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Julian von Moos war bereits als Kind in sportlicher Hinsicht äusserst begabt und insbesondere beim Fussball besass der heutige FCSG-Crack mehr Talent als andere. Und zwar so viel mehr, dass er schon früh als Riesentalent verschrien wurde. So wurde der einstige FCSG-Junior und gebürtige Thurgauer bereits im Alter von 15 Jahren vom Grasshopper Club Zürich abgeworben und er wagte im Sommer 2016 den Schritt nach Zürich, welche damals als Mass der Dinge im Nachwuchsbereich galten. Im Gegensatz zu St.Gallen brachten sie viele Nachwuchskräfte in die erste Mannschaft, weswegen von Moos dort die grösseren Chancen sah, sich seinen Traum vom Profidasein erfüllen zu können.
Vor allem bei der U18 von GC wusste der Stürmer mit einer tollen Trefferquote zu überzeugen, gelangen ihm doch 15 Tore in 22 Spielen und auch deswegen wurde der FC Basel auf ihn aufmerksam, welche sich seine Dienste immerhin 1.3 Mio. Euro kosten liessen, obwohl von Moos zu jenem Zeitpunkt noch kein CSSL-Spiel auf dem Buckel hatte. Kein Wunder, wollte er diese Chance wahrnehmen, doch sein steiler Aufstieg sollte am Rheinknie nicht im gleichen Stil weitergehen...
In Basel hatte der junge Stürmer hartes Brot zu essen, erhielt er doch kaum Einsatzchancen, weswegen sein Selbstvertrauen auch ziemlich am Boden war. Aus diesem Grund wählte er den Schritt zurück, liess er sich für ein halbes Jahr zum FC Wil verleihen. In der Challenge League fühlte er sich unter der Regie von Ciriaco Sforza äussert wohl und seine Qualitäten wurden mit insgesamt zehn Scorerpunkten (sieben Tore und drei Assists) aus 13 Partien ersichtlich. Als Sforza dann Trainer beim FCB wurde, wurde es auch für von Moos am Rheinknie besser, doch als sein Coach den Verein vorzeitig verlassen musste, wurde es für den Youngster sogleich wieder komplizierter.
Letztlich stand der Schweizer in nur 20 Pflichtspielen für den FC Basel auf dem Rasen und nur ein Treffer sowie drei Assists entsprachen nicht dem Arbeitsnachweis, welchen seine Qualitäten erhoffen liessen. So folgte seine bereits zweite Leihe, dieses Mal aber ins Ausland zu Vitesse Arnheim nach Holland. Dort fehlte ihm wie bereits in Basel die Nestwärme und es wurde mental herausfordernd, wie er dem St.Galler Tagblatt verriet. "Ich hatte viele einsame Momente. Und wenn du nicht spielst, musst du einen anderen Weg suchen."
Nach seiner sportlich gesehen erfolglosen Leihe in Holland, wo er jedoch als Persönlichkeit einen wichtigen Entwicklungsschritt vollziehen konnte, klopfte sein Jugendverein FC St.Gallen an seine Türe. Man wollte den verlorenen Sohn zurück in die Ostschweiz holen, was sich für Julian von Moos als der perfekte und goldrichtige nächste Karriereschritt entpuppen sollte. So konnte der Youngster zurück nach Hause zu seiner Mutter ziehen, was ihm offenbar einen grossen Schub verliehen hat.
In der vergangenen Rückrunde war der Stürmer eine der grossen Entdeckungen der Liga, war er doch mit neun Scorerpunkten (vier Tore und fünf Assists) aus 15 Partien massgeblich am grossen St.Galler Rückrunden-Aufschwung beteiligt. Er schaffte damit auch das, was sich Peter Zeidler bei seinem Engagement von ihm erhofft hatte: "Julian ist ausserordentlich, was Einstellung, Integrationsfähigkeit und Effizienz angeht. Noch fehlte der Durchbruch. Wir wollen alles dafür tun, dass er jetzt durchstartet." Julian von Moos ist definitiv durchgestartet und er scheint auch in dieser Saison nahtlos dort anzusetzen, wo er in der letzten Spielzeit aufgehört hatte.
Einst wurde der heutige U21-Nati-Spieler vom Guardian im Jahr 2018 in die Top-60 der besten 17-Jährigen der Welt gehievt, weswegen er schon früh als Ausnahmetalent betitelt wurde. "Es war aber nie so, dass es deswegen Erwartungen gab. Bei mir nicht, auch wenn ich mich oft sehr unter Druck setze. Und von meinen Eltern sowieso nicht. Sie hatten so wenig mit Fussball zu tun wie ich mit Pferden", wie er dem St.Galler Tagblatt zu Protokoll gab. Nun scheint er den frühen Vorschusslorbeeren um seine Person immer mehr gerecht zu werden. So gelangen ihm auch in dieser noch jungen Spielzeit bereits wieder drei Scorerpunkte (zwei Tore und ein Assist) in vier Partien.
Besonders imposant ist, mit welcher Power, mit welchem Willen und mit welcher Dynamik er spielt, weswegen er natürlich prädestiniert für den Zeidler'schen Pressing-Fussball ist. Er ist ein absoluter Instinkt-Fussballer, welcher es versteht, sich perfekt zwischen den Linien bewegen zu können. Mit seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit sorgt er ausserdem auch immer für Unruhe bei den gegnerischen Abwehrreihen, kann man ihn doch kaum einmal bändigen. Dazu verfügt er über einen starken Abschluss und auch das Auge für den Mitspieler ist bei ihm vorhanden, ist von Moos definitiv kein Egoist, welcher nur den eigenen Torerfolg im Sinn hat. Das Gesamtpaket bei ihm stimmt auf alle Fälle und auch vom mentalen Aspekt her wirkt er schon sehr reif, was auch mit seinen Erlebnissen zusammenhängt.
Sein leiblicher Vater war ein Brasilianer, welcher seine Mutter und ihn verlassen hat, als Julian von Moos noch ein Baby war. Später wurde er wegen Kriminalität und Drogen aus der Schweiz ausgewiesen und er musste zurück in seine Heimat Brasilien gehen. Kontakt mit seinem Sohn gab es kaum einmal. "Ich war enttäuscht von meinem Vater. Das Interesse war nie da an mir. Es gab so viele Fragen", wie der FCSG-Crack dem St.Galler Tagblatt offen sagte. Der heute 21-Jährige dachte immer, er werde es eines Tages aufarbeiten, doch die Möglichkeit, seinen leiblichen Vater besser kennenlernen zu können, wurde ihm bereits vor Jahren genommen, als dieser in Südamerika auf offener Strasse erschossen wurde. Von Moos sagt dazu nur: "Der Mensch hat im Leben immer zwei Möglichkeiten - aufstehen oder liegen bleiben." Der Stürmer hat sich fürs Aufstehen entschieden; und nun ist er stärker denn je und noch längst nicht an seinem Leistungszenit angekommen.