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Nachdem der junge Linden Vey in seiner Heimat in Kanada für die U15 und U18 überzeugende Auftritte gezeigt hatte, wurde er aus der Western Hockey League (eine der drei kanadischen Top-Juniorenligen) von den Medicine Hat Tigers im WHL Bantam Draft an 42. Position gezogen. In seinem zweiten und dritten Jahr bei den Tigers avancierte der Stürmer zum Punkt-pro-Spiel-Spieler und spielte sich so auf die Notizzettel zahlreicher NHL-Scouts. So kam es, dass sich die Los Angeles Kings im NHL Entry Draft 2009 die Rechte am jungen Kanadier sicherten.
Vorerst musste Vey aber noch bei den Tigers bleiben und so kam die Saison, in der der Stürmer durch die Decke ging. Als Assistenzcaptain konnte der Kanadier in 69 Spielen sagenhafte 116 Scorerpunkte sammeln! Von allen drei kanadischen Juniorenligen war das der Bestwert und so konnte er sich in dieser Saison mit dem "Canadian Hockey League Top Scorer Award" auszeichnen. Danach wurde es Zeit den Schritt ins Profi-Eishockey zu vollziehen und so zog es Linden Vey zu den Manchester Monarchs in die AHL, dem damaligen Farmteam der Los Angeles Kings.
Auch in der USA wusste der Stürmer von Anhieb zu überzeugen und erzielte in zwei Jahren und 148 Regular-Season-Spielen 110 Scorerpunkte. Mit 69 Assists konnte sich Vey vor allem als ausgezeichneter Vorlagengeber auszeichnen. Es waren Leistungen, die ihm schlussendlich sein NHL-Debüt ermöglichten. Während 18 Spielen (5 Assists) wurde der Rechtsschütze bei den Kings in der Regular Season eingesetzt, verbrachte aber dennoch mehrheitlich die Zeit in der AHL. In diesem Jahr gewannen die Los Angeles Kings den Stanley Cup, Vey wurde aber nicht honoriert, da er kein Spiel in den Playoffs absolviert hatte.
Auf die Saison 14/15 folgte der Wechsel zu den Vancouver Canucks, wo er zum ersten Mal eine volle NHL-Saison absolvieren konnte, dabei erzielte er in 75 Spielen 24 Scorerpunkte. Im Jahr darauf musste Vey wieder einen Drittel der Saison in der AHL spielen, weswegen seine Rechte nach nur zwei Saisons bei den Canucks zu den Calgary Flames getraded wurde. Für die Flames stand er aber gerade viermal auf dem Eis, überzeugte jedoch in der AHL bei den Stockton Heat mit 55 Scorerpunkten in 61 Spielen. Es markierte das Ende seiner NHL-Karriere, denn nach vielen Wechseln suchte der Kanadier eine neue Herausforderung.
Linden Vey kehrte Nordamerika den Rücken und so zog es ihn im Sommer 2017 in die KHL zu Barys Astana nach Kasachstan. Dort glänzte er wieder mit 55 Scorerpunkten aus 52 Spielen, vollendet aber seine Spielzeit nicht mit dem Team. Denn den Stürmer zog es in die Schweiz zu den ZSC Lions, wo er zum Ende der Saison noch zehn Spiele in der Regular Season bestritt und dabei sechs Punkte sammeln konnte. In den anschliessenden Playoffs kam er noch während fünf Partien zum Einsatz. Die Lions gewannen in dem Jahr den Meisterpokal, weswegen sich Vey bereits als Schweizer Meister auszeichnen darf. In seinem Schweizer-Meisterjahr konnte der Stürmer zudem mit der kanadischen Nationalmannschaft an den Olympischen Winterspielen 2018 die Bronzemedaille gewinnen.
