


































































































Nach dem Abstieg aus der UEFA Nations League A startet die Schweiz mit vier Testspielen ins Jahr 2025. Es sind die ersten Freundschaftsspiele seit März 2022, die nicht als direkte Vorbereitung auf einen Grossanlass ausgelegt sind. Entsprechend nutzt der Nationaltrainer die Möglichkeit, um gegen Nordirland und Luxemburg zum grossen Verteidiger-Casting zu laden.
Mit acht Debütanten im Kalenderjahr 2024 hat Murat Yakin im Vorjahr den höchsten Wert seiner bisherigen Zeit im Nationalteam erreicht. Dass der Schweizer Nationaltrainer sich 2025 diesbezüglich übertreffen wird, scheint sehr wahrscheinlich zu sein. Alleine schon zu den ersten Testspielen des Jahres auswärts in Nordirland und in St.Gallen gegen Luxemburg wurden vier neue Gesichter eingeladen. Debütieren könnten gerade deren sechs Spieler, denn auch Pascal Loretz und Albian Hajdari warten noch auf das erste Länderspiel.
Nur eine Frage der Zeit war das erste Aufgebot für Super-League-Shootingstar Alvyn Sanches. Der 22-jährige Offensivspieler kann das freche und unberechenbare Element ins Spiel bringen, das mit dem Rücktritt von Xherdan Shaqiri verloren gegangen ist.
Eher unerwartet bis gar schon überraschend tauchen in der Abwehr drei neue Namen auf. Kein anderer Mannschaftsteil der Schweizer Nationalmannschaft wird zuletzt derart durchrotiert wie die Abwehr. Ein Faktor dabei ist sicherlich der Rücktritt von Fabian Schär nach der EURO 2024. Auch bei weiteren Schweizern aus dem erweiterten Kader ist die WM-Kampagne wohl die letzte, da ist beispielsweise an Silvan Widmer oder Ricardo Rodriguez zu denken.
Der Nationalcoach ist auf der Suche und hat schon im vergangenen Herbst damit begonnen, diversen Optionen eine Chance zu geben. Gregory Wüthrich, Aurèle Amenda und Miro Muheim haben in diesem Zuge im Nationalteam debütiert. Die Optionen in der Abwehr sind also eher mehr als weniger geworden und trotzdem testet Yakin fleissig weiter. Da spielen sicherlich auch die derzeitigen Verletzungen eine Rolle, aus diesem Grund fehlen beispielsweise Manuel Akanji und Becir Omeragic. Die Liste der möglichen Innenverteidiger ist allerdings lang.
Auch für die WM-Kamagne dürften Manuel Akanji und Nico Elvedi zwei Kaderplätze der Innenverteidiger einnehmen. Bei Routinier Ricardo Rodriguez spielt es eine Rolle, wie man ihn einzusetzen plant. Bei Real Betis spielt der Mann, der gleichauf mit Xherdan Shaqiri am zweitmeisten Länderspiele absolviert hat, wieder konsequent auf der Position des Linksverteidigers. Auch Leonidas Stergiou ist entsprechend als theoretische Option mit einem Stern gekennzeichnet. Wenn man nun mit neuen Namen gerechnet hätte, dann wohl mit Luca Jaquez, der kürzlich von Luzern nach Stuttgart den Schritt in die Bundesliga gewagt hat oder Joël Schmied, den es mit dem Wechsel vom FC Sion zum 1. FC Köln ebenfalls aus der Super League nach Deutschland gezogen hat. Oder vielleicht Karim Sow, Innenverteidiger aus dem Schweizer U21-Nationalteam. Alle drei stehen auf der Pikettliste. Yakins elfter Innenverteidigerkandidat kommt dann aber wirklich komplett aus dem Nichts.
Der 28-jährige Stefan Gartenmann steht komplett unerwartet im 26-Mann-Kader für die beiden Testspiele im März. Hinter den Kulissen ging so einiges ab, um diesen Einsatz möglich zu machen. Grundsätzlich ist Gartenmann Däne, hat dort auch zwischen der U16 bis zur U21 in den Nachwuchsnationalteams gespielt. In dieser Zeit kickte er bereits fernab der Heimat im Nachwuchs de SC Heerenveen. 2017 zog es ihn zurück nach Dänemark, erst zu SønderjyskE, 2022 dann zum FC Mitdtjylland. 2024 wurde er dänischer Meister, verabschiedete sich dann aber im Sommer nach Ungarn.
