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Die Erfolge der hohen Startnummern in den Speedrennen 2022/23

Wer den TV jeweils nach der Top-Startgruppe ausschaltet, wurde 2022/23 regelmässig bestraft

14. April 2023Raphael Dort
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Die Startreihenfolge im Ski Alpin bietet immer wieder Diskussionsstoff. Auf den Winter 2022/23 wurde an den Regularien im Speedbereich geschraubt. Wir rücken nun aber nicht die Top-Gruppen der Startliste in den Fokus, sondern die Athletinnen und Athleten, die mit ganz hohen Startnummern Spitzenresultate herausgefahren haben. 

Die FIS hat auf diesen Winter hin die Vergabe der Startnummer in den ersten beiden Startgruppen angepasst. Während die Top-10 davor eine ungerade Nummer zwischen 1 und 19 auswählen konnten, erhalten sie nun eine Nummer zwischen 6 und 15 zugelost. Die zweite Startgruppe wird neu per Losverfahren in die Bereiche 1 bis 5 und 16 bis 20 verteilt. Es gab die eine oder andere Stimme, die befürchtet hat, dass die Fans mit den neuen Startmodalitäten nach 15 Athleten oder Athletinnen den TV wieder ausschalten können, im Wissen, das Endergebnis bereits zu kennen. Die folgenden Statistiken verdeutlichen, wer dieses Vorhaben konsequent umgesetzt hat, wurde gnadenlos dafür bestraft.

Deutlich mehr Exploits mit hohen Nummern bei den Männern

Wir sind den Leistungen der ganz hohen Startnummern auf den Grund gegangen und konzentrieren uns in einem ersten Artikel einmal ausschliesslich auf die beiden Speeddisziplinen. In einem ersten Schritt haben wir die höchsten Startnummern zusammengestellt, die es in die Top-Ten in einem Rennen geschafft haben. In 18 Speedrennen der Männer, verteilt auf zehn Abfahrten und acht Super-G, haben im letzten Weltcupwinter die Athleten zu nicht weniger als 22 Top-Tens mit einer Startnummer von 31 und höher herausgefahren. Es handelt sich demnach um Athleten, die zum entsprechenden Zeitpunkt nicht zu den Top-30 der WCSL-Wertung, die Weltcupstartlisten-Wertung, gehört haben. 

Weil die Auflistung von 22 Resultaten zu lange werden würden, beschränken wir uns auf die Athleten mit den Startnummern 40+. Justin Murisier ist so der einzige aufgeführte Schweizer. Die Resultate von Gilles Roulin und Alexis Monney sollen dennoch erwähnt werden. Roulin fuhr mit der 35 in Bormio auf Rang acht, am Lauberhorn wurde Monney Zehnter und das trotz Startnummer 38. Das schlichtweg grösste Ausrufezeichen war wohl Cyprien Sarrazins Fahrt mit der Startnummer 61 auf Rang sechs bei der Abfahrt auf der Saslong. Für das beste Resultat aus der folgenden Auswahl sorgte ein Italiener, Florian Schieder wurde bei der ersten Abfahrt von Kitzbühel gar Zweiter. Schliesslich soll auch noch Nico Gauer erwähnt werden, der Mann aus Liechtenstein hat beim zweiten Nordamerikatripp für sein bestes Karriereergebnis gesorgt.

Mit Startnummer 40+ in den Top-Ten Männer

  • #40 Justin Murisier/SUI - 7. Abfahrt Bormio
  • #43 Lukas Feurstein/AUT - 6. Super-G Cortina d'Ampezzo I 
  • #43 Florian Schieder/ITA - 2. Abfahrt Kitzbühel I
  • #44 Jeffrey Read/CAN - 7. Super-G Cortina d'Ampezzo I
  • #45 Miha Hrobat/SLO - 7. Abfahrt Kitzbühel I
  • #48 Daniel Hemetsberger/AUT - 7. Super-G Lake Louise
  • #49 Matteo Marsaglia/ITA - 10. Super-G Cortina d'Ampezzo I
  • #51 Riley Seger/CAN - 10. Super-G Aspen
  • #51 Nils Allegre/FRA - 8. Abfahrt Val Gardena/Gröden I
  • #53 Nico Gauer/LIE - 6. Super-G Aspen
  • #61 Cyprien Sarrazin/FRA - 6. Abfahrt Val Gardena/Gröden II

Das genau gleiche Vorgehen haben wir auch bei den 17 Frauen Speedrennen durchgeführt. Die Frauen haben 2022/23 eine Abfahrt weniger ausgetragen als die Männer. Waren es bei den Männern noch 22 Top-Ten-Resultate mit einer Startnummer jenseits der Top-30, finden sich bei den Frauen nur deren fünf Athletinnen, denen dieses Kunststück gelungen ist. Drei dieser Resultate sind auf dasselbe Rennen zurückzuführen, zwar auf den zweiten Super-G von Kvitfjell in dem das Wetter im Rennverlauf deutlich besser geworden ist, was am Ende Nina Ortlieb zum Überraschungssieg mit Startnummer 31 gereicht hat. Stephanie Jenal hat sich im selben Rennen mit Startnummer 39 den zehnten Rang gesichert. Damit ist sie die Top-Ten-Fahrerin mit der höchsten Nummer im abgelaufenen Weltcupwinter. 

