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Nachdem der Traum von der Königsklasse für den Schweizer Meister bereits bei erstmöglicher Gelegenheit geplatzt ist, ist die Schweiz in den europäischen Wochen dienstags und mittwochs nur noch Zuschauer. Umso interessanter wird dafür der Donnerstag mit der Europa League und der Europa Conference League. Bereits in dieser Woche werden erstmals am Donnerstag gleich vier Schweizer Clubs auflaufen. Noch stehen die jeweils dritte Qualifikationsrunde und die Playoffs aus. Insgeheim konnte man im Vorfeld darauf hoffen, dass bei entsprechendem Losglück gleich vier Schweizer Teams in den europäischen Gruppenphasen vertreten sein werden. Ab diesem Losglück konnten sich nicht alle freuen, dafür erwarten uns interessante Qualifikationsaffichen.
Nach dem Aus gegen Qarabag Agdam in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation ist der FC Zürich in die Europa League abgestiegen. Nach der langen Reise nach Aserbaidschan müssen die FCZ-Profis diese Woche bedeutend weniger weit reisen. Es geht nach Belfast zum nordirischen Meister. Auch wenn das Team von Franco Foda zuletzt alles andere als gefestet aufgetreten ist, darf der Linfield FC kein Stolperstein darstellen. Mit einem Marktwert von 2.73 Millionen Euro ist der FCZ-Gegner gar schwächer aufgestellt als alle Teams der Challenge League. Doch zumindest das Auswärtsspiel auf der Insel ist ein heisser Tanz. Bødo/Glimt unterlag in Nordirland zuletzt mit 0:1, kegelte Linfield dann aber zuhause mit 8:0 aus der Vorausscheidung der Königsklasse.
Meistert der FC Zürich diese Hürde, wartet in den Playoffs der schottische Club Heart of Midlothian. Es ist ein aufsässiger und defensiv stabiler Gegner zu erwarten, den die Zürcher aber durchaus bezwingen sollten. Zumindest den Marktwert von 12.75 Millionen Euro übertrifft der Schweizer Meister bei Weitem, derzeit stehen beim Stadtclub 42.7 Millionen Euro. Ein Vorstossen in die Europa League sollte also möglich sein.
Falls die Zürcher an Heart scheitern, wäre man immerhin zur Teilnahme an der Europa Conference League berechtigt. Bei einem Aus gegen Linfield müsste man dafür gar noch eine Playoff-Runde absolvieren. Aber mit dem Meister Lettlands FK RFS oder Hibernians FC, dem maltesischen Meister, hätte man dort eine Pflichtaufgabe zu erledigen.
Etwas simpler im technischen Ablauf ist die Ausgangslage für die drei anderen Schweizer Clubs. Der FC Basel als Vizemeister, der BSC Young Boys als Meisterschaftsdritter und der FC Lugano als Cupsieger müssen noch je zwei Hürden auf dem Weg in die Gruppenphase der Europa Conference League nehmen. Erst jetzt ins internationale Geschäft eingreifen müssen die Tessiner. Am Donnerstag kommt es zum Hinspiel gegen den israelischen Cupsieger Hapoel Be'er Sheva. Es darf ein Duell auf Augenhöhe erwartet werden, aber die Bianconeri besitzen den Vorteil, dass hierzulande die Meisterschaft bereits begonnen hat und man so im Spielrhythmus ist. In den Playoffs wartet dann der Sieger der Begegnung zwischen Zorya Luhansk und Universitatea Craiova. Auch hier gilt, der Vierte der Ukraine oder der dritte Rumäniens sollten auf Augenhöhe mit Lugano liegen. Als in beiden Runden ungesetztes Team hat der Schweizer Cupsieger doch ordentlich Losglück gehabt.
Anders als Lugano stand man in Bern und Basel bereits europäisch im Einsatz. Die Halbprofi-Mannschaft der Crusaders aus Belfast war für den FCB aber wirklich nur eine Pflichtveranstaltung. Deutlich tückischer ist der aktuelle Gegner: Der Brøndby IF verfügt über reichlich Europacup-Erfahrung. Der Vierte der dänischen Liga hat beispielsweise im Vorjahr Red Bull Salzburg in der CL-Qualifikation ordentlich die Stirn geboten und zweimal nur knapp verloren. Zudem hatte das Team im Vergleich zur Mannschaft von Alex Frei deutlich weniger Wechsel zu verkraften und dürfte daher eingespielter sein. In allfälligen Playoffs dürften dann die Basler Revanchegelüste gegen den ZSKA Sofia geweckt werden. Im Oktober 2020 kegelten die Bulgaren die Bebbi aus der Europa-League-Qualifikation. Vorerst muss Sofia aber noch mit dem Saint Patrick's Athletic FC den irischen Cupsieger ausschalten.
Souverän hat der BSC Young Boys seine erste Aufgabe gemeistert. Gegen Liepaja aus Lettland siegte man mit einem Gesamtscore von 4:0. Auch gegen Kuopion Palloseura oder kurz KuPS gehen die Berner als Favoriten ins Rennen. Der finnische Cupsieger ist allerdings eingespielt, die Meisterschaft läuft dort nach Kalenderjahr. Und im Fall von KuPS läuft es sogar richtig gut, derzeit grüsst man von der Tabellenspitze. Dennoch zeigt der Marktwert von 6.95 Millionen Euro gegenüber den 57.10 Millionen Euro der Young Boys doch ein klares Ungleichgewicht. Eine richtig harte Aufgabe würde dann aber in den Playoffs warten. Der RSC Anderlecht aus Belgien war einer der stärksten möglichen Gegner. Der neue Club von der letztjährigen FCB-Leihgabe Sebastiano Esposito bricht mit seinem Kader beinahe die 100-Millionen-Grenze. Vielleicht erhalten die Young Boys aber noch Schützenhilfe aus Estland. Paide Linnameeskond könnte Anderlecht noch ausschalten.
Es wäre durchaus möglich, dass vier Schweizer Clubs am Ende in europäischen Gruppenphasen spielen. Bis dahin sind noch zwei teils schwierige Qualifikationsrunden zu absolvieren. Auf den neutralen Schweizer Fussballfan warten bis zu den Gruppenspielen aber noch vier Super-Donnerstage mit teils brisanten Affichen.