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Zählt man die Resultate der Männer und der Frauen zusammen, dann kann die Schweiz beachtliche zwölf Siege und 20 weitere Podestplätze in diesem Winter vorweisen. Norwegen kommt aber ebenfalls bereits auf elf Weltcup-Erfolge und zehn weitere Podestplatzierungen. Die Verteilung bei den Skandinaviern ist aber deutlich einseitiger, zeigen sich doch alleine die Männer für sämtliche elf Erfolge sowie neun weitere Podestplätze verantwortlich. Nur Ragnhild Mowinckel konnte für die norwegischen Frauen bis dato einen dritten Rang herausfahren. Bei der Schweiz sieht die Verteilung wie folgt aus:
Schaut man sich also die Bilanz bei den Männern für sich alleine an, dann liegt Norwegen in Sachen Podestränge mit 20 (elf Siege und neun weitere Podestplätze) zu 19 (sieben Siege und zwölf weitere Podestplätze) knapp vor der Schweiz. Besonders beachtlich ist dabei, dass bereits drei verschiedene Norweger Siege einfahren konnten. Aleksander Aamodt Kilde (sechs Triumphe), Lucas Braathen (drei Siege) und Henrik Kristoffersen (zwei Erfolge) sind diejenigen, die bislang die norwegischen Fans in diesem Winter zum Jubeln bringen konnten. Auf Schweizer Seite ist vor allem Marco Odermatt (sechs Siege) derjenige, der für die grossen Erfolge sorgt und auch Daniel Yule konnte einmal reüssieren. Bezüglich der Anzahl Podestfahrer ist es aber ausgeglichen, kommt bei Norwegen noch Atle Lie McGrath hinzu, während auf Schweizer Seite Loïc Meillard und Stefan Rogentin schon aufs Treppchen steigen konnten.
Bei den Männern sind in diesem WM-Winter bislang 20 Rennen ausgetragen worden und in 18 davon kam der Sieger am Ende aus Norwegen oder der Schweiz. Nur Vincent Kriechmayer (Österreich) konnte diese Phalanx zweimal durchbrechen, als er die beiden Abfahrten in Gröden und Bormio für sich entscheiden konnte. Von den 60 Podestplätzen in diesem Winter gingen fast zwei Drittel (39 an der Zahl) an Schweizer und norwegische Ski-Cracks. Das sind unfassbare Werte und zeigt deutlich auf, wie dominant die beiden Nationen bei den Männern in der Spitze auftreten. Wäre die Saison heute zu Ende, würden auch sämtliche Kugelentscheidungen bei den Männern an Schweizer und Norweger gehen. Der Gesamtweltcup wäre erneut die Beute von Marco Odermatt, während Kilde seine Abfahrtskugel verteidigen würde. Odermatt würde dafür das Super-G-Kristall zurück in die Schweiz holen und auch im Riesenslalom seinen Vorjahressieg bestätigen, während Kristoffersen die kleine Slalom-Kugel in seinem Besitz nähme.
In Kitzbühel geht es für Odermatt und Co. nun darum, die norwegische Siegeswelle zu brechen, feierten die Fahrer des Norges Skiforbund seit dem Slalom von Adelboden vier Weltcup-Siege in Serie. In Wengen wurden bekanntlich alle drei Rennen von den Norwegern gewonnen, die damit ein wenig den Schweizer Spielverderber mimten. "Vielleicht müssen wir im nächsten Winter am Bahnhof Lauterbrunnen eine Verbotstafel vor dem Wengen-Zug aufstellen", wie Loïc Meillard im Anschluss gegenüber dem Blick über ein mögliches Norweger-Verbot witzelte. Doch auch wenn die Norweger aufgrund ihrer skifahrerischen Stärke den Schweizern durchaus ein wenig auf die Nerven gehen, da sie uns doch schon den ein oder anderen Sieg vor der Nase weggeschnappt haben, muss man dieses Volk einfach gernhaben.
Es gibt wohl kaum einen Skifan, welcher einem Aleksander Aamodt Kilde seine gigantischen Erfolge nicht gönnen mag. Dies hat natürlich mit seinen Fähigkeiten zu tun, ist der Freund von Überfahrerin Mikaela Shiffrin doch eine absolute Maschine, aber in erster Linie ist der 30-Jährige einfach ein ganz toller Charakter. So hat der sympathische Kerl immer ein Lachen auf den Lippen und auch in den Interviews strahlt Kilde unglaublich viel Freude aus. Ausserdem ist der Norweger überhaupt nicht abgehoben und komplett auf dem Boden geblieben und man kauft ihm definitiv ab, dass er den Erfolg auch seinen grössten Konkurrenten gönnen mag, wenn diese für einmal schneller waren als er. Auch in unserem 1ON1-Talk hat Kilde einmal mehr bewiesen, dass Norweger absolute Sympathieträger sind:
Auch die beiden Jungstars Lucas Braathen und Atle Lie McGrath wissen die Massen mit ihrer coolen und lockeren Art zu begeistern und selbst ein Henrik Kristoffersen, welcher derweilen als etwas zu verbissen gilt, sorgt zumindest in Interviews regelmässig dafür, dass man ihn eigentlich doch ziemlich sympathisch findet.
Doch wie kommt es, dass die Norweger so beliebt bei uns Schweizern sind? Einerseits hat das sicher auch mit der Sprache zu tun, ist es doch eindrücklich, wie gut die meisten norwegischen Ski-Cracks Deutsch sprechen. Andererseits ist es aber auch die Mentalität der Wikinger, die alles andere als Egoisten sind und den Teamgedanken grossschreiben, die uns Schweizern behagt. So sieht sich beispielsweise auch Kilde als absoluten Teamplayer, welcher sein Wissen und seine Erfahrung der jüngeren Generation um Braathen und Co. weitergibt, damit diese im besten Fall ähnliche Erfolg feiern können. Schliesslich profitierte er selbst damals ebenfalls von Grössen wie Aksel Lund Svindal oder Kjetil Jansrud, die für ihn wichtige Mentoren auf dem Weg an die Weltspitze waren, wie er bei seinem Besuch im Sportpanorama vor den Lauberhornrennen verraten hat. Bereits dort gab es Standing Ovations und tosenden Applaus vom Schweizer Publikum und Moderator Rainer Maria Salzgeber verabschiedete ihn dann mit den Worten: "Wir bedanken uns ganz herzlich, dass Sie sich Zeit genommen haben. Es hat sich für uns gelohnt, denn wir haben ganz viel erfahren und wissen jetzt, weshalb wir die Norweger so lieben." Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen und wir werden die coolen Wikinger auch künftig mögen, selbst wenn sie den Unsrigen noch das eine oder andere Mal vor die Nase fahren sollten ...