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Was genau ist seine Aufgabe an der WM? "Von unserem 14-köpfigen IIHF-Gremium sind wir praktisch alle vor Ort, aufgeteilt in Prag oder Ostrava. Zu Beginn des Turniers unterstützen wir die Spiel-Überwachung. Im zweiten Teil des Turniers geht es vor allem um die Vorbereitung des IIHF-Kongresses, zu dem wir rund 180 Delegierte aller Verbände erwarten. Es wird viel besprochen und politisiert." Vor 13 Monaten verschwand er von der Schweizer Klubbühne. Was hat er in der Zwischenzeit gemacht?
"Am Anfang habe ich es genossen, unterzutauchen und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das hat in den Jahren davor gelitten. In solchen Jobs und dazu noch mit internationalen Mandaten ist man viel unterwegs. Als im September die Saison losging, fing ich an, Hockey einfach zu konsumieren. Amüsant war, zu merken, wie ich das Spiel ganz anders betrachte als zuvor als CEO. Da fehlte die Zeit und Ruhe, um wirklich qualitativ gut Eishockey zu schauen und Spieler beobachten zu können. Ich habe extrem viel Eishockey geschaut und wieder grosse Freude daran gefunden, ohne dabei in jenem Stress zu sein, wie wenn man operativ tätig ist."
Raeto Raffainer, Blick, 15.05.24
Wie lange brauchte er, um sein SCB-Out zu verdauen? "Vom Timing her war es ja Ende Saison. Ich war an den Rhythmus gewöhnt, dass man im Juni, Juli ohne viel Hockey ist. Dann, am Tag des Saisonstarts, bin ich aufgestanden und war nervös. Ich wusste zuerst gar nicht, wieso. Bis ich realisierte, dass es wegen des Saisonstarts ist. Nach einem super Sommer, in dem ich Hockey nicht vermisst habe, bekam ich plötzlich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. (...) Es war ja das erste Mal, seit ich denken kann, dass es für mich keinen Saisonstart gab. In jenem Moment hat es mich gestört. Es hat mich getriggert und auch traurig gemacht, dass ich nicht dabei sein darf."
Gab es irgendwelche Angebote? "Anrufe gab es, teilweise blieb es dabei. Manchmal ergaben sich Treffen. Aber bis jetzt hat sich noch nichts richtig angefühlt, um zurückzukehren." Ist es sein Wunsch, wieder operativ tätig zu sein? "Ich weiss für mich, dass ich im Sport bleiben möchte, aber ich orientiere mich breiter. Diese Horizont-Erweiterung tut mir momentan gut. Durch meine Ruhe und Distanz bekam ich einen breiteren Blickwinkel aufs Schweizer Eishockey, den ich interessant finde. Was ich aber noch nicht weiss, ist, in welche Richtung es für mich geht." Was sagt er zu seiner Zeit beim SCB?
"Mit einem Jahr Distanz kann ich sagen, dass ich gerne in Bern gearbeitet habe. Ich habe viel gelernt, konnte mich weiterentwickeln, aber habe sicher auch Fehler gemacht. Ich wohne noch immer in der Region, stehe regelmässig mit ein paar Angestellten freundschaftlich in Kontakt und habe mir diese Saison viele SCB-Spiele angeschaut. Ich persönlich bin ganz okay mit Bern."
Raeto Raffainer, Blick, 15.05.24