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Der grenzenlose Jubel der tschechischen Mannschaft und des stimmungsvollen Heimpublikums ist ein Bild, welches die Schweizer Eishockey-Fans wohl in Erinnerung behalten. Nicht, weil sie sich möglichst lange an die dritte Finalniederlage innerhalb von zwölf Jahren erinnern wollen, sondern weil es in zwei Jahren genauso aussehen könnte - natürlich nur in vertauschten Rollen. 2026 findet in Zürich und Fribourg die Eishockey-WM 2026 statt. Was wäre das für eine Geschichte, wenn sich die Schweizer Nationalmannschaft ausgerechnet am Heimturnier erstmals zum Weltmeister krönt!
Die erneute Qualifikation für den WM-Final ist ein starkes Indiz dafür, dass sich die Schweizer Nationalmannschaft auf dem richtigen Weg befindet, dass die "Mission Gold" vielleicht schon bald erfolgreich abgeschlossen werden kann. In allererster Linie hat dieses Turnier jegliche Zweifel am Trainerstab beseitigt. Die Saison des A-Nationalteams lief äusserst bescheiden, elf Niederlagen kamen auf der Euro Hockey Tour und an den ersten WM-Vorbereitungsspielen zusammen. Unter Fischer waren es immer Sichtungsmöglichkeiten, diverse National-League-Spieler durften sich beweisen. Trotzdem wurden ihm die vielen Niederlagen, gerade auch nach dem erneuten Viertelfinal-Aus an der letzten WM, angekreidet. Verstummen liessen die letzten Tage jegliche Kritik. Eins ist klar, Patrick Fischer wird auch 2026 an der Heim-WM an der Bande stehen.
Die Weltmeisterschaft in Prag hat noch einmal unterstrichen, welchen Stellenwert das Nationalteam hat. Ein Kevin Fiala ist trotz der Geburt seiner Tochter nur wenige Stunden danach in den Flieger gestiegen, um sich an der Weltmeisterschaft mit begeisternden Einsätzen die MVP-Auszeichnung zu verdienen und eigentlich auch um am Ende mit der Goldmedaille heimzukehren. Tiefer sind die Ambitionen von Superstars wie Nico Hischier, Roman Josi und Kevin Fiala bestimmt nicht. Dass die Heim-WM wohl wie ein noch stärkeres Magnet diese Spieler anziehen wird, ist wohl selbstredend.
Gleichwohl hat das Turnier in Prag auch gezeigt, dass die Schweizer Nationalmannschaft die Verstärkung aus Übersee braucht. Es ist in diesem Jahr wirklich glücklich zusammengekommen, dass gleich sieben NHL-Verstärkungen anreisen konnten. Zudem hat die Schweiz mit dem bereits genannten Trio, aber auch mit Nino Niederreiter und Jonas Siegenthaler auf Spieler zählen können, die dicht an ihrem Leistungsmaximum performen konnten. Unsere Aushängeschilder in Nordamerika sind selbst auf Weltklasseniveau Unterschiedsspieler.
Es ist natürlich nicht gesichert, dass alle diese Akteure auch in zwei Jahren für die Heim-WM verfügbar sein werden. Der Schweizer Staff wird sich aber genau angeschaut haben, wie es Tschechien in diesem Jahr gemacht hat. Lange liess der Gastgeber drei Kaderplätze offen, um noch mit Pavel Zacha, David Pastrnak und Martin Necas ordentlich nachzulegen. Ausgerechnet Topstar Pastrnak erzielte dann gegen die Schweiz den Gamewinner. Es ist anzunehmen, dass alle Legionäre, für die es irgendwie möglich ist, an der Heim-WM auf dem Eis stehen werden und im Schweizer Team Schlüsselrollen einnehmen.
Die Schweiz ist aber mehr als nur diese eine "Super-NHL-Linie". Das Schweizer Spiel ist in den letzten Jahren immer besser geworden, die Schwachstellen wurden eine nach der anderen ausgemerzt und dazu haben definitiv auch die Spieler aus der heimischen Liga einen grossen Teil dazu beigetragen. Das Nationalteam dürfte sich in den nächsten zwei Jahren nicht drastisch verändern. Selbst dem nimmermüden Andres Ambühl ist es zuzutrauen, dass er auch mit 42 Jahren vor dem gegnerischen Tor Unruhe stiftet.
Rücktritte dürfte es also aus dem Nationalteam kaum geben, selbst die Goaliefrage ist auf einer Position des Trios zu beantworten. Leonardo Genoni hat in Zug bis 2027 verlängert, dürfte also auch 2026 noch im Schweizer Tor stehen. Dahinter könnte die abgelaufene WM aber eine neue Zeitrechnung einläuten. Reto Berra - auch wenn er wohl angeschlagen war - muss um seine Position zittern. Mit Connor Hughes hat vor allem ein Schweizer Goalie diese Saison auf sich aufmerksam gemacht. Aber auch Luca Hollensteins Wechsel nach Davos dürfte ihn bei anhaltender Entwicklungskurve bald zum ernsthaften Nati-Thema machen.
Das Nationalteam muss also für 2026 nur punktuell verstärkt werden. Man sollte nicht vergessen, dass mit Denis Malgin und Grégory Hofmann zwei der torgefährlichsten NL-Schweizer verletzt gefehlt haben. Immer wieder sind Lücken aus dem eigenen Nachwuchs ein Thema, auf das hingewiesen wird. Es ist natürlich keinesfalls ein weitsichtiges Denken, aber bis 2026 sollte das noch nicht ins Gewicht fallen. Einzelne Youngster dürften sich dennoch ins Team spielen, wobei beispielsweise NL-Shootingstar Théo Rochette bis dahin zur NHL-Fraktion gehören dürfte.
Trainer und Kader sind also da bis 2026, wohl ohne dahinter ein Fragezeichen setzen zu müssen. Der letzte Punkt, der zu einem goldenen Heimturnier noch fehlt - abgesehen vom nötigen Spielglück, was vorgängig nicht beeinflusst werden kann - ist das Publikum. Auch in diesem Punkt muss sich die Schweiz keinerlei Sorgen machen. Der Schweizer Anhang hat im Verlauf der Weltmeisterschaft die beiden tschechischen Stadien förmlich eingenommen. Die Auftritte fernab der Heimat lassen gar keine Zweifel aufkommen, dass die Schweizerinnen und Schweizer die beiden Stadien und das ganze Drumherum nicht in einen Hexenkessel verwandeln. Es ist also schon jetzt angerichtet dafür, dass es die Schweizer Nati 2026 tut wie die Tschechen 2024.