine solche Serie hinlegen konnte.
Insgesamt gibt es neun andere Spieler, die entweder die gleiche Serie oder sogar noch eine bessere vorweisen konnten. Denn mit zehn Toren in zehn aufeinanderfolgenden Spielen reiht sich Vozenilek unter drei weitere Namen ein: Ville Peltonen mit Lugano 2003/04, Don McLaren mit Olten 1989/90 und Peter Jaks mit Lugano 1987/88. Diese drei Herren scheiterten im elften Spiel und konnten die Serie nicht weiter ausbauen.
Vozenilek kann seine Ausbeute aber noch ausbauen. Bei elf Toren in ebenso vielen Partien am Stück stehen folgende drei Spieler: Roberto Lavoie mit Olten 1985/86, Jörg Eberle mit Lugano 1988/89 und Igor Tschibiriew mit Ambri 1997/98.
Käme der Tscheche auf 12 Treffer, so dürfte er sich gleichstellen mit den Herren Jean-Francois Sauvé, der in der Saison 1987/88 mit Fribourg den Erfolg erzielte, sowie Mario Brodmann, der in der Saison 1990/91 ebenfalls diese unglaubliche Leistung abgerufen hat.
Doch an der Spitze steht aktuell nur ein Spieler, der alle überragt. In vier Spielen am Stück müsste Vozenilek nun noch ein Tor erzielen, um den sensationellen Rekord von Lance Nethery zu brechen. Der Kanadier brachte den Rekord von 14 Treffern in 14 aufeinander folgenden Spielen in der Saison 1985/86 im Dress des HC Davos zustande.
Daniel Vozenilek könnte somit in den nächsten Tagen Schweizer Hockey-Geschichte schreiben. Der EV Zug preschte, auch dank des Tschechen, aus dem Tabellenkeller auf den aktuell vierten Tabellenplatz vor. Aus den letzten zehn Partien konnte man deren sieben gewinnen. Vozenilek und seine Zuger befinden sich also in bestechender Form. Um den Rekord zu knacken, stehen ihm in den nächsten fünf Spielen folgende Gegner im Weg: HC Davos, SC Bern, Lausanne HC, nochmals der SC Bern und die Rapperswil-Jona Lakers.
Wir wollen nicht zu gross einen Blick in die Glaskugel werfen, doch der Rekord dürfte wohl Wunschdenken bleiben, denn auf dem Papier sind das allesamt harte Gegner. Jedes dieser Teams steht zum aktuellen Zeitpunkt unter den besten sieben Teams der Liga. Vier oder gar fünf weitere Tore wären eine unglaubliche, fast schon surreale Leistung des Tschechen.
Dies soll nicht heissen, dass wir es Daniel Vozenilek nicht zutrauen würden, sondern lediglich, dass es ein hartes Stück Arbeit und wohl auch ein kleines bisschen Glück erfordert, dieses Phänomen vollbringen zu können. Aber wer weiss, vielleicht schreibt der Tscheche bald nicht nur Vereinsgeschichte, sondern knackt gleich noch einen 38-jährigen National-League-Rekord. Und das gleich in seinem ersten Jahr in der Schweiz.