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Eine Super Bowl zu erreichen, ist schwer, sehr schwer sogar. Doch die Mühe zahlt sich aus. Der Preis für all die Mühe? Eine zweite Lombardi-Trophy für die Rams oder eine sechste für die Patriots. Der Event der Superlative wird von der amerikanischen Medienwelt natürlich gehörig ausgeschlachtet, beide Teams werden unter dem Mikroskop betrachtet, jedes Detail wird als grosse Story verkauft.
Mit 17 Touchdowns, 1'251 Rushing Yards und einem unglaublichen Schnitt von 4.9 Yards per Carry hat Todd Gurley, Running Back der LA Rams, einer seiner besten Saisons hinter sich. Der 24-Jährige, der von Georgia State zu den damals St. Louis Rams kam, hat in seinem vierten NFL-Jahr seine grossartige Form von letzter Saison (13 Touchdowns, 1305 Rushing Yards und 4.7 Yards per Carry) bestätigt. Der höchstbezahlte Running Back der Liga ist ein Schlüsselspieler für die Rams, 459 Mal haben sie den Ball diese Saison laufen lassen, Gurley war an einem Grossteil davon beteiligt.
Doch Gurley hat die letzten zwei Spiele der Regular Season mit einer Knieverletzung verpasst, als Reaktion darauf haben die Rams den kräftigen Running Back CJ Anderson von den Oakland Raiders verpflichtet. Dieser hat sich seit dem Trade als solide Waffe etabliert, in zwei Spielen rushte er für 299 Yards und zwei Touchdowns.
Rams-Coach Sean McVay verkündete gestern, dass Todd Gurley «zu 100 Prozent fit für die Super Bowl sei», ob sich dies allerdings bewahrheitet, zeigt sich erst morgen Sonntag. Wenn Gurley tatsächlich nicht fit ist, wäre dies ein herber Verlust für Los Angeles, denn auch ein Formstarker CJ Anderson kann Todd Gurley nicht ersetzen.
Rob Gronkowski ist ein Hühne, ein Hybrid zwischen Mensch und Maschine. 1.98m gross und 120 kg schwer ist der Tight End der New England Patriots, der nun bereits seine neunte Saison in der NFL bestreitet. Doch Gronk, wie er von den Fans genannt wird, ist nicht mehr die alte, undeckbare Abrissbirne, die er einst war. Mit 682 Receiving Yards und drei Touchdowns fährt Gronkowksi seine mit Abstand schwächste Saison ein, nur 2016 waren seine Werte vergleichbar tief, damals verpasste dieser allerdings verletzungsbedingt die Hälfte der Saison. Verletzungen sind es denn auch, die den 29-Jährigen seit Beginn seiner Karriere plagen.
In der Vergangenheit hat Gronk grosse Stücke von Saisons verpasst, seit einigen Jahren spielt er immer mit einer Armschiene. Gronkowski hat sich mittlerweile überall verletzt, wo es überhaupt möglich ist. Mit zwei Super Bowl-Ringen und genügend Geld auf der Seite, um nie mehr einen Finger krümmen zu müssen, denkt der Tight End seit einem Jahr nun schon offen über die Rente nach. Ihm werden Ambitionen im Wrestling und dem Filmgeschäft nachgesagt. Eine abschliessende Antwort bringt man jedoch nicht aus Spassvogel Gronk raus:
Ob und wann Gronk den Football an den Nagel hängt, werden wir wohl erst nach der Super Bowl erfahren.
Mit den beiden Headcoaches der Rams und den Patriots, Sean McVay und Bill Belichick treffen gleich zwei grossartige Taktikfüchse aufeinander. McVay, der mit 33 Jahren gerade halb so alt wie der 66-Jährige Bill Belichick ist, steht für kreativen, lauten und offensivlastigen Spektakel-Football. Belichick, der Vince Lombardi des 21. Jahrhunderts, steht dem glamourösen McVay-Lifestyle mit knallhartem Systemfootball entgegen. Der Erfolgscoach, der mit den New England Patriots dieses Jahr den neunten Super Bowl bestreitet, setzt auf eine sichere Spielweise mit 10-Yard-Checkdowns und mit seinen versatil einsetzbaren Running Backs James White und Sony Michel auf ein rotierendes Running Game. McVay hat mit den Wide Receivern Brandin Cooks und Robert Woods zwei schnelle Wide-Outs und mit Gurley und Anderson zwei grossartige Running Backs. Auf der defensiven Seite des Spieles stehen mit Right End Aaron Donald und Defensive Tackle Ndamukong Suh gleich zwei Stars an der Line of Scrimmage. Aaron Donald wird in der Nacht auf den Sonntag mit grösster Wahrscheinlichkeit zum «Defensive Player of the Year» gewählt, mit 20.5 Sacks diese Saison hat dies seine Berechtigung.
Belichick hingegen setzt nicht auf Stars mit grossen Namen. Ein Beispiel gefällig? Es ist praktisch unmöglich, von sämtlichen fünf Championship-Teams mehr als fünf Spieler ausser Tom Brady aufzuzählen. Ein stärkeres Argument für eine systemorientierte Mentalität gibt es nicht. Super Bowl 53 wird ein Schachspiel zwischen dem neuen, hippen Sean McVay und dem alten, zurückhaltenden Bill Belichick.
