

























































































Schon am Donnerstagabend könnte die Ära Dan Tangnes in Zug zu Ende gehen, falls die Zuger nämlich auch die nächsten beiden Partien im Playoff-Viertelfinale gegen den HC Davos verlieren. Wenn dem nicht so sein soll, hängt viel von einer einzigen Person ab.
Seit der Saison 2018/19 steht Dan Tangnes in der Zentralschweiz an der Bande. Mit der Ankunft des Norwegers hat in der Schweiz eine Zuger Ära Einzug gehalten. Derzeit bestreitet der EVZ gerade die sechsten Playoffs unter dem 46-Jährigen, es ist Tangnes Abschiedsvorstellung. Dreimal führte er die Zuger bislang ins Finale. Als einzige Mannschaft krönte sich der EVZ während seiner Amtszeit zweimal zum Schweizer Meister. Die weiteren Titel teilten sich der SC Bern, der Genève-Servette HC und die ZSC Lions. Wenn die Zuger in der Zeit unter Tangnes eine Playoff-Serie verloren haben, dann gegen den späteren Meister.
Ausgerechnet gegen den HC Davos könnte der EV Zug erstmals unter Tangnes bereits im Playoff-Viertelfinale ausscheiden. Der EVZ-Coach als Lehrmeister könnte ausgerechnet seinem Zögling Josh Holden unterliegen. 2018 wurde der schweizerisch-kanadische Trainer unter Tangnes Assistenztrainer beim EVZ, nun stellt er seinen ehemaligen Club vor grössere Probleme. Noch in der letzten Runde der Regular Season sicherten sich die Zuger das Heimrecht. Ein Break nach einer 1:2-Niederlage im Spiel eins hat diesen Vorteil bereits am vergangenen Freitag zunichtegemacht. Der 5:1-Erfolg der Bündner am Sonntagabend war dann ein Statementsieg. Die Sorgen beim EVZ sind tief reichend, lassen gar Zweifel an einem möglichen Comeback aufkommen.
Betreffend Verletzungen und Ausfällen wird der EV Zug im Rahmen der Playoffs zum grossen Geheimniskrämer, es ist aber ein Verhalten, das auch bei anderen Clubs so gehandhabt wird. Man möchte sich in der heissen Phase der Saison um keinen Preis der Welt in die Karten blicken. Die Liste der Absenzen ist aber durchaus lang und das trotz der Pause vor dem Start in die Playoffs. Besonders die Defensive trifft es den EVZ hart. Die Ausfälle von Lukas Bengtsson, Tobias Geisser und Dominik Schlumpf hinterlassen grosse Lücken. In Spiel zwei verloren die Zuger mit Niklas Hansson gleich noch einen zweiten Importverteidiger, Tangnes rechnet mit einem vorzeitigen Saisonende des Schlüsselspielers.
Drei der sieben Verteidiger auf dem Matchblatt am Sonntagabend waren jünger als 20 Jahre. Leon Muggli aus diesem Trio ist wohl etwas anders einzustufen, der 2nd-Round-Pick der Washington Capitals wächst an der zusätzlichen Verantwortung. Für Ludvig Johnson und Mischa Geisser ist es allerdings die Premierensaison im Oberhaus und damit auch die erste Playoff-Teilnahme in der National League. Am Dienstagabend werden sie mutmasslich das dritte Zuger Verteidigungsduo bilden oder einer von ihnen muss gar neben Elia Riva im zweiten Duo verteidigen, sollten die genannten Ausfälle alle zutreffen.
In der zweiten Pause des ersten Duells meinte HCD-Stürmer Matej Stransky im Interview mit MySports, die beiden Top-Formationen der Teams neutralisierten sich in den Playoffs und es sei die dritte und vierte Linie, die häufig die Titel gewinne. In Anbetracht genau dieser Aussage sind die Ausfälle beim EVZ natürlich schwerwiegend. Auch dem HCD fehlen mit Joakim Nordström, Enzo Corvi und Yannick Frehner gleich drei Stürmer, der EVZ könnte hier mit Captain Jan Kovar, Fabrice Herzog und Mike Künzle gleichziehen.
In der Endabrechnung sind es wohl tatsächlich die Ausfälle in der Defensive, welche die Zuger besonders verwundbar machen. Mit dem HC Davos steht ihnen auch gleich schon im Viertelfinale ein Team gegenüber, das diese Schwachstelle gnadenlos ausnutzt. Hoffnung, neben gleich mehreren Wunderheilungen bis am Dienstag, kann dem EVZ eigentlich nur noch einer machen, Torhüter Leonardo Genoni. Nach dem fünften Gegentreffer war für ihn am Sonntag vorzeitig Feierabend. Eine Fangquote von 79.17 muss sich für den siebenfachen Meistergoalie angefühlt haben, wie ein Schlag in die Magengrube.
Nur ein Genoni in meisterlicher Verfassung kann aber allfällige Lücken in der Zuger Hintermannschaft kaschieren. Der Torhüter selbst wird auch um die Fortsetzung einer langjährigen privaten Serie kämpfen. Seit der Saison 2013/14 ist es ihm immer gelungen, in den Playoffs die Fangquote im Vergleich zur Regular Season hochzuschrauben. Diesbezüglich hat er sich selbst in dieser Spielzeit 91.9 Prozent vorgelegt, liegt nach zwei Viertelfinalspielen mit einer Fangquote von 86.0 Prozent allerdings deutlich unter dem Referenzwert. Natürlich ist auch ein Genoni darauf angewiesen, dass ihm eine sattelfeste Abwehr die Arbeit möglichst einfach macht. In der aktuellen Konstellation braucht es vom Routinier aber deutlich mehr. Womöglich reicht aber schon ein Genoni in "Playoff-Form", diese hat er definitiv noch nicht erreicht, aus, um zumindest zuhause die Serie zu verkürzen.
Ausgerechnet gegen den HC Davos hängt wieder einmal alles von dem Torhüter ab, der im Landwassertal seine ersten drei Meistertitel feiern konnte. Sollte die Ära Tangnes wirklich mit dem angeknockten Zuger Team bereits im Playoff-Viertelfinale gegen Davos enden, dürfte dies für die Bündner ein hervorragendes Omen sein. Wie schon erwähnt, musste sich der EVZ unter Tangnes ausschliesslich dem jeweils späteren Meister in den Playoffs geschlagen geben.