




Der SC Bern dümpelt in dieser Spielzeit bislang mehr schlecht als recht durch die National League, ist man derzeit doch eher mit dem Kampf um die Pre-Playoff- denn um die Plätze für die direkte Playoff-Teilnahme mit dabei. Mit ein Grund dafür sind auch die bislang noch deutlich ausbaufähigen Leistungen einiger Import-Spieler, zu welchen definitiv auch Kaspars Daugavins zählt.
Nach sieben Jahren in der KHL, wo der Lette insgesamt 293 Skorerpunkte aus 459 Spielen erobern konnte, ist der mittlerweile 33-Jährige in die Schweiz zurückgekehrt. Der SCB ist nach Genève-Servette HC (2013/14) seine zweite Station in der National League. Vom neuen SCB-Sportchef Andrew Ebbett wurde Daugavins bei seiner SCB-Verpflichtung gelobt: "Er erfüllt alle Kriterien: Er kann Center und Flügel spielen, ist ein guter Läufer, ein zuverlässiger Skorer. Ich bin froh, konnten wir ihn verpflichten."
Eine witzige Anekdote am Rande: Ebbett und Daugavins spielten einst zusammen bei den Binghamton Senators in der AHL. Es war in der Saison 2006/07, als der damals 19-jährige Lette zum Team stoss, wo Ebbett bereits spielte. "Ich hatte die Chance, damals mit Andrew Ebbett zu spielen und vielleicht hat mir das nun auch geholfen", wie der Offensivspieler dem Slapshot-Magazin gesagt hat. "Aber ich muss mich auch bei meinem Agenten bedanken, dass er mir diesen Job verschafft hat. Und beim Klub, dass er mir diese Chance gibt und an mich glaubt."
Die Vorschusslorbeeren waren für Kaspars Daugavins auch darum so gross, da er bei Genf bereits bewiesen hatte, dass er in der National League ein grosser Skorer sein kann. Schliesslich glückten ihm damals im GSHC-Trikot satte 57 Skorerpunkte aus 56 Partien. Von solchen Werten ist er in dieser Spielzeit bislang noch weit weg, glückten dem Letten doch "erst" deren zwölf Skorerpunkte (vier Tore und acht Assists) aus 20 Partien. Auch sein ehemaliger Mitspieler und SCB-Sportchef Andrew Ebbett hat bereits öffentlich Kritik an seinen Import-Spielern geäussert. "Dominik Kahun erfüllt die Erwartungen. Die anderen wissen, dass sie sich verbessern müssen", wie er Mitte Oktober gegenüber der Berner Zeitung seinen Unmut über die bisherigen Leistungen äusserte.
Der Stürmer merkt definitiv, dass sich das Schweizer Eishockey in den sieben Jahren, in welchen er in Russland stürmte, weiterentwickelt hat. So ist das Spiel heute viel schneller und auch die NL-Spieler sind mittlerweile physisch stärker geworden. "Das ist hart, macht aber auch Spass, das Eishockey geht in die richtige Richtung", wie sich der SCB-Import beim Slapshot-Magazin zitieren lässt. Ganz allgemein schwärmt er von der Schweiz. "Es gibt nicht viel bessere Orte, um Eishockey zu spielen." Er selbst will wie bereits in seiner Genfer Zeit nun auch bei den Bernern seinen Stempel aufdrücken: "Ich versuche natürlich, meine Stärken einzusetzen. Das Spiel zu machen und smart zu sein. Wenn man smart spielt, kann man immer noch viel bewirken."
Das Renommee der Bären hat in den jüngsten Saisons zwar ein wenig gelitten, doch noch immer ist die Stahlkraft der Mutzen gross, wie der Lette meint: "Der SCB ist eine grossartige Organisation. Ein Klub kann nur so viele Titel gewinnen, wenn fast alles stimmt. Das beginnt beim Management, geht weiter zu den Coaches bis zu den Spielern. Wenn man 16'000 oder 17'000 Fans im Stadion hat, muss man für deren Erwartungen spielen. Und wenn man daraus positive Energie ziehen kann, macht es einen besser." Er sieht seine Mannschaft mittlerweile auf dem richtigen Weg, auch wenn noch viel Arbeit wartet:
"Wir haben viele junge Spieler im Team, die es sich noch nicht gewöhnt sind, in einem vollen Stadion zu spielen. Zum Teil haben wir kindische Fehler begangen, welche uns die Spiele kosteten. Man kann das immer auf die Nervosität oder solche Dinge abschieben. Aber wir sehen auch auf den Aufnahmen, dass wir bessere Entscheidungen fällen müssen, statt nervös zu sein. Ich denke jedoch, dass wir in die richtige Richtung gehen und solange wir damit umgehen können, ist alles gut."
Kaspars Daugavins, Slapshot-Magazin, Ausgabe Oktober/November 2021
Daugavins hat in Bern einen Vertrag bis 2023 unterschrieben und er will dabei mithelfen, den SCB wieder dorthin zu führen, wo er vor nicht allzu langer Zeit bereits war. "Es ist in jedem Spiel mein Ziel aufs Eis zu gehen und etwas Gutes für das Team zu tun. Tore und Skorerpunkte erzielen, ist schön. Aber der Hauptjob für uns ist: Wir wollen in die Playoffs kommen!" Dort sei dann alles möglich, wie er sagt. "Am meisten in deinen Erinnerungen bleibt, wenn man Titel gewinnt und nicht, wenn man eine Saison hatte, in der man selber viele Punkte erzielte." Das Wohl der Mannschaft steht für den Routinier vielmehr im Mittelpunkt als die eigenen (statistischen) Werte. Schliesslich braucht es für das ganz grosse Ziel von Daugavins jeden einzelnen im Verein. Es geht für ihn beim SCB in erster Linie darum, sich bei den Fans ins Gedächtnis einzubrennen: "Es ist ein harter Weg bis zu einem Titel, aber wenn man einen gewinnt, bleibt das für immer in Erinnerung. Jeder Spieler will gewinnen und geniessen."