Am Sonntag startet der Schweizer Meister mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Sion in die neue Saison. Nach der 1:2-Niederlage im Cup-Viertelfinale im Februar ist es für den BSC Young Boys auch eine Möglichkeit zur Revanche. Bevor es allerdings auf dem Rasen erstmals ernst gilt, nehmen wir die beiden Teams unter die Lupe.
Ist es die gerade zu Ende gegangene EURO, die auf dem Transfermarkt für Aufschub gesorgt hat? Auf jeden Fall ist es um den Schweizer Meister in diesem Sommer erstaunlich ruhig geblieben. Aurèl Amendas Transfer zur Eintracht Frankfurt wurde schon zur Winterpause eingetütet und auch Fabian Lustenbergers Rücktritt kam mit Ansage. Daneben haben die Berner einzig noch Leihspieler Joel Mvuka ziehen lassen. Die Meistermannschaft 2023/24 ist also beinahe zusammengeblieben, sie wurde sogar noch verstärkt. Mit Tanguy Zoukrou wurde ein grossgewachsener Innenverteidiger verpflichtet, der den ersten Schritt weg vom ESTAC Troyes wagt. Unglücklich gestartet ist die Zeit von Facinet Conte bei den Young Boys, der neue Stürmer hat sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen und wird den Bernern mindestens ein halbes Jahr fehlen.
Die ganz grosse Veränderung wurde auch bereits im Vorfeld des Sommers aufgegleist, Patrick Rahmen heisst der neue Cheftrainer der Berner. Nach einem äusserst erfolgreichen Jahr in Winterthur wurde der 55-jährige Basler zum Schweizer Meister befördert. Hier wartet eine intensive Saison auf den Coach, denn einmal mehr strebt YB neben den beiden nationalen Titeln auch die Teilnahme an der UEFA Champions League an. Dafür steht Rahmen ein ausgesprochen breiter Kader zur Verfügung, den bislang unerwähnt geblieben sind die sieben Leihrückkehrer. Sie könnten davon profitieren, dass die Karten unter dem neuen Trainer neu gemischt werden. Eine dieser letztjährigen Leihgaben gehört besonders in den Fokus, denn Zachary Athekame ist eigentlich ein Neuzugang. Im Winter verpflichtet und dann nochmals zurückverliehen macht der rechte Verteidiger jetzt den Schritt in die Super League.
Verpflichtete Spieler:
- Tanguy Zoukrou (Innenverteidiger) - ESTAC Troyes/FRA
- Ebrima Colley (Rechtsaussen) - Atalanta Bergamo/ITA (definitive Übernahme)
- Facinet Conte (Mittelstürmer) - SC Bastia/FRA
Aus dem Nachwuchs:
- Ardian Bajrami (Torhüter)
- Sadin Crnovrsanin (Innenverteidiger)
Leih-Rückkehrer
- Marvin Keller (Torhüter) - FC Winterthur
- Joel Bichsel (Innenverteidiger) - SC Freiburg II/GER
- Zachary Athekame (Rechter Verteidiger) - Neuchâtel Xamax FCS
- Miguel Chaiwa (Defensives Mittelfeld) - FC Schaffhausen
- Alexandre Jankewitz (Zentrales Mittelfeld) - FC Winterthur
- Donat Rrudhani (Rechtes Mittelfeld) - FC Lausanne-Sport
- Théo Golliard (Offensives Mittelfel) - FC Vaduz
Abgänge des BSC Young Boys
Abgegebene Spieler:
- Aurèle Amenda (Innenverteidiger) - Eintracht Frankfurt/GER
- Fabian Lustenberger (Innenverteidiger) - Karriereende
Beendete Leihen:
- Joel Mvuka (Rechtsaussen) - FC Lorient/FRA
Zuletzt verliehene Spieler:
-
Das Wallis ist 2024/25 wieder auf höchster Stufe vertreten, sprich der FC Sion ist zurück in der Super League. In einem hochklassigen Aufstiegskampf setzen sich die Sittener gegen den FC Thun durch. Doch es hat sich durchaus etwas verändert in den letzten Monaten. Es ist ruhig geworden um den FC Sion. Ja, Präsident Christian Constantin und sein Stadionprojekt hat für Schlagzeilen gesorgt und mit dem Einzug ins Halbfinale des Cups machte der unterklassige FC Sion auch sportlich auf sich aufmerksam, aber sonst ist es ruhig. Didier Tholot kann unbeirrt mit seiner Mannschaft arbeiten und selbst nach dem Aufstieg ist es kaum zu Veränderungen am Kader gekommen.
Mit Dejan Djokic ist es dem Aufsteiger gelungen, die Wunschlösung im Sturm zu verpflichten. Der 23-Jährige erzielte in 159 Einsätzen für den FC Vaduz 46 Tore. Neben mehreren Jugendspielern, die an die Türe der ersten Mannschaft anklopfen, ist Verteidiger Noé Sow erst der zweite Neuzugang der Sittener. Der eine oder andere Vertrag wurde zum Saisonende nicht verlängert, so sind beispielsweise Itaitinga und François Moubandje auf Vereinssuche. Für den bis 2025 gebundenen Heinz Lindner gilt es nach seiner Leihe zu Royale Union Saint-Gilloise eine Lösung zu finden.
