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Nach der bereits bekannten Absage von Jolanda Neff gaben viele Schweizer Fans die Hoffnungen in dieser Disziplin bereits auf. Dies sollte man allerdings auf keinen Fall, denn 2021 gab es in Tokyo gleich einen Dreifachsieg. War es damals noch Neff vor Sina Frei und Linda Indergand, so ist von diesen drei nur noch Sina Frei mit dabei. Zudem befindet sich aber Alessandra Keller in sehr starker Form, womit eine Medaille für die Schweiz sicher im Bereich des Möglichen liegt.
Bei den Männern warf die Selektion von Mathias Flückiger hohe Wellen. Zum einen hatte dieser zu diesem Zeitpunkt noch mit Dopingvorwürfen zu kämpfen, zum anderen hatte mit Filippo Colombo ein anderer Schweizer einen vorzüglichen Saisonstart und hätte sich die Nomination sicher auch verdient. Flückiger konnte den Entscheid in den letzten Wochen allerdings rechtfertigen und dürfte ebenso heiss auf eine Medaille fahren wie Routinier Nino Schurter.
Die Schweizer Leichtathletik-Szene ist im Hoch. An der Europameisterschaft setzte es nicht weniger als neun Medaillen ab, vier davon waren goldene. Dass es in Paris eine ähnliche Ausbeute gibt, kann man kategorisch ausschliessen. EM-Helden wie Timothé Mumenthaler oder William Reais werden gegen die jamaikanischen und amerikanischen Übersprinter nicht grosse Chancen haben. Was schmerzt, ist zudem, dass mit Dominic Lobalu ein fast sicherer Medaillenkandidat nicht für die Schweiz starten darf, die Daumen sind aber auf jeden Fall auch für ihn gedrückt.
So bleiben noch drei für uns realistische Medaillenhoffnungen. Simon Ehammer hat bereits an der Weltmeisterschaft in Eugene gezeigt, dass er imstande ist, im Weitsprung um die Medaillen zu kämpfen. Angelica Moser gewann zuletzt nicht nur EM-Gold, sondern verbesserte auch den Schweizer Rekord auf 4.88 m. Es ist eine Höhe, mit der man durchaus in den Medaillenrängen liegen könnte. Die Dritte im Bunde ist Ditaji Kambundji. Die kleine Schwester von Mujinga Kambundji feierte in Rom die Bronzemedaille, hat aber nur kurz zuvor beim Diamond League Meeting in Doha alle geschlagen. An einem guten Tag könnte auch sie um die Medaillen kämpfen.
Die Zeiten, in denen man bei Fabian Cancellara von einer Medaille ausgehen konnte, sind zwar vorbei, trotzdem haben wir ein Stefan-Duo, welches brillieren könnte. Stefan Küng und Stefan Bissegger sind beides starke Zeitfahrer und können an einem guten Tag auch im Strassenrennen einen Ausbruchsversuch wagen. Das Zeitfahren findet bereits am Samstag nach der Eröffnungsfeier statt, könnte für die Schweiz damit den perfekten Start in die Spiele bedeuten. Nach dem vierten Rang, bei welchem er letztes Mal nur ganz knapp an Edelmetall vorbeifuhr, will vor allem Küng jetzt angreifen.
Eigentlich unglaublich, ein Land ohne Meeranschluss und ohne grosse Strände, die Bronze-Medaille-Gewinnerinnen von Tokyo nicht dabei, und doch können wir von einer Medaille im Beachvolleyball träumen. 2021 war so etwas von einem Schweizer Beachvolleyballjahr. Nicht nur die Bronzemedaille an den Olympischen Spielen, auch der Europameistertitel ging nur wenig später in die Schweiz. Auf interkontinentalem Niveau gelang es bei Grossanlässen zwar bisher nicht, dies zu bestätigen, trotzdem sehen wir Tanja Hüberli und Nina Brunner in guter Ausgangslage, olympisches Edelmetall mit nach Hause zu nehmen.
