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Vier Partien in Serie erhielten die Luzerner zum Saisonstart kein Gegentor. Zum Auftakt gewannen sie in St.Gallen mit 0:2. In der Meisterschaft resultierte dann ein torloses Unentschieden gegen den FC Zürich und in der Europa-League-Qualifikation bezwang man zwei Mal das färöische Team KI Klaksvik mit 1:0. Doch dann kam der Wendepunkt. Gegen Servette ging man knapp als Verlierer vom Platz. Espanyol Barcelona unterlag man in beiden Begegnungen je 0:3 und auch zuhause gegen Thun gelang kein Tor, schliesslich hiess es 0:2. Der Sieg im Cup gegen den AC Calcio Kreuzlingen aus der 2. Liga interregional war lediglich ein kleiner Schritt gegen den Trend.
Einer der Hauptgründe weshalb es dem FC Luzern zum Saisonstart so gut lief, ist der neue Torhüter: Marius Müller. Der Deutsche wechselte von RB Leipzig in die Super League und konnte vom ersten Spiel an seine Klasse beweisen. In vier Meisterschaftsspielen musste er lediglich zwei Mal hinter sich greifen. Trotzdem hat es nur zu einem Sieg gereicht.
Die Enttäuschung stand dem 26-Jährigen ins Gesicht geschrieben, als er in den Begegnungen gegen Espanyol Barcelona trotz starken Leistungen seinerseits, die beiden deutlichen Niederlagen nicht verhindern konnte. An ihm lag es definitiv nicht, Müller ist ein Glücksgriff für die Luzerner. Dies bestätigt auch Daniel Wyrsch, kaum einer ist näher dran am Club als der Journalist der Luzerner Zeitung, er ist ein regelrechter FCL-Experte.
"Marius Müller ist tatsächlich ein Top-Transfer. Man kommt derzeit zum Schluss, dass er qualitativ zu gut ist für diese Mannschaft. Mit anderen Worten: Man hat in anderen Mannschaftsteilen die Qualität nicht halten oder sich dort nicht gut genug verstärken können."
Daniel Wyrsch, Journalist, 20.08.2019.
Die Stärke der Defensive überspielte in den ersten Partien die Schwäche in der Offensive. Wie im oben stehenden Zitat angesprochen, gelang es dem FC Luzern nicht auf allen Positionen die Qualität zu halten. Mit Ruben Vargas verkaufte man die vielversprechendste Zukunftshoffnung an den FC Augsburg. Einen sofortigen adäquaten Ersatz konnte man nicht präsentieren.
Doch der grosse Knall kam erst während der laufenden Saison. Christian Schneuwly löste seinen Vertrag auf. Der langjährige Leistungsträger war auf einen Schlag nicht mehr Teil des Teams. Es verwundert, dass man einen solchen Leistungsträger einfach ziehen liess und ihn dadurch an den ambitionierten Challenge-League-Club aus Lausanne verschenkt. Sportchef Meyer irritierte zusätzlich im Nachgang mit der Aussage, dass man ja schliesslich auch Geld gespart habe, mit der sofortigen Vertragsauflösung des Arbeitspapiers.
"Den Sportchef kann ich nicht verstehen, dass er zuvor Christian Schneuwly gesagt hatte, dass er weniger spielen könne. Ohne Not kränkte er damit einen seiner besten Spieler. Spätestens als Schneuwly vor der Saison die Captainbinde abgab, hätten Remo Meyer und Thomas Häberli reagieren und um ihn kämpfen müssen. Das heisst, einen Vertrag bis mindestens 2021 vorlegen müssen. Das Finanzierungs-Dilemma sieht man daran, dass sich Meyer rühmte, den Lohn von Schneuwly einzusparen. Dabei unterschätzte er oder besser vergass er die jeweiligen Saisonbilanzen des Freiburgers."
Daniel Wyrsch, Journalist, 20.08.2019.
Mit Claudio Lustenberger, Christian Schneuwly und dem Eigengewächs Ruben Vargas hat der FC Luzern gleich mehrere Identifikationsfiguren verloren. Viele Anhänger können die Transferpolitik nicht verstehen und sind sichtlich unzufrieden mit den Auftritten ihrer Mannschaft. Bei der Cup-Partie in Kreuzlingen liessen einige Fans ihrem Unmut freien Lauf und pöbelten die eigenen Spieler an. Captain Pascal Schürpf bezeichnete die Aktion via Instagram als "Stich ins Herz".
Erst eine Woche zuvor sorgte mit Christian Schwegler ein anderer Routinier für Schlagzeilen. Nach der Niederlage gegen den FC Thun kritisierte er gegenüber Teleclub indirekt seinen Trainer. Man trete zu wenig mutig auf und müsse weiter vorne attackieren. Eine Kritik an der taktischen Einstellung des Chefcoach. Auch wenn die beiden die aufziehenden Unstimmigkeiten wenige Tage später aus der Welt räumten, bleibt ein fader Beigeschmack. Beide Ereignisse zeigen, wie gross die Unstimmigkeiten und die Unzufriedenheit beim FC Luzern aktuell sind.
Es sind nicht die einzigen beiden Punkte die anecken. Viele ärgern sich über Stürmer Blessing Eleke. Der Nigerianer erzielte vergangene Saison 17 Tore für den FCL, diese Saison lediglich eines in neun Einsätzen. Das ist kein Zufall, der 23-Jährige wirkt lustlos. Die Entschlossenheit auf dem Rasen lässt er für alle sichtbar vermissen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Stürmer gerne wechseln würde. Zuletzt wurde er mit dem FC Basel in Verbindung gebracht. Aber trotz der nicht überzeugenden Leistungen schenkt ihm der Trainer Thomas Häberli immer wieder das Vertrauen. Sicherlich wäre es mutig den Topstürmer für einmal aus dem Aufgebot zu streichen, ihm einen Denkzettel zu verpassen, es wäre jedoch ein starkes Zeichen an alle.
So wirkt der Trainer eher schwach, ein Ebenbild des Sportchefs, der einen Teamleader ziehen lässt und von gespartem Geld spricht. Die Saison ist noch jung, noch ist abgesehen von der EL-Quali, was erwartet werden musste, nichts verloren. Jetzt ist es aber an der Zeit, dass die beiden starken Männer im Sportgeschäft beim FC Luzern Verantwortung übernehmen. Auf dem Transfermarkt muss Verstärkung organisiert werden, die Offensive muss durch mindestens einen Spieler ergänzt werden, besser sind zwei oder drei. Dies weil zweitens der Fall Eleke endlich geklärt werden muss. Allgemein muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen, es kann nicht sein, dass der Stürmer lustlos auftritt oder der Trainer durch seine Routiniers öffentlich kritisiert wird.
In der Meisterschaft steht nun die schwierige Auswärtsfahrt nach Sion an, danach wird der Meister aus Bern zu Gast sein. Gut möglich, dass so bis zur Nati-Pause noch zwei Niederlagen resultieren. Die Luzerner würden in der Tabelle so vielleicht bis ans Ende abrutschen. Der Baum würde brennen in der Innerschweiz. Im Innern des Kessels brodelt es schon gewaltig. Werden jetzt nicht die richtigen Schlüsse gezogen, kommt es schon bald zu einem grossen Knall. Oder in anderen Worten:
"Es herrscht gerade die Ruhe vor dem Sturm."
Daniel Wyrsch, Journalist, 20.08.2019.