Der Ferencvárosi TC legte 670'000 Euro hin, um Gartenmann zu verpflichten. Sein Marktwert ist in den letzten Monaten aber auf 1.2 Millionen Euro gestiegen. Mit dem ungarischen Meister überwinterte der neue Schweizer Nationalverteidiger in der Europa League. Der zweikampfstarke Abwehrspieler, der im Defensivverhalten ein gutes Gespür für die Spielbewegung mitbringt, konnte Yakin von sich überzeugen. Seine Wurzeln im Thurgau haben eine Einbürgerung ermöglicht, erst seit Dienstag besitzt Gartenmann den Schweizer Pass, was ihn als weitere Innenverteidigeroption ins Rennen bringt. Zumindest von seinen Attributen her wirkt er wie ein passender Schär-Nachfolger. Yakin selbst habe ihn als Leaderfigur kennengelernt.
Noch viel offener ist die Situation auf den Aussenverteidigerpositionen. Yakin hat in der Vergangenheit durchaus bewiesen, dass er auf diesen Positionen auch gerne Mittelfeldspieler oder gar Flügelspieler einsetzt. Mit der Rückkehr zur Viererkette sind die gelernten Aussenverteidiger wieder gefragter. Anders als das Abwehrzentrum sind die bisherigen Optionen weniger breit gefächert. Hier probiert sich Yakin so richtig aus, aus den bisherigen acht Namen auf der Liste des Nationalteams - wovon Dominik Schmid aufgrund einer Verletzung noch nicht zum Einsatz gekommen ist - stehen nur zwei im Aufgebot. Auf der rechten Abwehrseite testet Yakin zwei ganz neue Optionen.
Rechter Verteidiger
Linker Verteidiger
Wenn auf der linken und rechten Abwehrpositionen nicht viele Alternativen zur Verfügung stehen, wäre ein Akteur, der auf beiden Seiten eingesetzt werden kann, ein absoluter Jackpot. Genau diese Rolle könnte künftig der gebürtige Waadtländer Isaac Schmidt einnehmen. Im letzten Sommer wechselte der Aussenverteidiger mit viel Offensivdrang vom FC St.Gallen nach England. Mit Leeds United ist Schmidt zwar auf Kurs, um in die Premier League aufzusteigen. In England kamen bislang aber erst 205 Spielminuten zusammen, über viel Spielpraxis verfügt der Rechtsfuss gerade nicht. Mit seinen Auftritten mit dem FC St.Gallen hat sich Schmidt diese Chance schon vor längerer Zeit verdient. Der Mann mit Wurzeln in Nigeria lief 2019 in zwei Partien für die Schweizer U20-Nationalmannschaft auf.
Auf die Südhalbkugel gereist ist der Nationaltrainer, um dort einen Abwehrspieler mit einem Millionenmarktwert zu besuchen. Lucas Blondel ist in Buenos Aires geboren. Seit 2023 spielt er für die Boca Juniors in der argentinischen Liga. Im Januar hat für ihn die neue Saison begonnen, zwischenzeitlich fiel er noch nach einem Schlag aus, zuletzt stand er dann wieder zweimal über 90 Minuten auf dem Rasen. Sein Aufgebot für die März-Länderspiele zeichnete sich nach Yakins Besuch in Argentinien ab. Der 28-Jährige besitzt einen Marktwert von 2.2 Millionen Euro. Blondel spielte in seiner Karriere bislang nie in Europa, es wird also gewisse Anpassungsfähigkeit vom rechten Abwehrspieler gefordert sein. Nach einer langen Zwangspause im vergangenen Jahr wegen eines Kreuzbandrisses ist es für Blondel eine grosse Chance.
Für die drei Abwehrspieler könnte die beiden Partien gegen Nordirland und Luxemburg der Startschuss zu einer etwas unerwarteten Länderspielkarriere werden. Wissen sie zu überzeugen, sind sie heisse Kandidaten für einen Platz im Kader für die WM-Qualifikation im Herbst. Auf jeden Fall werden die Karten in der Abwehr neu gemischt.