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Mathias Flückiger gibt sein Comeback

Von der schlimmsten Zeit seines Lebens zurück in den Rennsport

2. März 2023sport.ch

Der Schweizer Mountainbiker Mathias Flückiger ist nach über einem halben Jahr erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Er erzählte seine belastende Geschichte. Und der Olympiazweite zeigte zusammen mit seinem Beraterteam auf, weshalb es wissenschaftlich und juristisch gar nie zu einem «Dopingfall» hätte kommen dürfen. Nachfolgend findet ihr die Medienmitteilung aus der Sicht des Mountainbikers.


«Von einer Sekunde auf die andere war alles weg. Alles, was ich, meine Familie und mein Team aufgebaut und erreicht hatten. Meine Welt brach am 18. August 2022 in München zusammen. Ich durchlebte die mit Abstand schlimmste Zeit meines Lebens», eröffnete Flückiger die Medienkonferenz im Haus des Sports in Ittigen. Der 34-jährige Oberaargauer ergänzte: «Ich bin stolz, welche Hürden mein Team und ich im letzten halben Jahr gemeinsam genommen und was wir bis zum heutigen Tag erreicht haben.»

«Ich muss befreit auf den Rennplatz gehen können»
Der ehemalige Weltcupgesamtsieger gibt am 19. März 2023 am Schweizer Saisonauftaktrennen im aargauischen Gränichen sein eigentliches Comeback. Seinen Formstand testete er bereits am 26. Februar in Spanien, wo er in Banyoles als Sechster über die Ziellinie fuhr. «Damit ich als Athlet befreit auf den Rennplatz gehen kann, muss ich zuvor meine Geschichte erzählen und wichtige Fakten zum Fall präsentieren. Es geht mir nicht darum, zu urteilen oder zu verurteilen. Ich will aufzeigen, dass mein Fall zu einem Dopingfall wurde, obwohl es nie einen hätte werden dürfen.»

Mit seinem Anwalt und seinem wissenschaftlichen Berater rekapitulierte Flückiger den Fall chronologisch. Sie belegten zentrale Punkte teilweise mit Auszügen aus Originaldokumenten:

  • Das Dopinglabor Lausanne informierte Swiss Sports Integrity (SSI) am 11. Juli 2022 (fünf Wochen nach Probe an Schweizer Meisterschaften in Leysin) über ein «Atypical Finding» von 0.3 ng Zeranol. Es wies SSI darauf hin, dass dieses Testresultat auf eine Lebensmittelverunreinigung hindeuten könnte.
  • Statt wie von der Welt-Anti-Doping-Angentur (Wada) vorgeschrieben, leitete SSI nicht sofort das entsprechende Verfahren ein, sondern recherchierte fünf Wochen lang, wie dieses Resultat zu deuten sei. Am 18. August 2022 sprach die SSI dann eine provisorische Sperre gegen Flückiger aus.
  • Die Disziplinarkammer von Swiss Olympic (DK) bewertete dieses Vorgehen in ihrem Urteil vom 17. Dezember 2022 als Fehler. Die Stakeholder Notice der Wada sei in jedem Fall verbindlich. Die DK hob die provisorische Sperre auf, weil diese aufgrund des «Atypical Finding» nie hätte ausgesprochen werden dürfen.
  • Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Zeranol als Dopingmittel verwendet wird. Zeranol unterscheidet sich grundsätzlich von bekannten, in Sportkreisen benutzten Anabolika (wie etwa Clenbuterol und Nandrolon).
  • Es gibt viele mögliche Ursachen für die Kontamination. Kamber zeigte auf, dass solche immer wieder vorkommen. Gerade deshalb hat die Wada die Stakeholder Notice eingeführt wurde, um den Umgang mit Kontaminationen klar und fair zu regeln.
  • Am 10. Februar 2023 befragte SSI Flückiger. Hauptgegenstand war, wie es zu einer Kontamination hätte kommen können. 

An eine Rückkehr in den Rennzirkus dachte Flückiger lange nicht: «Für mehrere Monate wusste ich überhaupt nicht, ob ich je in den Spitzensport zurückkehren möchte. Wettkämpfe waren nicht nur in weiter Ferne, sie waren für mich inexistent. In dieser Zeit lebte ich von Tag zu Tag. Der Moment zählte. Es gab keine Zukunft, nur das Jetzt.»
Rund zweieinhalb Wochen vor dem Swiss Bike Cup-Rennen ist Flückiger zuversichtlich, was das Urteil in seinem Fall anbelangt. Doch die Ungewissheit, wie lange es noch dauert, ist äusserst belastend. «Ich hoffe sehr, dass die zuständigen Instanzen meinen Fall so schnell wie möglich abschliessen. Erst dann bin ich diese ständige, teilweise kaum aushaltbare Last endlich los.»

Flückiger machte sich Gedanken zum System: «Was mir widerfahren ist, kann jeder Schweizer Sportlerin und jedem Schweizer Sportler passieren. Es darf kein zweites Schicksal wie meines geben. Deshalb hoffe ich, dass es zu meinem Fall eine unabhängige Untersuchung gibt, woraus die notwendigen Schlüsse gezogen werden.» Abschliessend hielt Flückiger fest: «Ich möchte einfach das tun, was ich am liebsten tue: Mountainbiken! Mit uneingeschränkter Leidenschaft und mit uneingeschränkter Freude.»  

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