Verpflichtete Spieler:
- Noé Sow (Innenverteidiger) - Pau FC/FRA
- Dejan Djokic (Mittelstürmer) - FC Vaduz
Aus dem Nachwuchs:
- Noah Grognuz (Innenverteidiger)
- Dylan Tutonda (Defensives Mittelfeld)
- Pierrick Moulin (Offensives Mittelfeld)
- Yohan Aymon (Linksaussen)
Leih-Rückkehrer:
- Heinz Lindner (Torhüter) - Royale Union Saint-Gilloise/BEL
- Nathanaël Saintini (Innenverteidiger) - Kryvbas Kryvyi Rig/UKR
- Denis Will Poha (Zentrales Mittelfeld) - Quevilly - Rouen Métropole/FRA
- Kevin Halabaku (Linksaussen) - FC Schaffhausen
Abgegebene Spieler:
- Alexandros Safarikas (Torhüter) - ?
- François Moubandje (Linker Verteidiger) - ?
- Hervé Matondo (Defensives Mittelfeld) - AC Bellinzona (Leihe)
- André Edgar (Zentrales Mittelfeld) - ?
- Itaitinga (Rechtsaussen) - ?
Beendete Leihen:
- Jean-Claude Ntenda (Linker Verteidiger) - Juventus Turin Next Gen/ITA
Zuletzt verliehene Spieler:
- Yassin Fortuné (Rechtsaussen) - Quevilly - Rouen Métropole/FRA [war verliehen an Polissya Zhytomyr/UKR]
Abgeschlossen ist die Kaderplanung beim Schweizer Meister sicherlich noch nicht. Die Torhütersituation muss zeitnah angepackt werden. Entweder muss für Marvin Keller eine neue Leihstation gefunden werden oder Anthony Racioppi wird den Verein verlassen. Drei Torhüter mit den Ambitionen Spielzeit zu erhalten, sind sicherlich einer zu viel. Daneben müssen die Berner allfällige Abgänge abwarten. Der jetzt verletzte Facinet Conte erweckte den Eindruck, ein potenzieller Nachfolger von Meschack Elia zu sein. Noch ist der Stürmer in Bern, der 46-fache kongolesische Internationale bleibt aber ein ganz heisser Absprungkandidat.
Vielleicht ist der aktuelle Kader durch die zurückgekehrten Leihgaben gar etwas zu breit. Das Trainergespann um Patrick Rahmen konnte sich jetzt einen Eindruck verschaffen, wer in der nächsten Saison mit Spielzeit rechnen kann. Für die anderen Akteure gilt es, eine Lösung zu finden. Wenn YB noch auf einer zweiten Position neben dem Sturm nachrüsten wird, dann ist es wohl die Innenverteidigung. Die Rückkehr von Joel Bichsel, der hochgezogene Nachwuchsspieler Sadin Crnovrsanin und Neuzugang Tanguy Zoukrou sorgen mittlerweile für ausreichend Optionen. Ob dies die Qualität mitbringen, auch auf internationaler Bühne sofort zu bestehen, müssen sie erst noch unter Beweis stellen.
In erster Linie stellt sich beim FC Sion natürlich die Frage, ob der Kader den Ansprüchen der Super League genügt. Auf vielen Positionen dürfte das der Fall sein. Dünn besetzt sind die Walliser bei den Aussenverteidigern. Numa Lavanchy ist auf rechts vorgesehen, die linke Abwehrseite gehört Nias Hefti. Fallen die beiden aus, müssen Spieler von anderen Positionen aushelfen. Ansonsten ist der Kader sicher ausreichend breit aufgestellt, die Tiefe des Teams wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
Für gewisse Spieler, allen voran Heinz Lindner, werden noch Lösungen zu gesucht. Der eine oder andere junge Spieler dürfte vielleicht auch in der Challenge League vorerst noch Spielpraxis sammeln. Gleichzeitig beobachtet der Aufsteiger den Markt sicherlich genau. Es dürfte sich sicherlich auch innerhalb der Schweiz noch die eine oder andere interessante Option ergeben. Gleichzeitig bietet es natürlich die Möglichkeit, Erkenntnisse aus den ersten Saisonspielen beizuziehen. Wobei das Gastspiel beim Meister natürlich zum Auftakt eine gewaltige Aufgabe darstellt. Gleichzeitig können sich auch noch Abgänge entwickeln, beispielsweise Torhüter Timothy Fayulu gilt als umworben.
Nach den abschliessenden Testspielen wagen wir bereits einige Tage vor dem Auftaktspiel für die beiden Teams eine Prognose der möglichen Aufstellung.
Patrick Rahmen hat zum Saisonstart wirklich die Qual der Wahl. Sollte Abwehrboss Mohamed Ali Camara ausfallen, nachdem er im letzten Test vorzeitig vom Rasen hat müssen, wäre Neuzugang Tanguy Zoukrou der naheliegende Ersatz. Im Mittelfeld haben wir uns für die deutlich offensivere Besetzung mit Filip Ugrinic statt Cheikh Niasse im Zentrum entschieden. Im Sturm sind Cedric Itten und Silvere Ganvoula wohl gleichauf. Daneben füllt sich die Bank mit zahlreichen Startelfaspiranten.
Mit der Formation dürfte Didier Tholot nicht überraschen, der FC Sion hält am erfolgreich praktizierten 4-2-3-1 fest. In der Abwehr fehlte zuletzt Captain Reto Ziegler, womit Gora Diouf und Joël Schmied vorerst das Innenverteidiger-Duo bilden, früher oder später wird auch Neuzugang Noé Sow seine Stammplatzambitionen anmelden. Im zentralen Mittelfeld wäre Liam Chipperfield eine weitere interessante Option, der 20-Jährige muss allerdings vorerst hinten anstehen. Angeführt wird die Offensive von Neuzugang Dejan Djokic. Die Reihe dahinter ist die wohl am schwierigsten zu besetzende. Der verletzte Kevin Bua fehlt, so dürften die beiden Théos über die Flügel für Tempo sorgen.
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