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Bei den Herren Technikern geht es fast nicht mehr ohne Sonderbehandlung

"Lara-Knatsch" – Wo liegt die Grenze, die ein Privat-Team rechtfertigt?

15. März 2019Andreas Aeschbach
Head of Wintersports

Wie bereits vor der Saison sorgte Lara Gut-Behrami auch während der laufenden Saison für Schlagzeilen. Einmal mehr nicht wegen sportlichen Höhenflügen, sondern wegen ihrem Privat-Team.

Bei dieser Diskussion muss man diverse Faktoren berücksichtigen, sei es finanziell, sportlich, in der Kommunikation, Medienbetreuung, aber auch in Sachen Zugriff auf den Athleten. Für Lara Gut-Behrami hat die Konstellation mit ihrem eigenen Team über Jahre funktioniert, die Erfolge gaben ihr recht. Niemand hinterfragt ein System, welches Erfolg bringt. Jedoch ist es auch das erste System, dass man angreift, wenn die Resultate ausbleiben:Seit ihrem Weltcup-Comeback, Sölden 2017, fuhr die Tessinerin nur gerade fünfmal auf ein Weltcup-Podest. Fünfmal stand auch Michelle Gisin in dieser Zeit auf dem Treppchen und die Engelbergerin gewann zudem noch Olympia-Gold und musste die Saison verletzungsbedingt beenden. Wendy Holdener gelang dies in der selben Zeit sogar 18mal und sogar Corinne Suter hat mit zwei Podestplätzen im Weltcup und zwei WM-Medaillen zuletzt mehr abgeliefert, als Lara Gut-Behrami. Vor allem die Entwicklung in der Abfahrt muss der Frau von Valon Behrami zu denken geben, keinen Podestplatz seit dem 28.1.2017, nur zwei Podestplätze in dieser Saison und Platz 18 in der Abfahrtswertung.

Es gibt keine Formel, welche ein Privat-Team rechtfertigt

Wäre Lara Gut-Behrami in dieser Saison regelmässig aufs Podest gefahren, hätte sie eine WM-Medaille gewonnen, würde jetzt niemand ihr Team anfechten. Doch wo liegt die Grenze? Hat Holdener ein Privat-Team verdient? Könnte Corinne Suter jetzt auch eines haben oder muss man eine Mikaela Shiffrin oder ein Marcel Hirscher sein? Fakt ist, dass man ein Privat-Team nicht an WC-Siege oder WM-Medaillen bindet oder hätte etwa Hirscher sein Team auflösen müssen, wenn er keine WM-Medaille gewonnen hätte? Eher nicht.

Am Ende geht es doch darum die bestmögliche Betreuung zu geben, damit er oder sie Erfolg haben. Jedoch muss dies alles in einem vernünftigen Rahmen geschehen, denn der finanzielle Zusatzaufwand für Swiss-Ski ist nicht gering, auch wenn Lara Gut-Behrami ein Teil ihres Teams selbst bezahlt.

In den technischen Disziplinen ist man ohne Privat-Team fast chancenlos

Marcel Hirscher, Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault geniessen, obwohl sie grossen Verbänden angeschlossen sind, die Vorteile eines Privat-Teams. Ein Luxus, den man auf dieser Stufe schon fast benötigt um erfolgreich zu sein. Dies zeigt auch die Statistik, dass die drei Top-Techniker vor dem WC-Finale in Andorra gemeinsam auf 25 Podestplätze kommen. Also mehr als die Hälfte aller Top-3-Ränge in Slaloms und Riesenslaloms (Total 48) gingen an diese drei Athleten. Will man in den technischen Disziplinen vorne mitfahren ist ein Privat-Team praktisch unumgänglich. Ein weiterer Beweis dafür ist auch, dass diese drei Athleten auch das Riesenslalom-Podest an der WM in Are belegten. 

Doch, es gibt auch einen anderen Schlüssel zum Erfolg und diesen haben die Schweizer Männer gefunden. Immer wieder hört und spürt man von der guten Stimmung im Team. Das Schweizer Technik-Team hat Top-Athleten im Kader, einen gesunden Altersmix und einen tollen Spirit. Praktisch keine andere Nation, ausser Österreich, weiss geschlossen jeweils so zu überzeugen, wie die Schweizer. Und das war vor ein paar Jahren keine Selbstverständlichkeit.

Die Plätze zwei und drei in der Disziplinenwertung Slalom haben Yule (2.) und Zenhäusern (3. gemeinsam mit Kristoffersen) inne und auch im Riesenslalom liegt Meillard auf Rang 4. Zudem sicherten sich die Schweizer Techniker sieben der 48 Podestplätze in den beiden Disziplinen Slalom und Riesenslalom. Gemeinsam mit dem "Privat-Team-Trio" also 32. Somit blieben für alle anderen Athleten wie, Schwarz, Matt, Fanara, Kranjec oder Noel noch 16 Podestplätze übrig. Es geht also auch im Team.

Wo liegt die Grenze, welche ein Privat-Team rechtfertigt? Was für Vorteile haben die Athleten eines Privat-Teams noch? Diese Fragen haben wir auch in der The Snow Lodge vom 7. März 2019 mit Patrick Küng, Silvan Zurbriggen und Stefan Abplanalp besprochen und sind dabei auf einige interessante Aussagen gekommen:

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