Für "dumme Ruderer", wie es Hans Jucker einst sagte, halten wir unsere Versprechen für Olympia nicht. Im Gegenteil: Wir sehen gleich bei mehreren Teams Medaillenchancen. Den Anfang machen Roman Röösli und Andrin Gulich, die zusammen bei der Europameisterschaft im April die Bronzemedaille holten. Beim gleichen Wettkampf holte sich auch der Doppelvierer um Dominic-Remo Condrau, Jan Jonah Plock, Scott Bärlocher und Maurin Lange mit dem zweiten Rang Edelmetall. Gar noch besser lief es im Leichtgewichts Zweier Doppel, wo Jan Schäuble und Raphael Ahumada die Goldmedaille holten.
Eher mit Aussenseiterchancen sehen wir den Doppelvierer der Frauen. Das aufstrebende Team, bestehend aus Fabienne Schweizer, Sofia Meakin, Célia Dupré und Lisa Lötscher, war an der Europameisterschaft nahe am Podest und könnte schon bald für die nächsten Schweizer Rudersternstunden sorgen.
Das Aufgebot der Kanuten umfasst nur gerade zwei Personen. Als Medaillenhoffnungen kann man aber beide betiteln. Martin Dougoud zählt im Kanu-Slalom im Kajak Einer zu den Besten der Welt, holte an der EM in Slowenien Bronze. Er bekundete lange Mühe, “sein grosses Potenzial auszuschöpfen - bis er die Hypnose für sich entdeckte”, wie Swiss Olympic kommunizierte. Alena Marx holte an jener EM gleich doppelt Gold. Einerseits war sie die schnellste im EM-Einzelzeitfahren, andererseits auch in der K.o.-Ausscheidung im Kajak Cross, welches in diesem Jahr erstmals olympisch ist.
Hier kennen wir bereits eine der Teilnehmerinnen. In Tokyo holte sich Nina Christen gleich zwei Medaillen ab. Mit dem Gewehr holte sie sich in der Dreistellung über 50m Gold nachdem sie sich bereits über 10m die Bronzemedaille sicherte. Sie dürfen wir sicherlich auch in diesem Jahr wieder auf der Rechnung haben. Um die Teilnahme musste sie allerdings zittern, denn über 50m gab es in Osijek an der EM gleich zweimal Edelmetall, Christen holte jedoch keine davon. Chiara Leone holte Gold, die erst 15-jährige Emely Jäggy Bronze. Selektioniert wurden schlussendlich im Sportschiessen Christen, Leone und Audrey Gogniat, die 2022 an der Juniorenweltmeisterschaft Gold über 10m gewonnen hatte.
Bei den Männern ist eine Medaille ebenfalls möglich, wobei die Wahrscheinlichkeit ein wenig tiefer ist. Christoph Dürr hat aber mit seinem fünften Rang über 50m an der WM im vergangenen Jahr gezeigt, dass er in der Weltspitze mitmischen kann.
Wir kommen zu einer Frau, die weiss wie es ist, Edelmetall um den Hals gehängt zu bekommen. An den Olympischen Jugendspielen 2018 holte Zoé Claessens im Mixed die Silbermedaille, an den letzten beiden Weltmeisterschaften zweimal Silber. Auf europäischer Stufe konnte sie vor kurzem ihre dritte Goldmedaille holen, siegte zudem 2023 mit der Mannschaft im Zeitfahren.
Simon Marquart gewann 2022 die Goldmedaillle an der Weltmeisterschaft und beendete die Weltcup-Saison auf dem fünften Rang. Mit ihm ist sicherlich zu rechnen. Gar noch besser lief es im Weltcup Cedric Butti. Er fuhr in sechs Rennen dreimal aufs Podest und schloss die Gesamtwertung auf Rang 2 ab. Zum Schluss noch Nadine Aeberhard, die zuletzt im Weltcup auf den vierten Rang fuhr und zuvor bereits mit der Bronzemedaille an der EM in Verona glänzen konnte.
Im Park holte Nikita Ducarroz in Tokyo noch die Bronzemedaille, zuletzt lief es ihr allerdings nicht mehr wie gewünscht. Die Fähigkeiten hätte sie auf jeden Fall, trotzdem glauben wir eher weniger an eine Medaille.
