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Allem voran, hier der 38-Mann-Kader Murat Yakins. Für einige der unten genannten Spieler könnte es in Deutschland zum ersten internationalen grossen Turnier kommen.
Für die Torhüterposition fand Murat Yakin klare Worte: Kommt nichts dazwischen, so sind Yann Sommer, Gregor Kobel und Yvon Mvogo das Torhüter-Trio, das an der EM den Schweizer Kasten freihalten soll. Dennoch sind auf der grossen Liste Yakins auch zwei Torhüter mit dabei, die es zu erwähnen gilt. Mit Marvin Keller und Pascal Loretz kommen zwei Super-League-Jungspunde mit in die erste Trainingswoche.
Danach ist allerdings Schluss für die beiden Schlussmänner. Sobald Sommer, Kobel und Mvogo dazustossen, verabschieden sich die jungen Goalies, dennoch eine tolle Chance für Keller und Loretz um in einem solchen Trainingscamp mit dabei zu sein. Auf der Pikettliste für die EURO befinden sich mit David von Ballmoos und Amir Saipi ebenfalls zwei Super-League-Akteure.
"Pascal Loretz und Marvin Keller sind in der ersten Woche mit dabei, wenn dann die anderen drei kommen, gehen sie. Ausserdem haben wir eine Pikettliste mit Köhn, von Ballmoos und Saipi."
Murat Yakin, 17.05.2024, Nati-Pressekonferenz
Die Verteidigungspositionen sind - zumindest in den Vorbereitungscamps - unglaublich dicht besiedelt. Gleich dreizehn der 38 Spieler sind als Verteidiger einzuordnen, da Murat Yakin allerdings die Dreierkette bestätigt hat, könnten auch noch einige nominelle Mittelfeldspieler die "Aussenverteidiger"-Position bestücken. Dies verdeutlicht allemal: In der Abwehr werden einige Spieler noch vor der EM aus dem Kader weichen müssen.
Schliesslich kommen für die Dreierkette vor allem vier Spieler infrage: Manuel Akanji ist als Abwehrchef auf der zentralen Innenverteidigerposition gesetzt, Ricardo Rodriguez wird aller Voraussicht nach die linke Position besetzen und Fabian Schär soll die rechte Seite übernehmen, wo sich Nico Elvedi ebenfalls aufdrängen wird. Damit haben wir schon drei Starter, einen auf der Bank, sehr viel mehr dürfte es nicht gebrauchen.
Von Aurèle Amenda, Albian Hajdari, Becir Omeragic, Bryan Okoh und Cédric Zesiger dürfte am Ende wohl nur einer mit nach Deutschland reisen. Unser Tipp: Becir Omeragic, der 22-Jährige weiss in der Ligue 1 zu überzeugen. Eine Überraschung dürfte Aurèle Amenda bieten, dies kommt auf seine Leistungen in der Vorbereitung an.
Auf den Aussenbahnen wäre es für Ulisses Garcia der erste Einsatz an einem grossen Turnier, ob er schliesslich mit nach Stuttgart fahren darf bleibt abzuwarten. Garcia überzeugt ähnlich wie Omeragic in Frankreich und hält indes wohl keine schlechten Karten. Spannend ist schliesslich noch Leonidas Stergiou. Der gelernte Innenverteidiger findet sich nun, auf Ende der Saison hin so richtig beim VfB Stuttgart ein, wurde jetzt auch fix verpflichtet. In der Bundesliga bespielt er neben dem Innenverteidiger auch die Aussenbahn, allerdings in einer Viererkette - da werden die taktischen Entscheidungen Murat Yakins wohl noch Folgen haben.
Im Mittelfeld haben wir es dann schon mit deutlich weniger Akteuren zu tun. Vincent Sierro hat sich bei Murat Yakin gewissermassen als Lieblingskind entpuppt. Der Toulouse-Captain machte seine Sache sowohl in der Liga als auch in den Testspielen sehr gut, Yakin lobt ihn in den höchsten Tönen. Im Teambus steht auf einem Sitz mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit jetzt schon der Name Sierros.
Auch für den Lugano-Mittelfeldmotor Uran Bislimi könnte es das erste grosse Turnier mit der Schweizer Nati werden. Der 24-Jährigen war schon bei den Testspielen im März im Kader enthalten, kam allerdings nicht zum Einsatz - den finalen Kader-Cut wird Bislimi wohl nicht überstehen.
Filip Ugrinic ist wieder eine spannende Figur. Er verpasste weite Teile der Rückrunde aufgrund eines Zehenbruchs, ist aber dennoch einer der interessantesten Spieler der diesjährigen Super League. Kann Ugrinic im Trainingscamp die Folgen seiner Verletzung abschütteln und wieder 100% seiner Leistungen abrufen, so könnte er eine der grossen Überraschungen an der EURO 2024 in Deutschland werden, das Zeug dazu hat er allemal.
Der Sturm ist das Krisengebiet der Schweizer Nati. Nicht nur fehlt uns seit geraumer Zeit ein richtiger Knipser, sondern haben wir es nun auch noch mit Verletzungspech zu tun. Breel Embolo wird einen grossen Teil der Vorbereitungsphase verpassen, es bleibt zu hoffen, dass er es rechtzeitig für die EM wieder hinbekommt.
Chancen ergibt die Situation für die oben aufgeführten Stürmer. Andi Zeqiri mag auf Clubebene zwar hinter den Erwartungen zurückbleiben, für die 38-Mann-Liste hat es nun dennoch gereicht. Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Lausanner das Zeug hat, Yakin im Trainingscamp von sich zu überzeugen - schliesslich kämpft der 24-Jährige zuletzt mit Spielzeit, dies sogar in der belgischen Liga.
Eine weitere grosse Erkenntnis, die aus der Pressekonferenz am 17.5. hervorging, betrifft Joël Monteiro. Am Donnerstag, dem 16. Mai, wurde Monteiro im Wallis offiziell eingebürgert und ist damit spielberechtigt für die Schweizer Nati. Monteiros Zahlen sprechen für sich, in der laufenden Saison war kein Schweizer Super Ligist so treffsicher (12) wie der 24-Jährige. Hält er seine Leistungen nun auch in der Vorbereitung aufrecht, so steht Monteiros EM-Teilnahme nichts im Wege.
Wir beenden die Liste mit einer der wohl grössten Überraschungen. Kwadwo Duah hat es in den 38-köpfigen Nati-Kader geschafft. In der Schweiz hat der 27-Jährige schon reichlich Erfahrungen gesammelt: YB, Xamax, Winterthur, Servette, Wil und St.Gallen hiessen die Stationen. Heute spielt der Stürmer in der bulgarischen Liga bei Ludogorets Razgrad und zeigt sich dort von seiner besten Seite. Dennoch: Im 38-Mann-Kader ist Duah eine Überraschung, im 24-köpfigen wäre er wohl ein Wunder.