Mit Startnummer 31+ in den Top-Ten Frauen

  • #31 Franziska Gritsch/AUT - 7. Super-G Kvitfjell I
  • #31 Nina Ortlieb/AUT - 1. Super-G Kvitfjell II
  • #33 Emma Aicher/GER - 5. Super-G Kvitfjell II
  • #36 Laura Pirovano/ITA - 9. Super-G Lake Louise
  • #39 Stephanie Jenal/SUI - 10. Super-G Kvitfjell II

Ein gegenteiliges Bild bei den Podestplatzierungen

Wir haben in einem zweiten Teil die Schraube noch etwas angezogen und auf die Podestplatzierungen reduziert. Hier wurden jene Resultate berücksichtigt, die von Athletinnen und Athleten mit einer Startnummer 16 und höher herausgefahren wurden. Sprich zum Zeitpunkt als die zehn besten Startenden der jeweiligen Disziplin ihr Rennen bereits ins Ziel gebracht haben. Bei den Männern haben fünf Athleten den Sprung aufs Treppchen mit einer hohen Nummer geschafft, darunter auch Loïc Meillards Fahrt aufs Super-G-Podest von Bormio. Gleich doppelt gelungen ist es dem Italiener Mattia Casse. Für den grössten Überraschungsmoment sorgte den schon zuvor erwähnten Florian Schieder. 

Mit Startnummer 16+ aufs Podest Männer

  • #18 Daniel Hemetsberger/AUT - 3. Super-G Cortina d'Ampezzo II
  • #19 Mattia Casse/ITA - 3. Super-G Cortina d'Ampezzo I
  • #21 Loïc Meillard/SUI - 3. Super-G Bormio
  • #27 Mattia Casse/ITA - 3. Abfahrt Val Gardena/Gröden II
  • #43 Florian Schieder/ITA - 3. Abfahrt Kitzbühel I

Nun hat sich der Spiess gedreht, die Frauen lieferten hier deutlich mehr Resultate. 13 Podestplatzierungen gingen an Athletinnen, die spät gestartet sind. Siebenmal gehörte eine Podestfahrerin gar nicht einmal der zweiten Startgruppe an. Komplett vertreten ist das gesamte Podest vom besagtem zweiten Super-G in Kvitjfell. Auffällig ist die starke Ausbeute der Österreicherinnen, siebe Resultate gehen an unser östliches Nachbarland. Herausragend ist Cornelia Hütter, der das Kunststück dreimal gelungen ist. Aus Schweizer Sicht findet man Joana Hählen, die Zweite des Super-Gs von St. Anton. 

Mit Startnummer 16+ aufs Podest Frauen

  • #16 Cornelia Hütter/AUT - 2. Super-G Cortina d'Ampezzo
  • #18 Marta Bassino/ITA - 3. Super-G St. Anton II
  • #18 Ilka Stuhec/SLO - 2. Abfahrt St. Moritz II
  • #18 Joana Hählen/SUI - 2. Super-G St. Anton I
  • #20 Cornelia Hütter/AUT - 3. Abfahrt Lake Louise I
  • #20 Cornelia Hütter/AUT - 2. Super-G Lake Louise
  • #21 Federica Brignone/ITA - 2. Abfahrt Crans-Montana
  • #26 Laura Gauche/FRA - 3. Abfahrt Crans-Montana
  • #26 Franziska Gritsch/AUT - 3. Super-G Kvitfjell II
  • #26 Nina Ortlieb/AUT - 2. Abfahrt Lake Louise II
  • #29 Stephanie Venier/AUT - 2. Super-G Kvitfjell II
  • #30 Kajsa Vickhoff Lie/NOR - 2. Abfahrt Cortina d'Ampezzo II
  • #31 Nina Ortlieb/AUT - 1. Super-G Kvitfjell II
Gleich zwei Schweizerinnen standen am 14. Januar beim Super-G von St. Anton auf dem Podest. Für diesen Artikel ist Joana Hählen, die mit der Startnummer 18 ins Rennen gegangen ist, besonders interessant.

Was lasssen die statistischen Unterschiede nun für Rückschlüsse zu? Zusammengefasst lässt sich wohl sagen, dass die Breite im Männerbereich in den Speeddisziplinen deutlich grösser ist. Auch die Athleten ausserhalb der Top-30 sind für absolute Spitzenresultate gut. Während diese Exploits bei den Frauen deutlich seltener sind, lässt sich bei den Damen ein anderer Punkt mitnehmen. Innerhalb der Top-30 ist der Frauen-Zirkus deutlich ausgeglichener als bei den Männern, beziehungsweise die absoluten Top-Athletinnen sind nicht ganz so dominant, zumindest in den Speeddisziplinen. Was auf jeden Fall für beide Geschlechter gilt, diejenigen Fans, wie aufgrund der neuen Startnummerregelung sich erlauben nach den ersten 15 auf der Startliste den TV auszuschalten, werden ziemlich regelmässig dafür bestraft. 

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