





























Die Mehrheit der Clubs der National League befindet sich bereits in der langen Sommerpause. Mit dem rasant heranrückenden Saisonende stellt sich bei einigen Spielern die Frage, wie es nach der Sommerpause für sie weitergehen wird. In den nachfolgenden drei Fällen ist diese Frage eng verknüpft mit einem möglichen Karriereende.
Nach sechs Jahren beim EHC Biel hat sich Luca Cunti bei den Seeländern vor wenigen Tagen verabschiedet. Der 35-jährige Stürmer bestritt 279 Spiele für den EHC Biel, dabei sind ihm 145 Scorerpunkte gelungen. 2023 kam er bei den Seeländern seinem dritten Meistertitel in der Karriere ausgesprochen nahe. Erst im Spiel sieben der Finalserie entschied sich, dass es vorerst doch bei den beiden Titeln mit dem ZSC bleiben sollte. Der Center kann auf 643 Partien in der höchsten Schweizer Liga zurückblicken.
Die durchschnittliche Eiszeit des Routiniers war in den letzten Jahren stark rückläufig. Von 16:42 Minuten in der Regular Season 2022/23 ist sie über einen Zwischenschritt von 15:55 Minuten in der Vorsaison auf 14:46 Minuten pro Spiel gesunken. Diese Entwicklung durfte durchaus als Hinweis verstanden werden, dass die Zeit von Cunti in Biel wohl bald zu Ende gehen wird. So ist es nun gekommen und der gebürtige Zürcher hat seine Zukunft im Profi-Eishockey offen gelassen.
"Aktuell weiss ich noch nicht, wie meine Zukunft aussieht. Ob ich meine Karriere fortsetze oder ein neues Kapitel ausserhalb des Profi-Hockeys beginne – ich nehme mir die Zeit, alles in Ruhe zu überdenken. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt und freue mich auf neue Herausforderungen."
Luca Cunti, EHC Biel-Bienne, 28. März 2025
Ein erneuter Vereinswechsel hätte noch vor wenigen Wochen überrascht, wonach die Tendenz zum Karriereende naheliegend scheint. Optionen in der National League dürften sich für Cunti, wenn überhaupt, nur wenige ergeben. Vor allem das Kellerteam HC Ajoie war zuletzt immer wieder ein dankbarer Abnehmer von routinierten Spielern, auch der EHC Kloten könnte eine junge Mannschaft noch mit etwas Erfahrung stärken, da gäbe es später im Artikel aber eine andere Möglichkeit. Vielleicht wäre eine Rückkehr zu den Wurzeln eine Option, bei den GCK Lions wäre die Routine von Cunti sicherlich gefragt. Die Chance scheint aber wirklich gross, dass die 2:4-Niederlage am 1. März die letzte Partie seiner Karriere war.
Der EHC Kloten setzt in der kommenden Saison auf eine Verjüngung bei der Besetzung der Torhüterposition. Der 35-jährige Sandro Zurkirchen wird durch den 24-jährigen Davide Fadani und den 20-jährigen Ewan Huet abgelöst. Da man eine weitere Saison auf Ludovic Waeber als verlässliche Nummer eins bauen kann, scheint es die weitsichtig korrekte Entscheidung zu sein, dahinter jüngeren Goalies die Entwicklungschance zu gewähren. Zurkirchen bringt das allerdings in eine heikle Situation, denn es steht ein Sommer bevor, in dem kaum Bewegung ins Torhüterkarussell kommen wird.
Der routinierte Schlussmann hat bei den Flughafenstädter in dieser Saison aber durchaus seinen Wert bewiesen. Mit einer Fangquote von 91.55 Prozent liess er in der Regular Season gar Ludovic Waeber mit seinen 90.25 Prozent hinter sich. In den Playoffs behauptete sich dann aber der Nordamerika-Rückkehrer. In der heissen Phase der Saison schraubte Waeber seine Fangquote bei den vier Einsätzen gegen die ZSC Lions auf 92.42 Prozent hoch. Zurkirchen seinerseits vermochte beim Start in die Viertelfinalserie nicht zu überzeugen, eine Fangquote von 80 Prozent war keine Werbung in eigener Sache.
Die Situation für den 423-fachen NL-Torhüter ist ausgesprochen schwierig. Alle 14 Teams haben ihre Torhüterduos für die kommende Saison zusammen, elf Clubs werden auf ein Schweizer Duo setzen. Weil gleich mehrere jüngere Torhüter aus der Swiss League nachstossen, dürfte es für Zurkirchen keinen Platz mehr haben. Beispielsweise die SCL Tigers schliessen die Lücke nach dem Abgang von Stéphane Charlin mit Robin Meyer. Die Situation würde sich gar noch verkomplizieren, sollte Connor Hughes aus Nordamerika zurückkehren. Für Zurkichen gibt es grundsätzlich eine Hoffnung, ein Aufstieg des EHC Visp würde ihm die Option auf einen Platz in einem NL-Torhüterduo ermöglichen. Bleiben die Walliser unten, müsste er wohl mit der Zweitklassigkeit vorliebnehmen und hoffen, im Verletzungsfall in die National League beordert zu werden. Ob ihm dieser Aufwand mit 35 Jahren die Mühen aber wert sind, wird Zurkirchen schlussendlich selbst entscheiden müssen.
Etwas in Vergessenheit geraten ist Denis Hollenstein. Das erstaunt allerdings insofern nicht, als der Flügelstürmer in der laufenden Saison keine einzige Meisterschaftspartie bestreiten konnte. Eine Knieverletzung hat ihn die gesamte Spielzeit ausser Gefecht gesetzt. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League kehrte Hollenstein aufs Eis zurück, danach war für ihn die Saison erneut aus verletzungsbedingten Gründen gelaufen. Für Hollenstein war es das letzte Vertragsjahr bei den ZSC Lions. Nach sieben Jahren in der Lions-Organisation stellt sich die Zukunftsfrage.
Im Rahmen des Playoff-Viertelfinales ging watson-Kolumnist Klaus Zaugg auf Spurensuche, wohin es den Angreifer führen könnte. Für Hollenstein selbst gibt es vorerst nur eine Priorität, und zwar gesund werden. Natürlich wäre das die Basis dafür, um überhaupt nochmals einen Vertrag in der National League zu unterzeichnen. Anders als bei den beiden vorangegangenen Akteuren ist sein Abgang bei seinem aktuellen Club aber keine beschlossene Sache. Eine Vertragsverlängerung ist durchaus eine Option, Sportchef Sven Leuenberger bestätigte gegenüber dem Kolumnisten, in Gesprächen mit Hollenstein zu sein. Eine durchaus andere plausible Möglichkeit wäre eine Rückkehr nach Kloten. Bei seinem Jugendverein trug er drei Saisons das "C" auf der Brust. Seine Routine wäre bei den Flughafenstädter sicherlich gefragt. Kehrt Hollenstein zum EHCK zurück, würde das die mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eingeschätzte Option für Luca Cunti wohl eliminieren.