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Im Alter von 31 Jahren kehrte Moreno Costanzo zu seinem Jugendverein zurück, bei dem er am 14. Mai 2006 sein Super-League-Debüt feierte. Costanzo bestritt nach seinem Transfer vom FC Thun zum FCSG lediglich noch eine Saison. Sportlich gesehen war die Spielzeit 2019/20 ein ziemlicher Erfolg, die Espen waren in dieser Corona-Saison der grosse Herausforderer der Young Boys. Für Costanzo persönlich dürften die Erwartungen an seine Rückkehr in die Ostschweiz deutlich grösser gewesen sein. Er kam nur zu neun Teileinsätzen und stand lediglich für 243 Minuten auf dem Rasen.
Unter dem Strich war es ein missglückter Abschluss seiner Karriere für einen Spieler, der den FCSG einst mit 14 Toren in der Challenge League zum direkten Wiederaufstieg geschossen hatte. Als er die gleiche Torzahl in der Folgesaison auch in der Super League vorweisen konnte, wechselte er damals für circa eine Million Schweizer Franken zu den Young Boys. Diese Erinnerung vom jubelnden und toreschiessenden Moreno Costanzo vermochte er nicht aufleben zu lassen. Bei seinem zweiten Engagement beim FCSG gelang ihm kein Treffer.
Der zweite Rückkehrer passt nur bedingt in diese Auflistung. Anders als Costanzo und die vier Akteure, die noch folgen werden, hat Julian von Moos erst bei seinem zweiten Engagement beim FCSG für die Profis gespielt. 2016 wechselte der Stürmer aus der U15 der Ostschweizer zum Grasshopper Club Zürich. 2018 kaufte ihn dann der FC Basel für kolportierte 1.3 Millionen Euro. Diesen finanziellen Vorschusslorbeeren wurde er am Rheinknie nicht gerecht. In 20 Einsätze erzielte er einen einzigen Treffer und das gleich beim Debüt. Nach Leihen zum FC Wil und Vitesse Arnheim kehrte von Moos im Januar 2022 heim.
Das Fussballspielen begann der Schweizer mit brasilianischen Wurzeln beim FC Romanshorn, schon mit 11 Jahren versuchte er sich dann aber im Trikot von Grün-Weiss. Mit 20 Jahren gab er dann über Umwege sein Profidebüt für den FC St.Gallen. Bislang sind 55 Einsätze zusammengekommen. 13 Tore und 15 Assists lassen sich sehen. Von Moos ist ein teamdienlicher Stürmer und mittlerweile eigentlich ein Leistungsträger. Seit November fehlt er allerdings verletzt, ein Comeback sollte aber nicht mehr allzu weit voraus liegen. Und von Moos ist erst 22 Jahre alt, da werden noch manche Herausforderungen auf ihn zukommen.
Der im Januar ersetzte Sportchef Alain Sutter hat in seiner Amtszeit den einen oder anderen Spieler nach St.Gallen gelotst, den niemand auf dem Schirm hatte. Definitiv einer von ihnen ist der spanische Mittelfeldspieler Jordi Quintillà. Er wechselte 2018 vom Puerto Rico FC zu den Espen und war sogleich Strippenzieher im Mittelfeld. Überragend war die Saison 2019/20. Mitten im St.Galler Höhenflug gelangen ihm 13 Tore und fünf Assists - es sind Statistiken, die er bei weitem nicht mehr erreicht.
Im Sommer 2021 machte Quintillà den Schritt vom FCSG zum FC Basel. Der Transfer wurde schon relativ früh eingetütet, was ihm zum Verhängnis werden sollte. Ein Wunschsspieler unter der Leitung von Bernhard Burgener, doch die neue Führung um David Degen konnte mit dem Spanier nicht wirklich etwas anfangen. Nach 17 Einsätzen, acht davon in der Startelf, kehrte er bereits nach einem halben Jahr in die Ostschweiz zurück. Auf der Position des Sechsers ist er ungemein wichtig für die Espen. Nichtsdestotrotz wird immer wieder, vor allem bei Standardsituationen, die Leichtigkeit vermisst, die den mittlerweile 30-Jährigen in der Saison 2019/20 so aufblühen liess. Aktuell fehlt er dem FCSG wegen einer Bänderzerrung im Knie.
