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Das letztjährige Aufstiegsrennen wird noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Drei Teams standen am Ende gleichpunktig an der Spitze, nur das Torverhältniss entschied für den FC Winterthur und gegen den FC Schaffhausen und FC Aarau. Diese Dramaturgie war einzigartig. Für Spannung ist bei zwei direkten Aufstiegs- sowie einem Barrageplatz aber auch in der kommenden Saison gesorgt. Insbesondere weil neun von zehn Teams wohl insgeheim auf einen dieser drei Plätze schielen werden.
Man darf sich getrost auf die neue Saison im Schweizer Unterhaus freuen. Mit Winterthur ist zwar ein Publikumsmagnet aufgestiegen, der Attraktivität der Liga soll dies aber keinen Abbruch tun. Mit Bellinzona ist ein ambitionierter Tessiner Club aufgestiegen und dürfte sportlich – die Verpflichtungen von Matteo Tosetti und Rodrigo Pollero lassen aufhorchen – deutlich kompetitiver als die im letzten Jahr überforderten Krienser sein. Einen klaren Abstiegskandidaten zu nennen, ist dabei schwerer, als den Kreis der Aufstiegsfavoriten zu beschränken.
Die besten Karten besitzt ganz klar Absteiger Lausanne. Weiterhin von Ineos unterstützt, hat man bereits mehrere starke Transfers getätigt. Mit Olivier Custodio, Raphael Spiegel oder Brighton Labeau wurden dabei Akteure geholt, denen die Challenge League bekannt ist. Würde es nur einen direkten Aufsteiger geben, wäre die Aussage "Der Aufstieg kann nur über Lausanne-Sport führen" unumgänglich. Durch die Aufstockung der Super League ist dies aber nicht der Fall und fast jedes Team macht sich berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg.
Der FC Aarau ist, sofern die Enttäuschung des verspielten Aufstiegs gut verarbeitet wurde, wohl der heisseste Kandidat. Die gewichtigen Abgänge um Donat Rhudani, Randy Schneider und Kevin Spadanuda wurden mit Valon Fazliu, Nuno Da Silva und Nikola Gjorgjev so gut es ging kompensiert. Beim FC Schaffhausen sieht dies, man verlor mit Joaquin Ardaiz, Nikola Gjorgjev oder Francisco Rodriguez wichtige Teamstützen, noch anders aus. Ob am Munot an die starke Vorsaison angeknüpft werden kann, scheint auch wegen der aktiven Konkurrenz fragwürdig, abschreiben sollte man das Team von Hakan Yakin aber nicht, auch weil die Transferphase noch nicht abgeschlossen ist.
Der FC Thun dürfte mit Ex-U21-Erfolgstrainer Mauro Lustrinelli und Königstransfer Leonardo Bertone auch den Anspruch haben, um den Aufstieg mitzuspielen. Gleiches gilt für den FC Vaduz, der ebenfalls zum engeren Favoritenkreis gehört. Viele Transfers wurden in Neuenburg getätigt, je nachdem wie diese einschlagen, gilt es auch Xamax auf der Rechnung zu haben. Yverdon und Stade Lausanne-Ouchy sind ebenfalls nicht abzuschreiben, die finanziellen Mittel, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, sind jedenfalls bei beiden Vereinen vorhanden. Einzig der FC Wil schielt wohl nicht auf einen Platz in den Top 3. Da sich die Ostschweizer aber als guter Entwicklungsort für talentierte Spieler bewährt haben, fühlt es sich falsch an, sie als Abstiegskandidat Nr. 1 zu bezeichnen. Die höheren Ambitionen der Konkurrenz, lassen aktuell aber keinen anderen Schluss zu.
In der zweithöchsten Schweizer Liga scheint also alles für eine tolle Saison angerichtet. Ein Durchmarsch von Lausanne käme trotz klarer Favoritenrolle überraschend, zu stark und ausgeglichen scheint der Rest der Liga. Die Phrase "in dieser Liga kann jeder jeden schlagen", wird sich auch in der kommenden Spielzeit wieder bewahrheiten. Das Aufrüsten für die einmalige gute Aufstiegschance sorgt gleichzeitig auch dafür, dass dies auf sehr hohem Niveau stattfinden könnte.
Es ist Ausdruck der guten Entwicklung, die in der Challenge League und bei seinen Vereinen in den letzten Jahren stattgefunden hat. So muss man aber auch mit einem weinenden Auge auf diese Saison blicken. Zwei Zugpferde dieser Liga werden aufsteigen und durch viel kleinere Teams aus der Promotion League ersetzt werden. Eine Challenge League auf diesem Niveau wird es in einem Jahr nicht mehr geben. Dass mit Bellinzona in der Vorsaison nur ein Verein (und dies auch erst nach einem Rekurs) die Lizenz für die Challenge League erhalten hat, zeigt dieses Problem gut auf.
Die Liga wird mit Aarau, Thun, Lausanne oder Xamax zwei Aushängeschilder verlieren. Die möglichen Aufsteiger (Breitenrain, Kriens, Stade Nyonnais) werden nicht die gleiche Professionalität an den Tag legen können, die Qualität der Challenge League wieder sinken. Dann wird es auch an der SFL liegen, dass die Hürden zur Zugehörigkeit in dieser Liga wieder gesenkt werden, sodass diese kleinen Vereine ihr knappes Geld nicht in teure und teils unnötig professionelle Infrastruktur investieren müssen, um überhaupt erst eine Lizenz zu erhalten. Man muss eine Nische – irgendwo im Halbprofitum – finden, wo die Challenge League eine neue Identität entwickelt.
Das ist jedoch Zukunftsmusik. Vorerst darf man mit einem lachenden Auge auf eine Saison – auf ein letztes Hurra – blicken, die mit bis zu neun Aufstiegskandidaten durchaus ähnlich dramatisch wie die Vorsaison verlaufen könnte...