









Die Ausgangslage vor den 139. US Open verspricht Spannung. Für Roger Federer steht viel auf dem Spiel.
Djokovic, Nadal und wieder Djokovic – so hiessen die Champions der diesjährigen Grand-Slam-Turniere. Mit den US Open startet am Montag das letzte der vier Major-Turniere. Obwohl der Favoritenkreis bei den Männern einmal mehr klein ist, verspricht die Ausgangslage ein interessantes Turnier. Wir werfen einen Blick auf die fünf heissesten Titelkandidaten.
Mit dem Turniersieg beim Rogers Cup in Montreal hat Rafa Anfang August ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Spanier hat die Halbfinal-Niederlage von Wimbledon offenbar gut verdaut und ist bereit für den Saisonendspurt. Dass man mit Nadal bei den US Open rechnen muss, hat er schon dreimal unter Beweis gestellt, zuletzt 2017. Für den "Stier von Manacor" spricht nicht nur die aktuelle Form, sondern auch die Auslosung. Die ganz grossen Brocken fehlen im Tableau des 33-Jährigen, seine ärgsten Konkurrenten Roger Federer und Novak Djokovic befinden sich in der anderen Hälfte.
Bahn frei also für Rafas Grand-Slam-Titel Nummer 19? Einem dürfte das gar nicht gefallen: Roger Federer. Denn wenn Nadal bei den US Open die Trophäe holt, fehlt ihm nur noch ein grosser Titel bis zur Bestmarke des Schweizers.
Nach dem dramatischen Finalsieg in Wimbledon hat sich der Djoker eine kleine Auszeit gegönnt und ist erst beim Masters in Cincinnati auf die Tour zurückgekehrt. Dort scheiterte er im Halbfinale am späteren Turniersieger Daniil Medvedev. Ein Grund zur Sorge? Nicht wirklich. Schliesslich hat der Serbe in dieser Saison abseits der Grand-Slam-Turniere selten überzeugt. Umso überzeugender waren seine Auftritte bei den Majors: Titel in Melbourne, Halbfinale in Paris und Titel in Wimbledon.
Zwar hat es die Auslosung mit Novak Djokovic nicht gut gemeint, doch trotzdem gilt: Alles andere als der Finaleinzug des 32-Jährigen wäre eine Überraschung. Damit würde er auch seine Spitzenposition in der Weltrangliste festigen, in der er Federers Rekord von 310 Wochen als Nummer 1 immer näher kommt.
Im Gegensatz zum Turnier von Wimbledon, wo Roger Federer Jahr für Jahr als einer der absoluten Topfavoriten antritt, gehört der Maestro bei den US Open in dieser Saison "nur" zu den Herausforderern. Denn sein letzter Titel in Flushing Meadows ist bereits elf Jahre her, im Finale stand er zuletzt 2015. Nach der frühen Achtelfinalniederlage in Cincinnati steht zudem ein grosses Fragezeichen hinter der Form des 38-Jährigen. Hat er die bittere Wimbledon-Niederlage bereits aus dem Kopf gekriegt? Ist er noch hungrig genug für Grand-Slam-Titel Nummer 21?
Einmal mehr spielt der Maestro in New York zudem nicht bloss um einen Grand-Slam-Titel. Er spielt um die Tennisgeschichte. Gewinnt mit Nadal oder Djokovic einer seiner Erzrivalen das Turnier, dann machen sie dem Baselbieter dessen Stellung in den Geschichtsbüchern streitig. Nadal könnte ihm seinen Grand-Slam-Rekord abjagen, Djokovic den Weltranglisten-Rekord. Der sechste Titel in New York wäre für Federer also Gold wert.
Finale in Washington, Finale in Montreal und Turniersieg in Cincinnati: Daniil Medvedev hat sich mit seinen starken Auftritten in den letzten Wochen in die Rolle des grössten Herausforderers der Big 3 bugsiert. Der junge Russe hat 14 seiner letzten 16 Partien gewonnen und dabei unter anderem Novak Djokovic und Dominic Thiem besiegt.
Auf Grand-Slam-Stufe kam Medvedev allerdings noch nie über das Achtelfinale hinaus. Zudem könnte es bereits in einem allfälligen Viertelfinale zum Duell mit Novak Djokovic kommen. Dass der 23-Jährige in New York zum vierten Mal innerhalb weniger Wochen in ein Finale einzieht, scheint also eher unwahrscheinlich.
Obwohl sein letzter Grand-Slam-Titel bereits drei Jahre her ist, muss man "Stan the Man" bei jedem grossen Turnier auf dem Zettel haben. Schafft es der Romand, die ersten drei, vier Runden zu überstehen und sich in einen Rausch zu spielen, ist er kaum zu stoppen. Dass er bei den diesjährigen US Open bereits im Achtelfinale auf Novak Djokovic treffen könnte, ist aus der Sicht des Schweizers kein Weltuntergang. Im Gegenteil: Schafft es Wawrinka bis dahin, könnte diese Partie die grosse Wende in einer bislang eher durchzogenen Saison werden.
Und was ist mit dem Rest? Dominic Thiem, immerhin die Weltnummer 4, ist nach einer in Montreal aufgeschnappten Krankheit noch nicht ganz fit. Stefanos Tsitsipas, zu Beginn des Jahres noch der Überflieger der Saison, kämpft seit einigen Wochen mit starken Formschwankungen. Nick Kyrgios kann bekanntlich jeden Gegner bewzingen, schlägt sich aber früher oder später meist selbst. Kei Nishikori dürfte – wie fast immer – alle Gegner aus dem Weg räumen, bis er sich in der Runde der letzten Acht den Big 3 beugen muss.