


Im Januar übernahm der Los Angeles FC den Grasshopper Club Zürich. Im Interview mit blue Sport spricht Präsidentin Stacy Johns über verschiedene Themen.
Es ist bekannt, dass die Beziehung zwischen den Klub-Offiziellen und den Spielern bei LAFC sehr eng ist. Soll das bei GC auch so werden? "Ja, der LAFC ist einzigartig, weil wir kein traditionelles amerikanisches Sport-Team sind. Wir sind wie eine Familie, weil alle Bereiche sehr eng zusammenarbeiten. Das Ziel bei GC muss das gleiche sein. Wir sind alle ein Klub. Seit ich hier bei GC bin, habe ich gemerkt, dass sich viele Fans nicht mehr mit dem Verein verbunden fühlen. Es ist unser Ziel und unsere Chance, diese Community wieder zusammenzubringen." Was ist ihr in den ersten drei Monaten besonders aufgefallen?
"Es wurde in den letzten 20 Jahren viel Schaden angerichtet. Was jetzt am meisten fehlt, ist Vertrauen. Es ist sehr schwierig für uns, dieses Vertrauen aufzubauen. Auch von Seiten der Medien ist zu spüren, dass sie uns nicht vertrauen. Das erwarte ich auch nicht, das müssen wir uns verdienen. Es gab in den letzten 20 Jahren viele Versprechungen und Enttäuschungen hier im Klub. Und das wollen wir anders machen."
Stacy Johns, blue Sport, 19.04.24
Wie wollen sie das anstellen? "Wir haben verstanden, dass das ein grosses Projekt ist. Ich will nicht sagen, dass wir komplett neu anfangen – wir wollen die Geschichte nicht vergessen – aber wir müssen zurück zu den Wurzeln." Was ist für sie die grösste Herausforderung?
"Das Vertrauen mit allen aufzubauen. Auch mit den Spielern. Was, wenn die ausbleibenden Resultate auf dem Platz daher kommen, weil sie uns zu wenig vertrauen? Und wie schnell können wir das aufbauen? Aber es geht auch um Vertrauen mit den Trainern, der Jugendabteilung. Auch auf der kommerziellen Seite bei Firmen für Partnerschaften oder Sponsoring ist Vertrauen die Grundlage. Wir müssen wissen, wer wir sind, was die Marke ist, eine Identität kreieren, mit welcher sich die Leute verbunden fühlen."
Stacy Johns, blue Sport, 19.04.24
Woher soll das Vertrauen kommen? "Die Grundlage wird Präsenz in Zürich sein. Wir hören das immer und immer wieder. Zuerst habe ich diese Sicht nicht verstanden, jetzt tue ich es. Wir werden die richtigen Leute in den Verein bringen, um das zu realisieren. Und ich verstehe die Wichtigkeit. Das sieht man von aussen nicht, aber nach Tagen und Monaten mit vielen Gesprächen schon." Sie selbst ist nur Interims-Präsidentin. Wie sieht es mit einer Nachfolge-Regelung aus?
"Ich war in den letzten Tagen immer wieder in Gesprächen. Es hat sich wegen der kritischen sportlichen Lage aber alles verzögert. Es war nicht geplant, noch in dieser Saison einen neuen Sportchef und Trainer zu installieren. Aber wir mussten reagieren und so rückte das für kurze Zeit vor die Präsidenten-Frage. (...) Wir schauen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft. Wenn die neue Struktur kommuniziert wird, was bald geschehen wird, werden die Leute verstehen, was wir damit meinen. Natürlich können wir von der Vergangenheit lernen, aber wir brauchen jemand Frisches. Jemand, der von hier ist, hier lebt. Jemand, der die Kultur wirklich versteht. Jemand, der die Herausforderungen und Chancen sieht."
Stacy Johns, blue Sport, 19.04.24
Der Los Angeles FC hat auch mit dem FC Bayern München eine Partnerschaft. Sehen wir schon bald einige Bayern-Talente in Niederhasli trainieren? "Wir möchten auch unsere eigenen Talente entwickeln und fördern, das ist uns sehr wichtig. Es gibt die Möglichkeit des Netzwerks, aber keinen organisierten Plan. Es ist also nicht so, dass ich schon drei Spieler im Kopf habe, die von Bayern kommen werden. Bayern hat eine grossartige Akademie und weil sie unsere Partner sind, haben wir immer die Möglichkeit, uns auszutauschen. Es ist möglich, dass junge Spieler von den Bayern zum GCZ wechseln. Auch darum ist es wichtig für uns, in der Super League zu bleiben. Grundsätzlich möchten wir aber auch eigene Talente entwickeln und hervorbringen, das ist unsere Ambition."