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Ende September 2022 stellte der FC Zürich den erst wenige Monate zuvor eingestellten Cheftrainer Franco Foda nach einem desolaten Saisonstart und nur zwei Punkten aus den ersten acht Meisterschaftsspielen per sofort frei. Kurze Zeit später präsentierte die Klubführung den hierzulande unbekannten Bo Henriksen als neuen Übungsleiter. Der Däne schaffte es, den auf dem vorletzten Rang stehenden Verein innert kurzer Zeit auf die Siegerstrasse zurückzuführen und rettete die Mannschaft bis zum Ende der Saison nicht nur vor dem Abstieg in die Challenge League, sondern liess den FCZ zwischenzeitlich gar von einer Europacup-Qualifikation träumen. Mit seiner impulsiven Art gab er an der Seitenlinie bis zuletzt in jedem Spiel 110 Prozent und reiste dadurch seine Mannschaft wie auch das Publikum mit.
In der laufenden Saison begann sich das Interesse der Medien trotz einer sportlich äusserst soliden Hinrunde, die nur aufgrund der letzten drei Partien nicht auf dem zweiten Tabellenrang beendet wurde, schnell auf seine Person zu verlagern. Grund dafür war die ungeklärte Vertragssituation. Henriksens Arbeitspapier lief eigentlich bis Ende Saison und der Verein wollte die Zusammenarbeit fortführen. Auch die Installation von Milos Malenovic als neuen Sportchef änderte nichts an den Absichten der FCZ-Führung. Allerdings liess sich trotz guter Gespräche keinen gemeinsamen Nenner finden, weshalb der Klub vergangene Woche das Ende der Zusammenarbeit per Sommer 2024 ankündigte. Nun trennen sich die Wege bereits vorzeitig, wobei der Zeitpunkt für den Stadtclub mehr als ungünstig kommt.
Nach einem verpatzten Rückrundenstart mit nur zwei Punkten aus den ersten vier Spielen in diesem Kalenderjahr glückte vergangenen Samstag der Befreiungsschlag im Derby gegen die Hoppers. Der 1:0-Sieg war Balsam für die FCZ-Seele, wobei der Triumph gegen den Lokalrivale GCZ seinen Teil zur Euphorie beitrug. Und dennoch kommt der Zeitpunkt von Henriksens Abschied mehr als ungelegen.
Einerseits zeigte der Verein wie erwähnt zuletzt keinen überzeugenden Fussball. Henriksen bewies bereits bei seinem Amtsantritt, dass er weiss, wie man einen Klub aus der Krise führt. Während dies aktuell auch der FCZ mehr als gebrauchen könnte, macht sich mit dem 1. FSV Mainz 05 per sofort ein Bundesligist diese Fähigkeiten des Dänen zunutze. Die Mannschaft von Silvan Widmer steht auf dem vorletzten Rang und weist bereits vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz auf.
Zurück nach Zürich: Anders als in den grossen europäischen Ligen ist das Transferfenster hierzulande noch bis zum 15. Februar offen. Obwohl Henriksen seit letztem Sommer und dem Abgang von Aiyegun Tosin einen Mittelstürmer forderte, blieb der FCZ auf dem Markt bislang inaktiv beziehungsweise holte lediglich einen 18-jährigen Stürmer für die Zukunft sowie einen Linksverteidiger per Leihe. Bis zum Ende der Saison werden der bisherige Assistenzcoach Murat Ural sowie Umberto Romano, der bis vor kurzem noch U19-Trainer war, die Geschicke übernehmen, haben aufgrund des bevorstehenden Transferschlusses jedoch so gut wie keine Möglichkeit, sich personell noch zu verstärken.
Hinzu kommt der neue Modus der Super League, der es dem neuen Trainergespann mit Blick auf die Tabelle nicht erlaubt, sich viel Zeit für Einarbeitung zu lassen. Klar, Ural kennt die Mannschaft durch seine Anstellung als Co-Trainer seit dem 01.01.2023 durchaus gut, dennoch ist die Rolle des Cheftrainers noch einmal eine andere Herausforderung. Für den FCZ geht es nach wie vor darum, nach 33 Runden unter den besten sechs Mannschaften zu stehen, um sich die Chance auf europäischen Fussball für nächste Saison zu wahren. Verpasst man dies, wird auch die Cheftrainersuche im Sommer schwieriger, da der Job dann deutlich weniger Reiz besitzt.
Während der FCZ aufgrund des unerwarteten frühzeitigen Abgangs also einiges zu bewerkstelligen hat, belohnt sich Bo Henriksen für solide Arbeit in der Super League mit einem Sprung in eine Top-5-Liga. Aufgrund des langen Zögerns vonseiten des Trainers in den Vertragsverhandlungen stellt sich die Frage, ob dieser womöglich nicht darauf spekulierte, dass sich noch während der laufenden Saison eine Möglichkeit für einen Wechsel in eine grössere Liga bieten sollte. Falls dem so wäre, ging sein Plan vollends auf.
Allerdings kann man dem dänischen Duracell-Männchen nicht vorwerfen, dass er nicht bis zuletzt vollen Einsatz zeigte. Zumindest was seine Auftritte in der Öffentlichkeit angeht, pulsierte er an der Seitenlinie im Derby wie eh und je und peitschte seine Mannschaft unerlässlich nach vorne. Zudem verhindert der vorzeitige Abschied auch ein womöglich unrühmliches Ende der gemeinsamen sportlichen Reise.
Hätte sich der FCZ nach dem verpatzten Rückrundenstart in den nächsten Partien nicht steigern können, während der Strich immer näher gekommen wäre, wäre eine Entlassung nicht auszuschliessen gewesen. So verlässt er Zürich nach 16 Monaten aus freien Stücken und darf stolz auf die geleistete Arbeit sein, die ihn nun erstmals in seiner Karriere in eine europäische Top-Liga führt.