Dominik Schmid ist einer der aufregendsten Spieler der laufenden Super-League-Saison, ist mit der Captainbinde am Oberarm massgeblich am Aufwärtstrend der Bebbi beteiligt. Wir haben mit ihm gesprochen: Über den FC Basel, die Krise der Grasshoppers und die verträumten Nächte der Champions League.
Dem FC Basel läuft es zurzeit hervorragend. Mittlerweile steht ihr auf dem zweiten Tabellenplatz. Was macht ihr anders als noch zum Saisonbeginn?
Dass unsere gute Arbeit in der Vorbereitung noch nicht von Beginn weg Früchte tragen konnte, gehört ein wenig dazu. Ich bin aber nicht überrascht, dass wir nun da oben stehen. Wir trainieren gut, sind strukturiert und arbeiten seriös - ob in der Mannschaft oder im Staff. Die Maschinerie läuft und das wollen wir weiter so durchziehen.
Der FC Basel wirkt so stark wie seit Jahren nicht mehr. Greift man nun nach dem Titel?
Im November ist es definitiv noch zu früh, um an den Titel zu denken. Wir nehmen alles von Spiel zu Spiel. Wenn du alle Spiele gewinnst, dann wirst du Meister - doch das musst du erst einmal machen. Bis zum Dezember geben wir auf jeden Fall noch einmal Vollgas und dann greifen wir im Januar erneut an.
Die Stimmung im und um den Verein dürfte derzeit prächtig sein. Wirst du jeweils auf der Strasse von den Fans angesprochen und wie war das letzte Saison, als es nicht gut lief?
Du wirst anders angesprochen, positiver. Wenn es nicht so läuft - so wie in der letzten Saison - gehe ich nicht so gerne raus. Basel ist eine Fussballstadt, jeder kennt jeden, das merke ich selbst auch. Nun ist jedoch vieles anders: Die Leute lachen, haben Spass und merken uns an, dass wir nicht locker lassen, nicht einen Prozent. Wir sind im Flow und ich denke, das sieht man uns an.
Mit Xherdan Shaqiri ist eine grosse Persönlichkeit zurück beim FCB, der auch sportlich Top-Leistungen beisteuert - wie schätzt du seine Wichtigkeit fürs Team ein?
Xherdan Shaqiri hat einen massgeblichen, wenn nicht den grössten, Anteil an unserem Aufwärtstrend. Seine Qualität konnte er in den letzten Spielen unter Beweis stellen. Er ist ein sehr wichtiger Teil, fordert viel von sich selbst und von uns Mitspielern - das pusht uns alle dazu, noch mehr zu geben, noch besser zu werden. Von daher ist klar: Shaqiri ist ein absoluter Mehrwert für unsere Mannschaft.
Xherdan Shaqiri ist jedoch nicht der einzige in Topform: Auch du zeigst durchs Band starke Leistungen - und das mit der Captainbinde am Arm. Fühlt man sich in dieser Rolle noch einmal anders?
Klar, gerade für mich, der aus der Region kommt, ist es ein sehr spezielles Gefühl, beim FCB die Binde zu tragen. Auf dem Platz verändert sich aber gar nicht so viel: Jeder kann mit seinen Mitspielern kommunizieren, jeder kann und soll auf seine Art Captain sein. Die Binde ist eine grosse Ehre, doch sie macht mich nicht zu jemand anderem.
Du zeigst sowohl offensiv als auch defensiv, was du drauf hast. Wo siehst du in deinem Spiel noch Entwicklungspotenzial?
Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. Ich könnte in Drucksituationen ruhiger sein, mehr mit meinem rechten Fuss bewirken oder auf den letzten 30 Metern noch bessere Entscheidungen treffen.
Auch bei den Grasshoppers hattest du bereits eine Leader-Rolle. Momentan läuft es in Zürich gar nicht nach Plan. Deine Meinung zur GC-Krise?
Natürlich, es tut weh! Ich habe über hundert Spiele für den GCZ absolviert, alles gegeben, um den Verein wieder in die Super League zu bringen und ich weiss, dass die Menschen in Zürich mit Herzblut dabei sind. Von daher geht die Krise natürlich nicht spurlos an mir vorbei. GC, als Verein, als Rekordmeister, gehört für mich in die Super League. Sei es für das Zürcher Derby, die Spiele gegen Basel - ich hoffe, dass sie es schaffen.
Kommen wir noch auf die Schweizer Nati zu sprechen. Dort hast du Ende August ein Nati-Aufgebot erhalten, konntest allerdings verletzungsbedingt nicht mittun. Das dominante Gefühl? Ehre oder Enttäuschung?
Das war beides gleich gross. Die Enttäuschung nach meiner Verletzung in Sion war riesig, ich hatte mich unglaublich auf die Nati gefreut, dachte, es sei der richtige Zeitpunkt.
Seither kam es für dich nicht mehr zu einem Platz im Nati-Kader. Deine Leistungen auf Clubniveau deuten es jedoch an - wann sehen wir Dominik Schmid in der Nationalmannschaft?
Wenn du das wissen willst, musst du Murat Yakin anrufen (lacht). Wieso es jetzt nicht gereicht hat, weiss ich nicht. Allerdings weiss ich, dass die Spieler, die ein Aufgebot erhalten haben, dieses absolut verdient haben. Ich hatte Kontakt mit Miro Muheim und habe ihm gesagt, wie sehr er es verdient hat, mit dabei zu sein. Jeder kriegt seine Chance - ich werde meine nutzen, wenn es so weit ist. Bis dahin gebe ich Vollgas und konzentriere mich auf den FCB.
Kommen wir nochmals zurück zum FCB. Im Sommer hast du deinen Vertrag verlängert, bist nun bis 2027 an Basel gebunden. Was kommt danach? Oder darf man einen Sprung in eine Top-Liga schon früher erwarten?
Wenn ich eines weiss, dann, dass im Fussball alles möglich ist. Allerdings fühle ich mich in Basel sehr wohl. Im Moment ist vieles möglich, und ich möchte mit dieser Mannschaft etwas erreichen. Was in Zukunft auf mich zukommt, weiss ich nicht, will ich auch gar nicht wissen.
Wie du sagst: Es ist vieles möglich. Über den Meistertitel haben wir schon gesprochen, wie sieht es auf internationaler Ebene aus. Europäischer Fussball - etwas, das dir durch den Kopf fliegt?
Diese grossen Champions-League-Nächte des FC Basel - als kleiner Junge war ich da stets mit dabei. Den FCB wieder an solche Ereignisse heranzuführen, wäre ein Traum für mich. Diese Nächte dereinst als Spieler mitzuerleben, ist sicherlich eines meiner grossen Ziele.
Hast du einen europäischen Herzensverein (mal abgesehen vom FC Basel) bei dem du gerne eines Tages spielen würdest?
Einen absoluten Lieblingsverein habe ich nicht. Ich schalte gerne den Fernseher ein, wenn der FC Barcelona spielt. Zu sagen, ich würde mich dort spielen sehen, wäre dann aber doch ein wenig zu weit gegriffen.