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Der Obersimmentaler ist bereits als kleiner Bub mit dem Skifahren in Kontakt gekommen, was auch wenig verwunderlich, da der Jaunpass quasi vor seiner Haustüre liegt. "Durch meinen Onkel bin ich dann zur JO des Boltiger Skiklubs gekommen. Und ja, das Skifahren gehörte irgendwie einfach dazu", wie er der Jungfrau Zeitung erzählte. Die Passion für den Skisport war sogar derart gross, dass er jeweils andere Sachen fast vergass. "Oftmals haben wir, wo wir kleiner waren, fast die Siegerehrungen verpasst, weil wir so gerne gefahren sind!"
Auch wenn bei Franjo von Allmen schnell ersichtlich war, dass er talentiert ist, war der Gedanke an eine mögliche Skikarriere weit weg. Nachdem er die Schule absolviert hatte, wurde es dann mit einer möglichen Laufbahn im Skisport konkreter, auch wenn er selbst auf den Besuch einer Sportschule verzichtete. "Ich bin nicht der, der gerne die Schulbank drückte, und wollte immer schon einen handwerklichen Beruf lernen." Er bekam eine Lehrstelle in der Zimmerei Schletti, die mit Noel von Grünigen bereits einmal einen Lehrling angestellt hatte, der auf die Karte Ski setzte. "Der Lehrbetrieb wusste daher, was auf ihn zukommt", so ein verschmitzter Franjo von Allmen.
Es war definitiv keine leichte Zeit, wurde es insbesondere in den Wintermonaten äusserst stressig, die Lehre, das Lernen und das Skifahren unter einen Hut zu kriegen. Schliesslich war er im Lehrbetrieb als auch in der Schule oft abwesend. "Man musste viel Stoff nachholen, war oft nur in der Schule, um Prüfungen zu schreiben. Aber ja, irgendwie ging es dann doch!" In der letzten Saison änderte sich seine Einstellung dann ein bisschen. "Ich entschied, mich im Winter voll auf den Sport zu konzentrieren und dann jetzt im Sommer wieder arbeiten zu gehen." Eine Massnahme, die sich definitiv ausgezahlt hat.
Der Obersimmentaler ist gerade einmal 21 Jahre jung, womit der Speed-Spezialist noch seine ganze Karriere vor sich hat. Es war am 18. Januar 2021, als er beim Super-G im Zinal mit gerade einmal 19 Jahren sein Debüt im Europacup feiern durfte und bereits in seinem zweiten Europacup-Einsatz fuhr von Allmen als 25. seine ersten Punkte heraus. Etwas mehr als ein Jahr später sollte es dann dank des achten Rangs von Kvitfjell (Super-G) mit dem ersten Top-Ten-Resultat klappen.
Nochmals ein Jahr später, nämlich in der abgelaufenen Saison, war es dann soweit und er bejubelte nicht nur den ersten Podestplatz, sondern gleichzeitig auch den ersten Sieg auf Europacup-Stufe. Im französischen Orcieres Merlette konnte ihm in der Abfahrt kein anderer das Wasser reichen. Dank weiteren starken Abfahrtsresultaten beendete er die Disziplinenwertung auf dem zweiten Schlussrang, wodurch er sich einen Fixplatz verdient hat. Es ist der nächste Schritt auf seiner Karriereleiter, die nun im Weltcup eine Fortsetzung finden soll.
Den Youngster hat man in der Schweiz aber nicht erst seit der letzten Saison auf dem Schirm, machte doch Franjo von Allmen bereits an der Junioren-WM 2022 in Kanada nachhaltig auf sich aufmerksam. So krallte sich der Berner Oberländer sowohl in Abfahrt, Super-G als auch Kombination dreimal die Silbermedaille. In der Dorfmetzgerei von seinem Heimatort gab es ihm zu Ehren sogar die "Silberblitz-Wurscht" zu kaufen. Es wurden in den Medien auch schon Parallelen zu keinem geringeren als Beat Feuz gezogen und der 21-Jährige hätte mit Sicherheit nichts dagegen, wenn er nur einen Bruchteil der Erfolge des Schangnauers erreichen würde.
Sein Weltcup-Debüt, natürlich ein weiteres grosses Highlight in der noch jungen Karriere des Berners, erfolgte in der letzten Saison in der Abfahrt von Aspen. Mit der Startnummer 50 verpasste er mit Rang 46 zwar die Weltcuppunkte, doch sein Rückstand auf Sieger Aleksander Aamodt Kilde betrug in einem engen Rennen nur 2.17 Sekunden. "Beim Start selber war es eigentlich wie jedes andere Rennen. Doch das ganze Drumherum war schon spezieller und mit mehr Zuschauern und der Medienpräsenz einfach grösser - daran könnte ich mich gewöhnen, dachte ich mir", so von Allmen gegenüber der Jungfrau Zeitung.
An die grössere Bühne darf sich der Speed-Spezialist in der neuen Saison noch mehr gewöhnen, wird er doch dank seines Fixstartplatzes die spektakulärsten Abfahrten der Welt bestreiten können. "Noch ist es etwas surreal, aber das wird schon genial. Vor allem auf die Klassiker in Wengen und Kitzbühel freue ich mich extrem." Wer jedoch denkt, dass der ambitionierte Youngster nur ein wenig mitfahren will, sieht sich getäuscht. Vielmehr verfolgt er für die neue Saison ehrgeizige Ziele. "Ich möchte mich im Weltcup in den Top-20 oder Top-25 etablieren und mir im Super-G ebenfalls einen Weltcup-Startplatz holen!" Er sei sich bewusst, dass seine Ziele hochgesteckt sind, denn dadurch könne er sich einfach noch besser motivieren. "Und träumen ist ja erlaubt!" Bleibt Franjo von Allmen verletzungsfrei und geht weiterhin seinen Weg, wird er wohl auch bei den Grossen die ein oder andere Siegerehrung miterleben können; und man kann sich sicher sein, dass er diese dann trotz seiner Liebe für den Skisport auf keinen Fall verpassen wird.