



























































































Paukenschlag aus dem Seeland, denn Damien Brunner beendete am Freitag mit sofortiger Wirkung seine eindrückliche Karriere. Die anhaltenden Verletzungen führten dazu, dass Brunner sich gezwungen sah, den Schlussstrich zu ziehen. Wir werfen einen Blick auf die beeindruckende Hockey-Laufbahn von Damien Brunner.
Damien Brunner wuchs in Kloten auf und erlernte das Schlittschuhlaufen in der Flughafenstadt. In der Juniorenabteilung des EHC Kloten tastete er sich langsam an das Profihockey heran. In der U20 startete das Nachwuchstalent so richtig durch. Während der Saison 2004/05 erzielte er 57 Scorerpunkte in 43 Spielen. Das Folgejahr lief noch viel mehr nach seinem Gusto, konnte er doch in 18 Spielen starke 38 Scorerpunkte sammeln und sicherte sich somit eine Leihe zum EHC Winterthur, bei dem er mit 40 Punkten aus 24 Spielen auftrumpfte.
Durch seine Leistungen bei den Junioren schaffte Brunner direkt den Sprung ins A-Team der damaligen Kloten Flyers (heute EHC Kloten). Während rund zweieinhalb Saisons stand der Stürmer in 120 Spielen auf dem Eis und erreichte mit dem Team zweimal die Playoffs. Danach kam es zu einem prägenden Spielertausch in der National League - für den einen war es der Anfang vom Ende, für den anderen die Anfänge einer steilen Karriere. Brunner wurde mit seinem nächsten Karriereschritt vom Flyer zum Überflieger.
Mitten in der Saison 2008/09 transferierten die Zuger Thomas Walser zu den Kloten Flyers. Im Gegenzug erhielten sie einen jungen, dynamischen Spieler namens Damien Brunner. Der neue Stürmer brauchte in der Kolinstadt überhaupt keine Anlaufzeit, lieferte direkt mit 31 Scorerpunkten in seiner ersten halben Saison ab. In Zug mischte Brunner ganz oben mit in den Scorerstatistiken. Am Ende seiner Zeit in Zug konnte der Rechtsschütze unglaubliche 247 Scorerpunkten aus 200 Regular-Season-Spielen vorweisen, zudem noch 37 Punkte in 40 Playoff-Einsätzen sammeln.
Seine beste NL-Saison seiner Karriere spielte der Stürmer 2011/12. Mit sagenhaften 60 Scorerpunkten wurde Brunner nicht nur Liga-Topscorer, sondern auch zum MVP der National League gewählt. Damit brach er eine 30-jährige Flaute von nationalen Ligatopscorern. Erstmals seit Guido Lindemann als Stürmer des EHC Arosa 1981/82, stand wieder ein Schweizer an der Spitze der Scorerwertung. Ein Erfolg, welcher ihm keiner mehr nehmen kann. Neben den persönlichen Erfolgen konnte Brunner jedoch mit den Zugern nie die Meisterschaft gewinnen - in jeder einzelnen Saison scheiterten sie im Playoff-Halbfinale.
Nach seiner MVP-Saison unterschrieb Brunner im Alter von 26 Jahren seinen ersten NHL-Vertrag, die Detroit Red Wings verpflichteten den Schweizer für ein Jahr. Doch sein Debüt in der besten Liga der Welt liess noch auf sich warten. Die Lockout-Saison avancierte zum Glücksgriff für die National League, denn Damien Brunner startete die Saison erneut bei den Zugern. Mit im Gepäck brachte er Henrik Zetterberg, ein absoluter Hockey-Star - wohl der beste Spieler, welcher je das Trikot der Zuger getragen hatte. Die Chemie stimmte von Anfang an in der Traum-Kombination der beiden Hockeykünstler.
Nach seiner Rückkehr zu den Red Wings wollte Brunner durchstarten. Erhielt viel Vertrauen von Seiten des Headcoaches Mike Babcock und lief in der ersten Paradelinie neben Henrik Zetterberg und Pavel Datsyuk auf. Ein Junge aus Zürich an der Seite von zwei Hockey-Legenden - ein Traum wurde wahr für Damien Brunner. Als erster Schweizer überhaupt konnte sich Brunner vier Scorerpunkte in einer NHL-Partie gutschreiben lassen (am 24. Februar 2013 beim 8:3-Sieg gegen die Vancouver Canucks mit zwei Toren und zwei Assists).
Sein Engagement in Detroit war jedoch nur von kurzer Dauer, eine Vertragsverlängerung wollte der Stürmer nicht unterzeichnen. Brunner war überzeugt von seinen Qualitäten und testete als Free Agent den NHL-Markt, um ein besseres Angebot zu erhalten, als jene, welche ihm Detroit unterbreitete. Nach 58 Einsätzen (inklusive Playoffs) und 35 Scorerpunkten endete das Kapitel "Red Wings".