Entscheidender Faktor für den Erfolg? Sean McVay hat einen ganz speziellen Assistenten.
Tom Brady ist alt, sehr alt für ein Sportler. 41 Jahre alt, um genau zu sein. Als Kansas City-Quarterback Patrick Mahomes zur Welt kam, war Brady bereits 18-jährig und spielte Football für Michigan. Die Saison 2018 war nicht Bradys beste, weniger als 29 Touchdowns hatte der Star-Quarterback zuletzt 2013 geworfen. Brady musste dieses Jahr viel Hass und Kritik von Fan- sowie Medienseite einstecken. Stephen A. und Max Kellerman von ESPN First Take, einer renomierten Football-Talkshow, kritisieren Brady und sein Alter nun schon seit Jahren. Vor dem Divisional Round Playoff Game gegen die Los Angeles Chargers trieben es die beiden auf die Spitze:
Ähnlich wie bei Rob Gronkowski kursieren auch um Tom Brady etliche Rente-Gerüchte, dieser hat jedoch das Wort Rente selbst nie benutzt. Brady betont seit langem, mit 45 Jahren noch in der NFL spielen zu wollen. Auch dieses Jahr hält er daran fest. Und trotzdem: Die Offensive der Patriots, angeführt von Offensive Coordinator Josh McDaniels, steht und fällt mit Tom Bradys Spielweise. Dieser war noch nie bekannt als mobiler Quarterback oder grossartiger Athlet. Seine statische Spielweise spiegelt sich in seiner Offensive Line wieder: In den beiden Playoff-Spielen gegen die Chargers und die Rams blieb Brady ungesackt und musste nur drei Hits einstecken. Mit Joey Bosa und Melvin Ingram der Chargers respektive Dee Ford und Justin Houston der Chiefs standen der O-Line der Patriots grossartige Passrusher gegenüber.
Doch auch der Fakt, dass Brady den Ball im Schnitt in 2.61 Sekunden los wird, ist Teil des Offensivplans der Patriots. Zusammengefasst spielt Bradys Alter also eine ambivalente Rolle. Mit 9 Super-Bowl-Auftritten in 19 Saisons hat der Quarterback eine unvergleichbar grosse Erfahrung. Seine körperlichen Einschränkungen müssen McDaniels und die Offensive Line jedoch immer mehr ausgleichen, damit Brady nach wie vor seine Wunder bewirken kann.
Brady war noch nie der stärkste oder schnellste:
Das Championship Weekend vor zwei Wochen war aus Sicht der Regelhüter ein grosser Skandal. Beide Spiele, sprich Rams-Saints in der NFC und Patriots-Chiefs in der AFC, waren durchzogen mit schlechten, respektive falschen Entscheidungen der Schiedsrichter. Der wohl grösste, folgenreichste Fehler war die nicht geahndete Pass Interference von Cornerback Nickell Robey-Coleman an Wide Receiver Tommylee Lewis. Mit einer Flagge hätten die New Orleans Saints ein First & Goal an der 6-Yard-Linie erhalten und hätten mit einem wahrscheinlichen Touchdown mit sieben Punkten in Führung gehen können.
Im Spiel der Patriots gegen die Chiefs gab es ebenfalls etliche Fehler auf Seiten der Schiedsrichter. Besonders gravierend war die Roughing the Passer-Strafe gegen Defensive Tackle Chris Jones an Tom Brady beim Spielstand von 17-21 für die Chiefs. Das Resultat war ein First & 10 an der 17-Yard-Linie, welches den Go-Ahead-Touchdown von Sony Michel ermöglichte. Die Strafe war ganz klar eine Fehlentscheidung und hat den Spielverlauf stark verändert.
Die Fans der New Orleans Saints gingen sogar so weit, eine Strafanzeige gegen die NFL zu stellen. Diese wurde jedoch diese Woche abgelehnt. Die Folgen des Championship Weekends klingen also noch nach, ohne die gravierenden Fehlentscheide hätte es gut möglich sein können, dass an diesem Sonntag zwei andere Teams gegeneinander um die Lombardi-Trophy kämpfen würden. Der Super Bowl wird dieses Jahr vom 54-jährigen John Parry geleitet. Dieser hat bereits in Super Bowl 41 als Linienrichter sowie in Super Bowl 46 als Hauptschiedsrichter gewaltet.
Die Crew um Parry hat einige Erfahrung, drei weitere Schiedsrichter hatten Super Bowl-Einsätze. Das Augenmerk von Fans und Medien wird also auch am Super Sunday besonders kritisch auf den Regelhütern liegen. Man wünscht sich als Zuschauer, dass zumindest das grosse Finale von keinem Skandal-Entscheid beeinflusst wird, damit wenigstens ein Grossteil der NFL-Fans einigermassen zufrieden mit der Saison abschliessen kann. Ein Messen der Titanen wird Super Bowl 53 auf jeden Fall.
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