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U17-Weltmeister spielt jetzt in Japan

Sein Stern ging zwar auf, doch wirklich zu leuchten vermochte er nicht

15. Dezember 2023Dominic Hodel
Sportredaktion / Content Creation

Einst war er die grosse Zukunftshoffnung im Schweizer Fussball. Während man seinen ehemaligen Team-Kollegen als einer der besten Mittelfeldspieler sieht, ging sein Plan weniger gut auf.

Der Verein Sanfreece Hiroshima sagt wohl nur den wenigsten Schweizern etwas. Dies obwohl da einer spielt, der nationale Sportgeschichte geschrieben hat und in einer Weltmeister-Mannschaft Dreh- und Angelpunkt war.

Die Rede ist von Nassim Ben Khalifa, einst zweitbester Spieler der U17-WM. Als Nachwuchsspieler vom Grasshopper Club Zürich reiste er 2009 nach Nigeria und flog Weltmeister.

Anfänge in der Region Nyon

Der heute 31-Jährige wuchs im Waadtland auf, war in den Junioren bei Stade Nyonnais, Gland und schliesslich beim Team Vaud. Sein Talent wird da früh erkannt und so kommt er bereits im Alter von 14 Jahren zu seinem Debüt in der 1. Liga Classic für Stade Nyonnais. Nach 12 Minuten in der 1. Liga entdeckte man beim Team Vaud sein Talent und verpflichtete ihn. Das Team Vaud ist so etwas wie die Juniorenabteilung von Lausanne-Sport. Dort begeistert er auch mächtig weiter, weckt schnell das Interesse der nationalen Topclubs.

Entschieden hat er sich für GC, wo er nicht lange in den Junioren bleibt. Bereits in seiner ersten Saison in Zürich kommt er zu seinen ersten drei Super-League-Einsätzen, ein Scorerpunkt gelingt ihm da allerdings noch nicht.

Der Durchbruch gelang ihm 2009

2009 ist ein Jahr, das den einheimischen Fussball-Fans und auch Nassim Ben Khalifa noch lange in Erinnerung bleiben wird. Denn nach der Sommerpause kam der Schweiz-Tunesier regelmässig zum Spielen, schoss am 12. September im Derby gegen den FCZ sein erstes Tor im Profibereich.

Der 12. September war rund sechs Wochen vor dem Turnier, das sein Leben verändern sollte. Er ging mit der U17 an die Weltmeisterschaft, führte seine Mannschaft mit vier Toren zum grossen Triumph. Logisch, damit schrieb er sich auch bei den europäischen Vereinen auf die Notizzettel, doch GC konnte ihn vorerst noch halten.

Nach einer Rückrunde mit sechs Toren in der Super League, war diese Freude für die Hoppers allerdings vorbei. Der VFL Wolfsburg griff in die Tasche, überwies 1,6 Millionen nach Zürich, für die erste Mannschaft spielte er allerdings nie, kam vielmehr in der Regionalliga zum Einsatz.

Seinen einzigen Bundesliga-Einsatz in der Saison 2010/11 hatte er während einer Leihe nach Nürnberg, doch auch dieses eine Spiel dauerte für Ben Khalifa nur acht Minuten, die er allerdings bereits für einen Assist nutzen konnte. Doch dies beeindruckte seinen Trainer zu wenig, sodass er bald wieder in der Regionalliga spielte.

Neuer Anlauf in die Schweiz

Für die Deutschen wurde schnell klar, noch ist der U17-Weltmeister nicht bereit für die grosse Bundesliga, weswegen er zurück in die Schweiz verliehen wurde. Er fand bei den BSC Young Boys Unterschlupf, sollte dort Spielpraxis sammeln. Zu der kam er zuerst auch, erzielte sogar zwei Tore. Doch auch in Bern war man nicht zufrieden mit seinen Leistungen, setzte ihn in der Rückrunde nur noch während 20 Minuten ein, Ben Khalifa war teilweise gar nicht mehr im Kader.

Nicht das Bewerbungsschreiben, das der immer noch junge Spieler abgeben wollte, um entweder YB oder seinen Besitzer-Verein Wolfsburg zu überzeugen. Zweiterer war dann auch nicht überzeugt, weswegen er übergangslos wieder in die Schweiz verliehen wurde, diesmal an seinen alten Verein GC.

Ein Wechsel, der sich für alle Seiten lohnen sollte, denn Ben Khalifa kam wieder zu seinen Spielen, erzielte in 33 dieser Spiele sechs Tore und bereitete weitere sieben vor. Damit war er massgeblich daran beteiligt, dass der FC Basel bis zum Schluss um die Meisterschaft zittern musste, GC schloss die Saison nur drei Punkte hinter den Bebbi auf Rang zwei ab und holte zudem den Schweizer Pokalsieg.

