



























































































Der FC Zürich ist auf dem Winter-Transfermarkt besonders als Verkäufer aufgefallen. Mehrere Leistungsträger hat man ziehen lassen - dies muss kompensiert werden. Im Mittelfeld soll Jean-Philippe Gbamin für Verstärkung sorgen.
Geboren ist Jean-Philippe Gbamin im September 1995 in San-Pédro (Elfenbeinküste). Schon früh jedoch zog es den ivorisch-französischen Doppelbürger in seine zweite Heimat Frankreich, beim RC Lens kam er in den Jugendstationen unter und schaffte 2013 gar den Durchbruch in die erste Mannschaft. Mit den Nordfranzosen kickte der junge Mittelfeldspieler zunächst noch in der zweitklassigen Ligue 2, schaffte jedoch in der Saison 2014/15 den Aufstieg in die Ligue 1 und damit in die erste Top-Liga seiner Karriere.
Es sollte nicht die letzte bleiben. Im Sommer 2016 nämlich folgte für den talentierten Gbamin ein Wechsel: Für fünf Millionen Euro sicherte sich mit dem 1. FSV Mainz 05 ein Bundesliga-Club die Dienste des Ivorers. In Deutschland erarbeitete sich der damals 21-Jährige schnell einen Stammplatz, kam im Mittelfeld sowie in der Innenverteidigung zum Einsatz und kickte über drei Jahre für die Mainzer. 2019 kam es zum nächsten Karriereschritt.
Der Marktwert Gbamins war in seiner Zeit bei Mainz mächtig angestiegen - entsprechend waren interessierte Vereine gezwungen, tief in die Tasche zu greifen: Unglaubliche 25 Millionen Euro blätterte der FC Everton hin, um den Ivorer in den eigenen Reihen zu wissen. Er wurde damals zum zehnt-teuersten Spieler, den die Toffees je verpflichtet hatten. Den entsprechend hohen Ansprüchen konnte Gbamin in der Premier League allerdings nie gerecht werden. Dies aus einem frustrierenden Grund.
Nach nur zwei Spielen für seinen neuen Verein erlitt die Profikarriere Gbamins einen deutlichen Rückschlag. Eine Oberschenkelverletzung erwies sich als undenkbar hartnäckig, setzte Gbamin monatelang ausser Gefecht. In Liverpool konnte der ehemalige Mainzer stets nur zusehen, sah mit an, wie die Premier-League-Spiele aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurden und hätte somit eine Chance gehabt, bei den Nachholspielen wieder mitzuwirken.
Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit Jean-Philippe Gbamin: Als die entsprechenden Spiele im Sommer 2020 nachgetragen wurden, hatte der Ivorer bereits mit der nächsten Verletzung zu kämpfen, litt an einem Achillessehnenriss. Diesen setzte ihn auch noch für einen Grossteil der folgenden Saison ausser Gefecht, erst im April 2021 gab Gbamin sein Comeback, seine letzte Partie lag über eineinhalb Jahre zurück. Elf Minuten Premier-League-Fussball durfte der Mittelfeldspieler geniessen. Nach dem Spiel jedoch stellte man eine Innenbandverletzung fest - die Saison Gbamins war einmal mehr zu Ende.
So richtig zurückkämpfen konnte sich der Sechser nicht mehr. In der Spielzeit 2021/22 war er zwar nicht mehr von Verletzungspech geplagt, fand in der Mannschaft der Toffees jedoch keinen Platz mehr. Er kam nur vereinzelt zum Einsatz und wurde schliesslich als Leihgabe verabschiedet.
Es folgten Stationen in Russland (ZSKA Moskau) und der Türkei (Trabzonspor), bevor der FC Everton den Vertrag seines einst teuren Einkaufs im September 2023 auslaufen liess. Zwei Monate lang stand Gbamin vereinslos da, dann wagte er den Schritt in seine zweite Heimat.
In Frankreich nahm der USL Dunkerque die Dienste eines gestandenen Top-Liga-Spielers dankend an, stattete Gbamin mit einem Einjahresvertrag aus und profitierte von seiner Erfahrung. Endlich wieder Stammspieler stellte der Ivorer für seinen neuen Club den Ligaerhalt sicher, liess sich jedoch Ende Saison erneut verabschieden. Ausgedient hatte Gbamin noch nicht: Zumindest einen Anlauf wollte er in Sachen Topliga noch wagen.
Mit dem FC Nantes war es ein Ligue-1-Verein, der ihm diese Chance ermöglichte. Der Club aus der östlichen Bretagne nahm Gbamin in seinen Erstliga-Kader auf, bescherte ihm allerdings nur begrenzt Einsatzzeit. In der Hinrunde der Saison 2024/25 kam der Neuzugang zwar in 14 Ligaspielen zum Einsatz, stand jedoch meist nur für wenige Minuten auf dem Platz. 210 Minuten Spielzeit reichen für einen Spieler von Gbamins Klasse nicht aus, nach nur einem halben Jahr kam es zum Wechsel - diesmal in die Schweiz.
Beim FC Zürich stellt Jean-Philippe Gbamin einen von nur zwei Wintertransfers dar, aktiver war man auf der Verkaufsseite, gleich fünf hochkarätige Spieler verliessen den Verein in den letzten Wochen.
Der FCZ befindet sich in einer speziellen Situation. Eine Menge an Spielern, darunter auch etliche Leistungsträger, scheinen dem Verein den Rücken kehren zu wollen. Es kicken die Jungen, die Offensiven müssen hinten aushelfen, die Mannschaft droht ihr Rückgrat zu verlieren. Neuzugang Gbamin kommt in dieser Situation eine Schlüsselrolle zu. Als erfahrener Mittelfeldspieler soll er das Team von Ricardo Moniz stabilisieren, defensiv für Ruhe sorgen und im Spielaufbau gestalterisch mitwirken.
Eine grosse Verantwortung, mit der der Ivorer in Zürich konfrontiert wird. Das fussballerische Können ist Gbamin dabei nicht abzusprechen - es werden jedoch auch seine mentale Stärke, seine Motivation und seine Führungsqualitäten gefordert sein.