






























































































An der EURO 2021 bedeutete das Viertelfinale nach einem Elfmeterkrimi gegen Spanien für das Schweizer Nationalteam Endstation. Drei Jahre später scheiterte die Schweiz erneut im Penaltyschiessen, diesmal an England. Wie schon nach der letzten Europameisterschaft stellt sich den Verantwortlichen die Trainerfrage.
Unerwartet folgte Nationaltrainer Vladimir Petkovic nach der EURO 2021 dem Angebot des FC Girondins de Bordeaux. Nach drei erfolgreichen Turnieren unter dem schweizerisch-bosnischen Doppelbürger, an denen die Schweiz immer die K.o.-Runde erreichte, musste ein neuer Trainer her. Es wurden viele Namen gehandelt, am Ende fiel die Wahl mit Murat Yakin auf einen ehemaligen Nationalverteidiger. Vom FC Schaffhausen auf den Trainerstuhl im Nationalteam - ein Wechsel, der bei einigen Skepsis hervorrief. Seine Erfolge, die sehr offene Kommunikation und auch seine Ausstrahlung machten ihn für mich aber zum Wunschkandidaten.
Mit defensiver Stabilität führte Yakin gleich zu seinem Einstand die Schweiz an die Weltmeisterschaft in Katar. Der neue Trainer brachte sogleich frischen Wind ins Nationalteam. Insgesamt sollten bis und mit der Vorbereitungsphase auf die EURO in Deutschland 16 Spieler unter seiner Leitung debütieren. Elf diese neuen Gesichter holte Yakin gleich in seinen ersten eineinhalb Jahren beim Nationalteam in den Kader. Es sollten aber nach der erfolgreichen WM-Qualifikation vorerst weniger herzerwärmende Auftritte in der UEFA Nations League folgen, diese konterte die Nati mit Siegen in der zweiten Hälfte des Wettbewerbs.
Trotz winterlicher Kälte entstand in der Schweiz rund um die Weltmeisterschaft in Katar so etwas wie Fussball-Fieber. Der Weg durch die Gruppenphase war ein schwieriger. Die von Ottmar Hitzfeld 2014 lancierte Serie des Erreichens der K.o.-Runden wurde aber mit einer fünften Endrunde ergänzt. Im Achtelfinale stolperte die Schweiz allerdings über eine Umstellung in der Abwehr. Es resultierte eine 1:6-Niederlage gegen Portugal. Yakins erste eigentlich erfolgreiche Kampagne endete mit einem Dämpfer. Einer der mitgenommenen Lehrpunkte war, mehr Aussenverteidiger zu berücksichtigen.
Die Auslosung der EM-Qualifikation und die ersten Spiele liessen an einen einfachen Weg an die Endrunde nach Deutschland glauben. Plötzlich zeigte das Nationalteam allerdings Schwächen. Auch Yakin machte sich mit teils schwierig nachzuvollziehenden Personalentscheidungen mal mit unglücklichen Aussagen wie nach dem 3:3 gegen Belarus angreifbar. Die Schweiz schummelte sich aber durch die Qualifikation. Rang zwei hinter Rumänien brachte aber keine gute Ausgangslage für die Auslosung der EM-Endrunde. Das Nationalteam machte keinen guten Eindruck. Zweifel daran, ob Yakin langfristig der richtige Mann an der Seitenlinie sei, waren angebracht.
Zugegeben, auch die ersten Auftritte im Jahr der Europameisterschaft mochten mich nicht überzeugen. Das grosse Nati-Casting vor der Endrunde in St.Gallen wirkte trotz schlüssiger Erklärungen nach einem verzweifelten Suchen nach den richtigen Ansätzen. Auch dass Albian Hajdari zwar ins Camp aufgeboten wurde, dann aber nach dem Cup-Final doch auf ein Einrücken verzichtet wurde, wirkte kurios. Die WM-Erkenntnisse betreffend der Aussenverteidiger blieben ohne Auswirkung auf das finale EM-Aufgebot.
Rückblickend ist das grosse Trainingscamp wohl ein ganz wichtiger Schlüsselmoment. Das Schweizer Nationalteam hat in der langen Zeit der Zusammenarbeit ein enorm starkes Teamgefühl aufgebaut. Mit Giorgio Contini hat Yakin eine Verstärkung des Staffs erhalten, die perfekt passt. Die schon im März initiierte neue Dynamik sorgte für ein hervorragendes Turnier in Deutschland, an dem wenig gefehlt hatte und die Schweiz hätte mit einem Halbfinal-Einzug Geschichte geschrieben. Die Nati zieht unbestritten wieder an einem Strick. Das unterstreicht auch Captain Granit Xhakas deutliche Aussage, dass sich das Team Yakin weiterhin als Trainer wünsche.
Quelle: SRF
Die im Herbst aufgebauten und bis zur EM mitgezogenen Zweifel an meinem ursprünglichen Wunschtrainer konnte ebendieser ausräumen. Yakin und nur Yakin ist der richtige Nationaltrainer, vor allem mit Contini an seiner Seite. Dem 49-Jährigen ist es gelungen, gestärkt aus der wohl schwierigsten Phase des Nationalteams seit der verpassten EM-Qualifikation 2012 herauszugehen. Vor allem war der Schweizer Teamgeist und die offene Art des Trainers, der auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung verzichtet hatte, richtig ansteckend für die Fans.
Unter Yakin geniesst der Fussball rund ums Schweizer Nationalteam wieder einsame Priorität, die Nebenschauplätze wurden ausgeräumt. Das hat auch damit zu tun, dass der Trainer immer wieder für Überraschungen sorgt, die eine Diskussion fördern. Kwadwo Duah als Sturmspitze gegen Ungarn und Michel Aebischer als inverser Aussenverteidiger - zwei lohnenswerte Kniffe. Ohne Stossstürmer gegen Schottland war weniger erfolgreich, dafür traf ausgerechnet der dadurch ins Team gerückte Xherdan Shaqiri. Mutiger Offensivfussball ohne gelernte Aussenverteidiger in der K.o.-Runde war gegen Italien und fast auch gegen England der Schlüssel zum Erfolg.
In den letzten drei Jahren wurde eine Veränderung angestossen, die mit einem sich anbahnenden Umbruch weitergehen wird. Viele neue Gesichter sind ins Team gerückt. Der frische Wind sorgt für einen gesunden Konkurrenzkampf. In den Worten des Captains Granit Xhaka: "Wenn man sich etwas aufbaut, muss man es nicht kaputt machen." Die Schweizer Nati ist hungrig, nach dieser knappen Viertelfinalniederlage umso mehr und Yakin ist der richtige Coach für einen grossen Coup.