"Ich bin bestimmt ein Wagnis eingegangen, als ich entschieden habe, Detroit zu verlassen. Das wiederum hat mir die Chance gegeben, über den Eishockeysport, den ich sehr liebe, vieles zu lernen."
Damien Brunner, Blick Sport, 13.12.2014
Den Stürmer zog es folglich weiter zu den New Jersey Devils. Durch seinen Wechsel erhielt Brunner auch eine schöne Gehaltserhöhung. Von 925'000 Dollar bei Detroit auf 2,5 Millionen Dollar pro Jahr bei den Devils. In den eineinhalb Jahren in New Jersey stand der Zürcher "nur" während 77 Partien auf dem Eis und brachte dabei 32 Scorerpunkte zustande. Im Dezember 2014 führte ihn sein Weg zurück in die Schweiz - sein NHL-Abenteuer war somit beendet, obwohl der Stürmer stets die Hoffnung hatte, einst erneut den Sprung nach Übersee zu wagen.
Brunner unterschrieb bis zum Ende der Saison beim HC Lugano, hielt sich aber ein Hintertürchen durch eine NHL-Ausstiegsklausel offen. In Lugano spielte der Flügelstürmer zwar ganz ordentlich, konnte sich aber nie richtig für die NHL aufdrängen, weswegen schnell klar wurde, dass seine Zukunft in der heimischen Liga sein wird.
Beim HC Lugano absolvierte er in den nächsten vier Jahren 132 Spiele (46 Tore und 60 Assists), erreichte dabei auch dreimal die Playoffs. Daraufhin wechselte er 2018 zu seiner letzten Karrierestation, dem EHC Biel-Bienne.
Im Seeland erlebte er ein erneutes Karriere-Highlight, stand er doch mit einem starken Bieler Team in der Saison 2022/23 im Playoff-Final. In Spiel sieben musste man sich jedoch dem Genève-Servette HC geschlagen geben. Ein Jahr zuvor gelangen dem Stürmer noch 44 Scorerpunkte aus ebenso vielen Spielen und zeigte somit der Hockey-Schweiz, dass er das Scoren nicht verlernt hatte, trotz des zunehmenden Alters.
Brunners Hockey-Laufbahn war immer wieder von Verletzungen und Ausfällen geprägt, weswegen der Punktegarant vor allem im Spätherbst seiner Karriere häufig nicht mehr in allen Liga-Spielen auf dem Eis stehen konnte. Im Alter von 38 Jahren machte ihm nun sein Körper einen Strich durch die Rechnung. Mit sofortiger Wirkung gab Damien Brunner seinen Rücktritt vom Profisport bekannt. Gemäss der Medienmitteilung des EHC Biel habe der Stürmer in der Reha einen "weiteren Rückschritt in seiner körperlichen Verfassung feststellen müssen", was eine "Rückkehr auf Spitzensportniveau" nicht mehr zulasse.
Es ist das jähe Ende einer beeindruckenden Karriere. Vom Jungspund zum National-League-MVP und Liga-Topscorer nach 30 Jahren ohne einen Schweizer an der Spitze. Über einen märchenhaften Einstieg in die NHL im Alter von 26 Jahren an der Seite von "Hall of Fame"-Spielern wie Henrik Zetterberg und Pavel Datsyuk. Bis hin zu einer langjährigen und einflussreichen Rückkehr, auch als Mentor für die jungen Nachwuchstalente, in die Schweiz.
Doch im Roman rund um die Personalie Damien Brunner wird für immer ein letztes Kapitel fehlen. In seiner fast 20-jährigen Karriere konnte der gebürtige Klotener nie einen Meistertitel feiern. Nicht ohne Grund betitelte ihn Klaus Zaugg von Watson als "den besten Spieler, der im Playoff-Zeitalter nie Meister geworden ist". Brunner trat zudem für die Schweizer Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen und fünf Weltmeisterschaften an, war jedoch 2013, 2018 und 2024, als die Schweiz Silber gewann, nicht dabei.
Durch seine spektakuläre Spielweise, seine präzisen Schüsse und seinem Auge für die Mitspieler, wird Brunner jedoch noch lange in den Hockey-Gedächtnissen der Schweiz präsent sein. Am Ende stehen auf seinem Leistungsnachweis 766 National-League-Spiele mit 347 Toren und 604 Scorerpunkten, sowie 135 Einsätzen in der National Hockey League (30 Tore, 67 Punkte) - Hut ab vor einer grandiosen Karriere, Damien Brunner!
Brunner kann hingegen voller Vorfreude auf die Zeit nach seiner Hockey-Karriere blicken, erwartet er doch im Sommer zusammen mit seiner Frau, der Olympia-Bronzegewinnerin im Beachvolleyball Nina Brunner, ihr erstes Kind.