Damit wären wir bei den drei Rückkehrern der aktuellen Saison angelangt. Nach einem Jahr in Hamburg beim FC St. Pauli kehrte der Rheintaler Betim Fazliji zum FCSG zurück. 21 Einsätze durfte er in seiner Saison in Deutschland absolvieren. Bereits nach einem Jahr die Zelte in Norddeutschland wieder abzubrechen, war vor allem auch eine Entscheidung für Familie und Freunde, die Fazliji nach seinem Transfer natürlich in der Schweiz zurücklassen musste.
Seine Rückkehr zum FCSG hätte Trainer Peter Zeidler neue taktische Möglichkeiten bieten sollen. Fazliji wurde im Mittelfeld eingeplant, entweder als Box-to-Box-Spieler oder auch um Teamkollege Jordi Quintillà defensiv den Rücken freizuhalten. Im November riss sich Fazliji allerdings im Training das Kreuzband. Erst ab der kommenden Saison sollen dann die 111 Einsätze für die Espen weiter vermehrt werden. Um den 24-jährigen kosovarischen Nationalspieler dürfte in den nächsten Saisons die Mannschaft aufgebaut werden.
Die Rückkehr von Bastien Toma zum FC St.Gallen spricht für die positive Arbeit in der Ostschweiz. Der FCSG musste nach einer schwachen Hinrunde 2021/22 im Winter nachrüsten. Eine dieser Verstärkungen war der Walliser Bastien Toma, der per Leihe vom KRC Genk übernommen wurde. Toma brachte für ein halbes Jahr die erhoffte Dynamik und Qualität ins Mittelfeld. Bei Genk ist der Schweizer Mittelfeldmann im Sommer endgültig auf dem Abstellgleis gelandet und dann zog es ihn dort hin, wo er sich offenbar zuletzt ziemlich wohlgefühlt hatte. Im St.Galler Mittelfeld ist der 24-Jährige aufgrund der vielen Ausfällen auf deutlich weniger Konkurrenzkampf gestossen, als erwartet. In den 16 Einsätzen verlieh er mit einer Passquote von 80.2 Prozent dem Mittelfeld Stabilität (Quelle: wyscout.com).
Schon dieser Artikel deutet an, wo das Problem beim FC St.Gallen derzeit liegt. Allerdings fallen aktuell nicht nur Jordi Quintillà, Betim Fazliji und Julian von Moos verletzt aus. Auch Willem Geubbels und Lukas Görtler sind derzeit ausser Gefecht gesetzt. Es musste zeitnah neues Personal her und dieses wurde in der Person von Victor Ruiz am Mittwoch auch verpflichtet. Der spanische Mittelfeldspieler war noch so eine Entdeckung von Alain Sutter. Aus der vierten spanischen Liga wechselte er zum FC St.Gallen. Mit Quintillà zusammen bildete Ruiz ein kongeniales spanisches Duo. In 114 Einsätzen erzielte Ruiz 20 Tore und verbuchte 27 Assists.
2022 folgte er einem lukrativen Angebot aus Saudi-Arabien. Es sollte ein Engagement werden, das zumindest sportlich kein erfreuliches Ende nahm. Nach 36 Einsätzen fehlte zuletzt die Spielberechtigung. Nun kehrt Ruiz als Hoffnungsträger zum FCSG zurück. Ob diese Rückkehr eine Erfolgsgeschichte wird, muss sich noch zeigen. Ein Vertrag bis im Sommer mit Option auf eine Verlängerung unterstreicht, dass sich Ruiz aufs Neue beweisen muss.