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Thomas Roost in "Pucks & Bucks" über den Vergleich zwischen Elfmeterschiessen und Shootouts

Der Penalty-Shootout im Eishockey - Keine grosse Lotterie?

15. September 2018Thomas Roost
NHL-Scout

Elfmeterschiessen und Penalty-Shootouts im Eishockey werden oft mit einer Lotterie
verglichen.

Ich will nicht über Fussball urteilen, bin aber trotzdem klar der Meinung, dass Penalty-Shootouts im Eishockey erkennbar weniger mit einer Lotterie, mit reinem Glück, zu tun haben als ein Elfmeterschiessen im Fussball.

Im Eishockey ist es deutlich schwieriger, mit einem Penalty-Shot erfolgreich zu sein als im Fussball: Das erforderliche Skill-Level ist höher und die erfolgreichste Variante eines Hockey-Penalty-Shots ist deutlich schwieriger in der Ausführung als ein erfolgreicher Fussballelfmeter. Nur ca. ein Drittel aller Penalty-Shots sind auf höchstem Niveau erfolgreich (NHL). Bei uns dürfte die Erfolgsquote noch etwas tiefer liegen.

Wie ich Junioren beim Scheitern zusah 

Wieso dieses Thema? Vor rund einem Monat habe ich ein U15-Regio-Turnier in Grindelwald besucht. Jeweils vor den eigentlichen Spielpaarungen haben sich beide Mannschaften im Penalty-Shot-Duell gemessen. Dies finde ich eine sehr gute, nachahmenswerte Idee und ich habe mich vor jedem Spiel darauf gefreut. Nicht gefreut hat mich die fehlende Kreativität und die Ausführungsqualität der Penaltyshots, diese waren mit sehr wenigen Ausnahmen ernüchternd. Bei 9 von 10 Penaltyshots ist der Schütze angelaufen und hat entweder aus naher oder mittlerer Distanz mittels Handgelenkschusses den Erfolg gesucht; dies ohne jegliche vorangestellte Körpertäuschung. Die allermeisten Versuche scheiterten kläglich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Coaches die Devise ausgegeben haben, die Schussoption ohne jegliche vorangestellte Täuschungsmanöver zu wählen. Ich muss davon ausgehen, dass
den Jungs entweder die notwendigen Handskills fehlen und/oder die Ausbildner den
Jungs kaum je gezeigt haben, wie man bei Penalty-Shots die Erfolgswahrscheinlichkeit
erhöht.

Wie man die Chancen auf einen Torerfolg erhöht 

Ja, ich weiss, es gibt nicht DEN Penalty-Shot und schon gar keinen Move oder Deke, der sich meistens bezahlt macht. Unberechenbarkeit und Variationen sind in der Langzeitbetrachtung Trumpf. Und trotzdem, es gibt DEN Penalty-Shot der nachweislich vielversprechender ist als alle anderen und exakt diese Variante gehört zu den Basics, die den Talenten beigebracht werden müssen. Penaltyshots können extrem gut geübt werden, weil diese Situation zu 70% störungsfrei repetiert werden kann. 1000 mal, 5000 mal, 10000 mal mit ausgefeilter Körpertäuschungstechnik. Zuerst die Theorie:

Eine Kombination von folgenden Elementen verspricht die grösste Chance auf einen
Torerfolg (die Wahrscheinlichkeit bei dieser Variante liegt in der NHL bei immerhin
66%!):

1. Der Schütze muss den Goalie provozieren, dass er sich lateral verschiebt und dies tut
er wenn er bei der Scheibenführung verschiedene Linien und vor allem die so genannte
Royal Road wiederholt kreuzt.

2. Der Schütze muss versuchen, den Goalie möglichst tief ins Netz zu drängen, indem
er lange und geduldig die Scheibe führt und gut abdeckt, so dass der Goalie kaum zu
einem Poke-Check ansetzen kann. 

3. Der Schütze muss versuchen, dass der Goalie eine vertikale Abwehrbewegung vollziehen muss und dies gelingt ihm, indem er die Scheibe hoch platziert.

