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Vier Punkte liegt der FC Breitenrain drei Runden vor Schluss vor dem ersten Verfolger aus Bellinzona. Zwei Siege über Chiasso, Nyonnais oder die Zürcher U21 hätte genügt, um sich sportlich den Aufstieg zu sichern. Dass dies nun durch die Bürokratie verhindert wird, ist zu einem gewissen Grade verständlich, unterm Strich aber auch einfach nur schade.
Am letzten Wochenende wanderten über 2'500 Fans für das Spitzenspiel gegen Bellinzona auf den Spitz. Das wäre wohl auch bei Challenge-League-Spielen möglich gewesen, wenn Breitsch denn auch in seiner eigentlichen Heimat hätte spielen können. Neben Sicherheitskonzept war ein zu schwaches Licht, dass keinesfalls TV-Spiele, aber wohl auch bei einem Abendspiel ungenügend gewesen wäre, das grosse Problem. Dazu kämen weitere Fragezeichen, beispielsweise ob Anwohner den "Lärm" eines Fussballspiels unter der Woche akzeptiert hätten. Es wäre wohl auch mit kreativen Sofortmassnahmen unmöglich geblieben, den Spitalacker "Challenge-League-tauglich" zu machen.
Dass dieser Kultplatz und der sympathische Quartierverein eine Bereicherung für die Challenge League gewesen wäre, steht für mich aber ausser Frage. Klar, ohne Profibetrieb wäre der Club sportlich ebenfalls an seine Grenzen gestossen, dennoch wären Fan-Reisen in das Berner Quartier auch für Gästefans ein abwechslungsreicher Ausflug geworden. Da der Aufstieg aber wohl nur im Berner Wankdorf möglich gewesen wäre, ist der Entscheid der Vereinsführung wohl vernünftig. Neben den logistischen und finanziellen Herausforderung, hätte man auch seine Identität zu gewissem Grad verloren. Im Spitalacker würden 2'500 Fans ein Fussballfest zelebrieren, im Wankdorf hätte es wohl was von einer Geisterspiel-Atmosphäre.
Für den FC Breitenrain macht dieser Verzicht also durchaus Sinn. Für die Liga und Lizenzkommission sollte es aber ein Denkzettel sein.
Durch den Verzicht des aktuellen Leaders ist nun der AC Bellinzona in die Poleposition für den Aufstieg gerückt. Ein Club mit grosser Geschichte, der definitiv Challenge League spielen kann. Eine Lizenz fehlt aktuell aber auch noch den Tessinern, Unklarheiten zur Finanzierung (mit russischen Investoren im Hintergrund) sorgen für Fragezeichen. Ebenfalls einen Lizenz-Antrag hängig haben der FC Stade Nyonnais und der FC Chiasso, der bis vor kurzem noch in der zweithöchsten Spielklasse aktiv war.
Es ist davon auszugehen, dass einer dieser drei Clubs die Lizenz erhält und am Ende aufsteigen darf. Das Worst-Case-Szenario wäre, wenn Kriens, mit 13 Punkten ein historisch schlechtes Schlusslicht, am grünen Tisch den Ligaerhalt schaffen würde. Im Hinblick auf die geplante Liga-Aufstockung, durch die in der Swiss Football League bald schon 22 Teams vertreten sein werden, sollte es zu einem Umdenken im Lizenzwesen kommen. Die Hürden für kleinere Vereine Challenge League zu spielen, sind zu hoch.
Der Drang nach Professionalität ist schön und gut, wenn er aber dafür sorgt, dass die Aufstiegsfrage nicht mehr sportlich beantwortet wird, bringt das nur Verlierer mit sich. So, wie das Lizenzwesen aktuell aufgestellt ist, kann eine eigentlich schöne Geschichte wie die des FC Breitenrain kein Happy End finden. Es sollte doch möglich sein, die Dossiers der Clubs mit gewisser Flexibilität zu betrachten und gegebenenfalls Spezialbewilligungen zu erteilen. Ziel muss es nämlich auch für die SFL sein, dass das aktuelle Beispiel nicht Schule macht.