Für den Schweizer Meister YB steht am Donnerstagabend schon ein Schicksalsspiel an, wenn die Berner im Wankdorf Basel-Bezwinger ZSKA Sofia empfangen. Die schwach in die Europa League gestarteten Mannen von Gerry Seoane müssen eigentlich gewinnen, wenn man weiterhin Chancen auf das Überstehen der Gruppenphase haben will.
Von der spielerischen Qualität her ist YB in der Gruppe mit Roma, Cluj und Sofia ganz klar die Nummer zwei, doch die spielerische Leichtigkeit konnte der Schweizer Meister (trotz derzeitiger Tabellenführung in der Super League) in der Saison 2020/21 noch nicht auf den Platz bringen. Natürlich gibt es hierfür insbesondere einen Grund, hat YB doch praktisch keine Sommerpause geniessen können. Dies prangerte auch Top-Goalgetter Jean-Pierre Nsame in einem Interview mit dem Blick an: "Wir haben ja auch keine echte Pause gehabt, um die Batterien wieder aufzuladen. Nur zwei Wochen, und das war nicht wirklich freie Zeit." Die teils schläfrigen Darbietungen von YB in dieser Saison können also durchaus damit zusammenhängen.
Dies hat zur Folge, dass vor allem auch die offensive Produktivität stark leidet. Während man in der letzten Saison noch durchschnittlich 2,22 RSL-Tore pro Partie (insgesamt 80 Treffer nach 36 Spieltagen) erzielen konnte, so steht man derzeit gerade mal mit einem Tor pro RSL-Partie (fünf Tore aus ebenso vielen Spielen) zu Buche. Auffällig ist ausserdem, dass die Effizienz der Berner stark leidet, hat man doch im Schnitt in dieser Saison 18mal pro Partie aufs gegnerische Tor geschossen, doch von ingesamt 97 Schüssen fanden nur fünf den Weg ins Netz. Die Chancenverwertung von gerade einmal 5,15% ist für YB-Verhältnisse natürlich katastrophal. Nur gerade Sion (4,88%) und Servette (3,92%) sind in dieser Statistik noch schwächer unterwegs wie der Schweizer Meister. Die Abschlussschwäche der YB-Cracks hängt sicherlich auch mit der Müdigkeit zusammen, denn wenn der Kopf nicht mehr ganz frisch ist, dann leidet natürlich auch die Präzision darunter.
Glücklicherweise kann YB am Donnerstagabend im heimischen Wankdorf antreten, denn die mittlerweile schon fast chronisch werdende Auswärtsschwäche des Teams von Gerardo Seoane begleitet die Berner auch international. Von den letzten 23 internationalen Spielen auf fremdem Terrain konnte YB gerade einmal ein einziges gewinnen (beim 2:1-Erfolg im ULC-Playoff-Rückspiel in Zagreb)! Eine desaströse Bilanz und eigentlich der Hauptgrund dafür, warum man seit einigen Jahren auf das Überstehen der Europa-League-Gruppenphase wartet, konnte man doch letztmals in der Saison 2014/15 noch die damalige Zwischenrunde erreichen.
Das ist international gesehen auch noch der grosse Unterschied zum FC Basel, welcher in Europa regelmässig für Furore sorgen und für die Schweiz wichtige Punkte in der Fünfjahreswertung erobern konnte. Zum Vergleich: Die Bebbi haben von den letzten 23 internationalen Auswärtspartien immerhin deren elf gewinnen können! Auch in der Super League tut sich YB auf fremden Plätzen deutlich schwerer, konnte man doch von den letzten 18 Auswärtspartien nur deren fünf für sich entscheiden.
Vielleicht war es für den Schweizer Meister nun sogar ein kleiner Segen, dass das geplante RSL-Spiel vom vergangenen Wochenende in Lugano verschoben werden musste, haben die Berner doch so endlich wieder einmal eine Woche lang Zeit, um sich auf ein Spiel vorbereiten zu können. Klar ist aber, dass YB die zwei grossen Baustellen lieber früher als später beheben muss, ansonsten haben die Spieler plötzlich wieder viel mehr Freizeit, als ihnen lieb sein kann; nämlich wegen des erneut frühzeitigen Ausscheidens in der Europa-League-Gruppenphase...