Vom Potenzial her wäre eine Olympia-Medaille für gleich vier Männer und eine Frau möglich. Aufgrund der vergangenen Leistungen und den nicht erreichten Olympia-Limiten, müssen wir aber konsterniert zugeben, dass eine Medaille von Lisa Mamié und Jérémy Desplanches, der in Tokyo noch Bronze über 200m Lagen holte, doch sehr überraschend kommen würde.
Grösser sehen wir da die Chancen von Noè Ponti, Antonio Djakovic und Roman Mityukov. Pontis Stärken sind bekannt, er holte sich 2021 die Bronzemedaille, ist dreifacher Europameister und holte sich bereits vier WM-Medaillen. Antonio Djakovic ist Doppel-Vize-Europameister und hält mehrere Schweizer Rekorde. Roman Mityukov wurde erst kürzlich Zweiter bei der WM in Doha, im Jahr zuvor holte er Bronze.
Die drei angesprochenen könnten mit Nils Liess zusammen sogar noch für eine Überraschung sorgen. An den letzten Spielen sind sie in der 4x200m Staffel als Sechste zu einem Diplom geschwommen, vielleicht gelingt ihnen ja die Steigerung aufs Podest.
Beim Reiten einen Favoriten zu küren, ist immer schwierig. Vieles hängt von der Tagesform ab, trotzdem kann man sagen, dass es immer ein wenig die gleichen Kandidaten sind, die den Sprung nach ganz vorne schaffen. Da ist einerseits Steve Guerdat, Olympiasieger von 2012 und WM-Dritter von 2018. Pius Schwizer wurde einst 2009 Europameister und holte an den Olympischen Spielen 2008 im Mannschafts-Bewerb zusammen mit Guerdat Bronze. Wer eher in näherer Vergangenheit erfolgreich war, ist Martin Fuchs. 2018 holte er Silber an der WM, an den Europameisterschaften war er zuletzt immer wieder vorne dabei.
Die Namen dieser Medaillenanwärter sagen wohl nur den absoluten Sportfans etwas, doch nach den Spielen könnten sie in allen Ohren präsent sein. Der grösste Schweizer Trumpf ist Nils Stump. An der WM 2023 holte er die Goldmedaille, dieses Jahr war es immerhin Bronze. Ebenfalls Bronze, aber eine Stufe tiefer an der Europameisterschaft, holte sich Daniel Eich. Zuletzt wusste er bei verschiedenen Grand Prix zu überzeugen. Dort konnte auch die erst 19-jährige Binta Ndiaye mit zwei zweiten Plätzen überzeugen. Man darf gespannt sein, ob und wie viele Medaillen es im Judo gibt.
Mit Michelle Andres und Aline Seitz startet bei den Frauen ein Zweierteam, welches zuletzt mit den Rängen 4 und 7 im Madison überzeugen konnten. Den beiden 27-Jährigen ist ein Exploit durchaus zuzutrauen. Seitz tritt zudem im aus vier Wettkämpfen bestehenden Omnium an. Bei den Männern soll der 24-jährige Alex Vogel um die Medaillen mitfahren, nachdem er 2023 an der WM in der Disziplin Scratch den Titel nur knapp verpasst hatte.
Elia Colombo ist wohl den wenigsten bekannt. Auch sein Name könnte noch bekannt werden, sollte er in Paris zu Gold surfen oder eine Medaille nach Hause bringen. Im vergangenen Jahr wurde er Weltmeister im Formula Foil und hat im Weltcup sehr gut funktionierendes Material unter den Füssen.
Auch nach dem Rücktritt von Nicola Spirig dürfen wir im Triathlon auf eine Medaille hoffen. Im Einzelbewerb ist eine solche zwar eher unwahrscheinlich, mit dem zweiten Rang an der WM vor zwei Wochen hat allerdings die Mixed-Staffel gezeigt, wozu sie fähig ist. Drei der vier dort Startenden werden auch an Olympia anwesend sein. Einzig Simon Westermann wird durch Adrien Briffod ersetzt. Julie Derron, Cathia Schär und Max Studer wollen innert weniger Wochen zum zweiten Mal Edelmetall.