Nach seinem kurzen Engagement in Zürich zog es ihn anschliessend wieder zurück in die KHL. Es folgten die Stationen CSKA Moskau, SKA St. Petersburg und nochmals Barys Astana. Mit CSKA Moskau konnte Vey den Gewinn der KHL feiern. Nach einem Jahr Abstecher in die Deutsche Eishockey Liga zu Adler Mannheim, landete der Kanadier auf diese Saison hin wieder in der KHL bei Avangard Omsk, wo er direkt zum Assistenzcaptain ernannt wurde. In der KHL erzielte der grossgewachsene Center insgesamt in 317 Einsätzen während fast sieben Jahren 251 Scorerpunkte, davon 169 Assists.
Auch in dieser Saison startete der Kanadier mit ausgezeichneten Werten, denn in 20 Partien konnte Vey sieben Tore und 12 Assists beisteuern für Omsk. Doch nun der erneute Wechsel in die Schweiz, denn der HC Fribourg-Gottéron nahm den mittlerweile 33-Jährigen unter Vertrag. Ein Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Interessens, denn Fribourg erhält einen neuen Verstärkungsspieler, während Vey aus Russland ins deutlich entspanntere Umfeld Fribourgs wechseln kann.
Nach dem Abgang von Chris DiDomenico wurde auf der Center-Position eine Lücke frei, die der 1,89 m grosse Kanadier füllen kann. Doch aufgrund der Misere bei Gottéron, will man durch den Transfer vor allem in der Ausländer-Fraktion mehr Konkurrenzkampf hereinbringen. Es sollen nicht mehr alle sechs Import-Spieler mit einem garantierten Stammplatz rechnen können, weswegen das Leistungsprinzip das Niveau steigern soll.
Ein Unterfangen, das in der derzeitigen Lage Fribourgs absolut Sinn ergibt. Mit Linden Vey erhalten sie einen vielseitig einsetzbaren Spieler, der weiss, wo das Tor und seine Mitspieler stehen. Ein Rechtsschütze ist zudem ein interessanter Aspekt, der nochmals eine neue Dynamik bringen kann und sich als sehr wertvoll entpuppen kann.
Sportchef Gerd Zenhäuser freut sich vor allem darüber, dass man inmitten der Saison einen Verstärkungsspieler gefunden hat, der bereits sehr gut in Form ist. Er sollte also dem Team direkt aushelfen können (sobald er denn eintrifft).
„Es ist eine grosse Freude, dass wir inmitten der Saison einen Spieler in Topform verpflichten konnten. Linden Vey ist ein erfahrener Center, der sowohl in der Offensive als auch in der Defensive wertvolle Akzente setzt. Durch die nunmehr sieben unter Vertrag stehenden Ausländer nimmt die Konkurrenz im Team zu.“
Gerd Zenhäusern, 11.11.2024, HCFG
Sein Gottéron-Debüt wird sich jedoch wohl noch verzögern, denn der 33-Jährige wird gemäss Slava Bykov noch auf unbestimmte Zeit fehlen aufgrund seiner schwerwiegenden familiären Situation. Derzeit verweile Vey in Kanada, um sich um seinen schwerkranken Sohn zu kümmern, habe Bykov von Seiten des Vereins erfahren. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb Vey seinen Vertrag bei Omsk aufgelöst hatte, damit er zurück in die Heimat zu seiner Familie gehen konnte. "Linden ist nicht in der Schweiz und wird auch in absehbarer Zeit nicht hier erwartet. Er wird kommen, wenn er kann", erzählte Bykov gegenüber einem russischen TV-Korrespondenten von Match TV.
Anschliessend wirft Bykov die Hypothese in den Raum, dass der Kanadier auch deshalb bei Gottéron unterschreiben wollte, damit sein krankes Kind in der Schweiz behandelt werden kann. Wann wir Linden Vey das erste Mal im Dress der Drachen sehen werden, bleibt abzuwarten. Doch der Sport rückt in solchen persönlichen Angelegenheiten erst mal in den Hintergrund.