Diese Kombination ist statistisch nachgewiesen (danke, Steve Ness) die Penalty-Shot- Variante mit der höchsten Trefferwahrscheinlichkeit. Ich meine, dass das Einüben dieser zugegebenermassen anspruchsvollen Variante Pflichtstoff sein sollte. Die perfekte Ausführung exakt eines solchen Penalty-Shots zeigt uns der Finne in Diensten der Florida Panthers, Alexander Barkov, im folgenden Beispiel:

Barkov kreuzt zweimal die Royal Road, deckt die Scheibe hervorragend ab und reduziert dadurch die Wahrscheinlichkeit eines Poke-Checks, er fährt nahe auf’s Tor und drängt somit den Goalie tief ins Netz und schliesst die Aktion auf der Backhandseite mit einem feinen Heber in den Netzhimmel ab.

Es geht nicht um Zufall und Kaltblütigkeit 

Wie eingangs erwähnt, reicht mittel- bis langfristig eine einzige Penalty-Shot-Variante nicht aus, um in dieser Disziplin wiederholt erfolgreich zu sein. Jeder Spieler sollte wenigstens drei Varianten intus haben. Die Schussabgabe ohne vorangestellte Dekes und Moves ist übrigens die statistisch erfolgloseste Variante. Ohne Handskills, ohne perfekt ausgeführte Dekes und Moves, ist es schwierig, eine überdurchschnittliche Penalty-Shot Erfolgsquote zu erreichen und spätestens jetzt sollte es klar sein, wieso Penalty-Shots im Eishockey spürbar weniger mit Lotterie und Glück zu tun haben als Elfmeter im Fussball.

Nino Niederreiters Enttäuschung nach der Niederlage im WM-Final gegen Schweden - Hätte es mit besserem Training anders kommen können?

Es ist kein Zufall, dass tendenziell diejenigen Teams mit besseren Handskills-Schützen Penalty-Shootouts gewinnen. Erfolgreiches Penalty-Shootout verlangt vor allem nach überdurchschnittlichen Handskills und nach raffinierten kleinen Körpertäuschungen (Täuschungen mit dem Kopf, den Augen, dem Oberkörper, den Armen, den Fussgelenken). Sehr generell: Eine mangelnde Chancenauswertung, wie sie nicht selten bei Schweizer Teams festgestellt wird, ist - von den beeinflussbaren Faktoren - vor allem durch mangelnde Handskills und mangelnde Scheibenkontrolle begründet. Nur am Rande spielt dabei die immer wieder zitierte mangelnde Kaltblütigkeit eine Rolle.

Ja, Penaltyshot-Situationen sind selten im Eishockey und darum müssen wir uns durchaus auch die Frage stellen, wie intensiv wir eine derart seltene Situation trainieren sollten?

Ich meine, es macht für einen jungen Spieler der eine lange Karriere vor sich hat, durchaus Sinn, drillmässig diese Situationen einzuüben denn dies ist mit Ausnahme der Goaliereaktion ein sich 1:1 wiederholender Standard und darum – im Gegensatz zu beinahe allen anderen Spielsituationen – nicht davon abhängig wie sich der Gegner verhält. Noch viel wirksamer ist meiner Meinung nach das Einüben von Breakaway- Situationen, die für den Angreifer ähnlich sind wie der Penalty-Shot, aber er hat weniger Zeit, weil er den Atem eines gegnerischen Spielers im Nacken spürt. In diesen Situationen ist zu wenig Zeit für die kunstvollen Bewegungsabläufe aus dem Barkov- Beispiel, aber Teile davon sollten durchaus eingebaut werden: Ich meine, dass das Kreuzen der so Royal Road, das Provozieren von Verschiebungen des Goalies, elementar ist. Dies erhöht die Chance auf einen Torerfolg und diese – im Gegensatz zu Penaltyshots – häufiger vorkommenden Situationen, müssen im Training drillmässig geübt werden, 1000 mal, 5000 mal, 10000 mal, der Skillscoach ist hier gefragt und auch der Skatingcoach muss helfen. Solche Situationen sind komplex und anspruchsvoll, aber sie können trainiert werden. Ich erhoffe mir, beim U15- Regioturnier in Grindelwald 2019 spürbare Fortschritte erkennen zu können.

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