Seine Leihe dauerte aber nicht nur ein Jahr, sondern gleich deren zwei. Auch in der zweiten Saison schlossen die Hoppers die Saison als Zweiter ab, wieder hatte Ben Khalifa grossen Anteil daran, schoss er doch fünf Tore und kam zusammen mit den sechs Assists auf elf Scorerpunkte. Doch dann der grosse Schock, das Supertalent riss sich das Kreuzband und verpasste den Endspurt in der Super League.

Nicht nur ein Riss im Band, sondern auch ein Bruch in seiner Karriere

Mittlerweile war der 22-Jährige wieder fix bei GC unter Vertrag, ein grosser Vertrauensbeweis, aber auch ein grosses Risiko, ihn trotz Verletzung fest zu verpflichten. Ein Risiko, das sich nicht auszahlen sollte, denn so wirklich in Fahrt kam der Waadtländer anschliessend nicht mehr.

Nur ein Tor in 25 Spielen war für den Rekordmeister Grund genug, ihn nach der Saison zum türkischen Verein Eskisehirspor abzuschieben, wo er einen Neuanfang in seiner Karriere beginnen wollte. Man kann nicht sagen, dass er die Chance dazu in der türkischen Liga nicht bekommen hätte, doch in seinen elf Spielen konnte er schlichtweg nicht überzeugen und wurde nach Belgien zu Mechelen weiterverliehen.

Dort kam er nur zu vier Einsätzen, was noch schlimmer tönt, wenn man die Einsatzminuten betrachtet. Elf Minuten durfte er in der obersten belgischen Liga nur ran, bevor die Playoffs begannen. In denen konnte er sich in immerhin drei Spielen zeigen, mehr als 66 Minuten war sein Talent jedoch auch dort nicht gefragt.

Wie nach einer Leihe üblich, sollte er nun zu Eskisehirspor zurückkehren, doch dazu kam es nicht: Ben Khalifa stand für drei Monate ohne Vertrag da.

Erneut soll die Super League seine Karriere wiederbeleben

Nirgends hat Ben Khalifa so eingeschlagen, wie er es in der Schweiz tat. Eine Chance, die sich Lausanne-Sport nicht entgehen lassen wollte, sie holten Ben Khalifa zu seinen Ursprüngen zurück.

Tatsächlich, war er von einem Moment auf den nächsten wieder der Alte, absolvierte seine torreichste Saison in der Super League. In seiner alten Heimat schoss er neun Tore, konnte so mit den Lausannern den Abstieg gerade noch verhindern und sich für grössere Aufgaben empfehlen.

Diese grösseren Aufgaben wurden ihm in St.Gallen gestellt. Aufgaben, die Ben Khalifa gemacht hat, in der Schule dafür aber wohl das Prädikat "genügend" bekommen hätte, mehr aber auch nicht. Sein Wert von fünf Toren und drei Assists kann sich dennoch sehen lassen.

Nach elf weiteren Spielen in der Folgesaison, in denen er ohne Torerfolg blieb, war der U17-Weltmeister nicht mehr im Kader der St.Galler zu finden, seine Karriere schien so gut wie gelaufen.

Der letzte Tanz bei GC

Auffangbecken in der Krise war einmal mehr GC, wo er zum dritten Mal unter Vertrag genommen wurde. GC war allerdings zu dieser Zeit in der Challenge League aktiv, musste sich erst wieder hochspielen in die höchste Liga. Den Aufstieg verpasst man als Dritter trotz 14 Toren und sechs Vorlagen Ben Khalifas schlussendlich aber deutlich, eine weitere Saison Zweitklassigkeit stand für einen Spieler seines Könnens wohl ausser Frage, lieber war er drei Monate lang vereinslos.

Es lässt sich darüber streiten, ob sein Schritt in die tunesische Liga wirklich einer nach vorne gewesen war, doch in Nordafrika konnte er seine ersten Titel seit dem Cupsieg mit GC feiern. Zwei Tore klingen zwar im ersten Moment nicht als toller Wert, sind aber in Relation mit seinen wenigen Einsatzminuten ein weiterer Beweis für seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.

Erst vereinslos, dann das grosse Los

Aus unbekannten Gründen wurde in Tunesien sein Vertrag aufgelöst, wieder war er ohne gültigen Arbeitsvertrag. Nicht lange allerdings, sicherte sich der japanische Vertreter Sanfreece Hiroshima seine Dienste rund einen Monat nach der Vertragsauflösung in Tunesien.

In Japan scheint der 31-Jährige sein Glück gefunden zu haben, kommt er doch regelmässig zu (Teil-)Einsätzen, hat mit seiner Mannschaft gar den Ligapokal gewonnen und schiesst auch wieder regelmässiger Tore.

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