


























































In der Overtime musste sich die Schweizer U20 an den World Juniors im Viertelfinale den Schweden geschlagen geben. Das Turnier ist für die Einzelspieler immer ein Schaufenster, das haben einige Akteure aus dem Team von Marcel Jenni genutzt.
Die Schweiz ist einmal mehr im Viertelfinale an einer Eishockeyweltmeisterschaft gescheitert. Trotz der durch das Fehlen der Russen begünstigten Ausgangslage gelingt es unserer Nati wie auch unseren Juniorenauswahlen fast nie, davon zu profitieren und wenigstens hin und wieder ein Halbfinalticket zu lösen. Wir sind immer nahe dran, aber am Ende scheitern wir. Wenn man die Statistik der «Expected Goals» auf die «Expected Wins» überträgt, dann sind diese Resultate bei der Nati ziemlich aussergewöhnlich, da wird es früher oder später wieder zu Halbfinaltickets reichen, weil unsere Konkurrenz durch das Fehlen vieler NHL-Spieler weit mehr ausgedünnt ist als unsere Auswahl.
Bei den Juniorenauswahlen entspricht die Endstation Viertelfinale hingegen den «Expected Wins». Eine Halbfinalqualifikation wäre immer eine Überraschung, die aber aufgrund des Turnierformats – nur ein einziges Spiel entscheidet über «Leben oder Tod» - durchaus auch einmal erwartet werden darf; nicht aber aufgrund der Leistungsstärke. In diesem Jahr schien alles angerichtet. Den Schweden gelang es aufgrund von mangelndem «Puck-Luck» nicht, die schnelle Führung in einen ungefährdeten Sieg umzumünzen; dreimal rettete das Gestänge und einmal die Uhr unsere leidenschaftlich kämpfende Auswahl. Im letzten Drittel kehrte das «Momentum» vollständig auf unsere Seite. Bei den Schweden zitterten plötzlich die Hände und die Schweizer nutzten die Gunst der Stunde und wuchsen über sich hinaus. Es war ein heroischer Kampf, mit einem für uns bitteren – aber in der Gesamtbetrachtung des Spiels – logischen, verdienten Ende.
Dies ist eine Frage, die nie jemand mit Sicherheit beantworten kann. Es gibt zum Glück immer wieder Spitzensportler, die den Sprung in die Weltklasse «erst» in der Altersspanne zwischen 22 und 25 Jahren vollziehen, und diese Athleten kommen nicht zu selten aus der Schweiz. Aufgrund unseres im «Big Picture» weltweit hochgeachteten Ausbildungssystems entwickeln sich unsere Athleten tendenziell oft etwas später als in anderen Ländern. Sogenannte «Late Bloomers» sind aber auch bei uns nicht die Regel.
Trotzdem, zurückkommend zum Beispiel auf den NHL-Draft, ein «Nicht-Draft» bedeutet noch lange nicht, dass der Traum NHL ausgeträumt sein muss. Es gibt einige Beispiele auch von Schweizer Spielern, die im Draftjahr und später übergangen wurden und es trotzdem zum Status «NHL-Spieler» geschafft haben, beispielsweise Mark Streit, Damien Brunner, J.J. Moser, Jonas Hiller oder Pius Suter. All diesen Relativierungen zum Trotz: Jede NHL-Organisation muss in jedem Jahr eine Auswahl der besten U18-Spieler treffen und deren Karrierepotenzial einschätzen; eine inexakte, aber umso interessantere «Wissenschaft». An dieser Stelle einige Kommentare zu den Schweizer U20-Spielern, die mir aufgefallen sind:
Zwei Überraschungen, ein Trade-Kandidat
Louis Füllemann und Timo Bünzli haben mich positiv überrascht. Das «Upside-Potenzial» ist mir noch nicht so ganz klar, aber sie haben definitiv solides Profi-Potenzial. Jonas Taibel sehe ich in einigen Jahren als guten National League Spieler, vielleicht liegt auch noch mehr drin. Rodwin Dionicio ist ein unglaublich interessanter Spieler betreffend Vorhersage, denn sein «Upside-Potential» ist enorm, falls er sein physisches Potenzial ausnützt und sein Skating verbessert. Bei ihm ist aber auch das Risikopotenzial nicht ganz unerheblich. Er wurde von den Anaheim Ducks gedraftet. Falls er es später in die NHL schaffen sollte, so glaube ich nicht, dass es bei den Ducks sein wird, weil deren Verteidigerpipeline enorm ist. Eher glaube ich an einen Trade zu einem Team mit weniger guten Verteidigertalenten. Dionicio ist aber noch ungeschliffen, das heisst noch einige Schritte entfernt von der NHL. Er wird in einer Minorleague – wieso nicht bei uns? - reifen und ich bin extrem gespannt, wie gut er mit 25 Jahren sein wird.
Die beiden sicheren Draftkandidaten
Zwei sichere Draftkandidaten für den 2024er-Draft sind die beiden Verteidiger Leon Muggli und Daniil Ustinkov. Muggli war im Sommer ein sehr solider, extrem zuverlässiger Defensivverteidiger und hat sich in den letzten Monaten gut entwickelt. Es ist ihm gelungen, indem er eine zweite Dimension, die Offensive, seinem Repertoire zugefügt hat, ohne die Solidität in der Defensive zu vernachlässigen. Er steht aktuell in den meisten Büchern in der Region der Zweitrundenpicks, klopft aber an die Türe der ersten Runde. Die Entwicklung von Daniil Ustinkov ist etwas langsamer. Vermutlich wurde dem offensiven Wildpferd das solide «High-Percentage-Hockey» ans Herz gelegt, die umgekehrte zweite Dimension im Vergleich zu Leon Muggli. Ich meine, dass er diesbezüglich durchaus Fortschritte erzielt hat, leider aber etwas zulasten seiner offensiven Sprengkraft. Muggli hat ihn bei den meisten Scouts überholt, aber auch Ustinkov ist noch immer ein interessanter Draftkandidat, aktuell tendenziell zweite oder dritte Runde. Ich bin sehr gespannt, wie sich diese beiden Talente in den nächsten Jahren weiter entwickeln.
Viele mit den Voraussetzungen für eine Profikarriere
Persönlich bin ich ebenfalls sehr angetan von Jamiro Reber und Grégory Weber. Beiden traue ich eine sehr schöne Profikarriere zu, sie haben die Skills und das Skating wie auch gut entwickeltes Spielverständnis und es ist ganz einfach schön und attraktiv, ihnen zuzuschauen. Aufgrund ihrer physischen Limits erhalten sie meiner Meinung nach in der Scouting-Community noch nicht ganz die Wertschätzung, die ihnen zusteht. Auch Miles Müller, Simon Meier, Leo Braillard und anderen traue ich bei einer weiterhin positiven Entwicklung eine schöne Profikarriere zu.