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Wie nimmt es der Basler war, dass zuletzt in Bern trotz der grossen Erfolge auch viel gemäkelt wurde? "Das ist ein Teil unserer Aufgaben. Diesen müssen wir uns stellen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Gewinnen alleine nicht immer reicht. Es ist wichtig, dass sich die Fans damit identifizieren können, wie eine Mannschaft auftritt, wie sie wirkt, welche Energie sie versprüht. Und es ist immer die Frage: Wie definiert man attraktiv?" Wie würde er es definieren?
"Wenn eine Mannschaft füreinander einsteht, wenn Feuer, Leidenschaft und Intensität drin sind, dann bin ich sicher, schauen das die Leute als attraktiv an. Es geht gar nicht ums Schönspielen. Die Herausforderung ist, dass in den Momenten der vielen Erfolge der Hunger und das Feuer bleiben. Darauf lege ich extrem viel Wert. Auf der anderen Seite gab es ein Transparent der YB-Fans zum Abschluss der letzten Saison mit der Aufschrift: «Nichts ist selbstverständlich». Das zeigt mir, dass ein Bewusstsein da ist, dass man für alles hart arbeiten muss. Es gibt genügend Beispiele, dass das Team mit den besten Individualisten trotzdem nur eine durchschnittliche Saison spielt."
Patrick Rahmen, CH Media, 20.07.24
Die letzten beiden Trainer, die Winterthur verlassen haben (Alex Frei und Bruno Berner) wurden beim neuen Verein nicht glücklich. Wieso wird das bei Patrick Rahmen anders laufen? "Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich denke an meine Ausgangslage, die wir hier haben. Warum soll das eine mit dem anderen etwas zu tun haben? Für mich ist YB der Verein, der zuletzt zurecht oben stand. Natürlich weiss ich, was es bedeutet, YB-Trainer zu sein. Es ist eine grosse Erwartungshaltung, es ist ein gewisser Druck da – aber ich freue mich auf die Ausgangslage. Meine Erlebnisse in der Vergangenheit bestärken mich in der Meinung, dass ich mich auf diese Saison freuen kann. In Basel, früher auch in Hamburg habe ich es ja schon erlebt, wie es ist, in Grossklubs zu arbeiten. Ich gehe ohne Selbstzweifel an die Aufgabe heran." Ist YB nun die Chance seines Lebens?
"Das ist etwas zu hoch gegriffen. Es ist ein gewisser Lohn für meine letzten Jahre. YB ist auch deswegen auf mich zugekommen, weil sie honorieren, was sie zuletzt sahen - mit allen Facetten. Ich selbst hatte null Zweifel, als YB auf mich zukam."
Patrick Rahmen, CH Media, 20.07.24
Hat sich FCB-Präsident David Degen jemals bei ihm gemeldet und sich für den Rauswurf beim FC Basel entschuldigt? "David muss sich für nichts bei mir entschuldigen. Er ist verantwortlich für den Verein und trifft Entscheidungen, die er in diesem Moment für richtig hält. Zudem hat er ja schon mehrfach erwähnt, dass er heute nicht mehr so handeln würde. Für mich ist das alles passé; mich interessiert die Zukunft, und die ist bei den Young Boys in Bern." Wie hat sich die Super League in den letzten Jahren entwickelt?
"Der Schweizer Fussball wird immer ein bisschen schlechter gemacht, als er aus meiner Sicht ist. Man hat immer das Gefühl, an anderen Orten sei alles viel besser. Ich schaue mir auch international viele Spiele an, und wenn ich dann vergleiche, dann ist es manchmal auch einfach so, dass ein grösseres Stadion und mehr Zuschauende einen anderen Eindruck vermitteln – man hat dann schnell das Gefühl, es sei alles attraktiver. Aber wer den Kern des Spiels auseinandernimmt, merkt: Der Unterschied ist nicht mehr ganz so gross."
Patrick Rahmen, CH Media, 20.07.24
Also muss sich die Super League auch nicht kleiner machen, als sie ist? "Der Schweizer Fussball hat sich so entwickelt, dass er für junge Spieler eine tolle Plattform ist. Da stelle ich eine super Entwicklung fest. Wenn man schaut, wie viele Spieler aus der Liga heraus in die grossen Ligen zu grossen Vereinen gewechselt sind, Transfererlöse beschert haben und selbst gute Karrieren gemacht haben - dann kann nicht alles verkehrt sein. Wir haben dazu stabile Zuschauerzahlen." Im Klartext, es wird ein bisschen viel Drama um nichts gemacht?
"Für mich gibt es ein bisschen viele Nörgler, die im Wohlstand, in dem wir leben, oft das Negative sehen. Ich sehe das anders. Aber man kann es nicht allen recht machen. Schauen wir auf die internationalen Wettbewerbe. YB und Servette haben eine gute Falle gemacht. Auch Lugano. Basel war in der vorletzten Saison im Halbfinal der Conference League. Wenn alles verkehrt wäre, könnten wir auch nicht mithalten."
Patrick Rahmen, CH Media, 20.07.24